Hans Christian Andersens schönste Märchen Teil 1, gelesen von Peter
Kaempfe, Birte Kretchmer und Anne Moll, audiolino Verlag
Der Däne Hans Christian Andersen sammelte Volksmärchen aus dem
skandinavischen und deutschen Sprachraum, sowie dänische, deutsche und
griechische Sagen und bearbeitete sie bis sie seinen literarischen Ansprüchen
genügten. So schuf er die bedeutsamsten Kunstmärchen des Biedermeier, die auch
heute noch zur Weltliteratur gehören. Der damals erschienene Band „ Märchen,
für Kinder“ enthielt 156 Geschichten, die besonders in Deutschland beliebt
waren.
Dieser Teil enthält die Märchen:
- Das hässliche Entlein
- Was die
Distel erlebte
- Däumelinchen
Die Geschichte vom hässlichen kleinen Entlein ist
auch heutzutage noch aktiv im Sprachgebrauch, das Sinnbild für verkannte
Schönheit und Größe. Mir war aber überhaupt nicht mehr bewusst, wie lang die
Erzählung in voller Länge ist und wie brutal. Gleichzeitig ist das Schicksal
des gepeinigten Außenseiters aber aktueller denn je und von erstaunlicher
Vielschichtigkeit. Es folgt die Geschichte von der Distel, die am Rande des
Schlossparks wuchert, und über ihre Bedeutungslosigkeit traurig ist, bis sie
von einer reichen schottischen Erbin gewürdigt wird. Nun hofft sie jeden Tag
auf einen Umzug in den Schlosspark, welcher jedoch enttäuscht wird. Doch auch
wenn ihr Standort bleibt, so werden doch ihre Nachkommen gewürdigt, was für den
Stolz einer Mutter eine noch größere Freude ist, wobei sie ihre Unsterblichkeit
in einem Märchen erlangt. Welch größere Anerkennung kann man sich wünschen?
Dieses Märchen ist wohl für Kinder noch schwerer zugänglich. Gerade Stadtkinder
haben sicherlich keine Vorstellung von einer Distel und noch weniger von der
Schwierigkeit ein solches Gewächs auf Dauer von seinem Standort zu entfernen,
auch wenn es in seiner Blüte aus der Ferne wunderschön zu bewundern ist. Auch
wenn das Sujet nicht der kindlichen Vorstellung von Märchen entspricht, ist
diese sprachliche Fassung jedoch unglaublich schön, ebenso wie ihr
Aussagegehalt. Manchmal kommt alles ganz anders als, man es sich wünscht und
ist dabei doch eigentlich noch viel schöner, als erhofft. So folgt man ihr
gerne, auch wenn sie inhaltlich nicht ganz so spannend ist. Auch das dritte
Märchen zeugt von großem Leid und Armut. Eine arme Frau wünscht sich sehnlichst
ein Kind und weiß nicht, wie sie an eines kommen soll. Sie geht zu einer
Kräuterhexe, die ihr ein Samenkorn verkauft. Aus der Blüte der Tulpe, die daraus
wächst, pflückt sie ein winziges feines Mädchen, nur daumesgroß und daher
Däumelichen getauft, das sie mit seiner Lieblichkeit betört. Doch auch die
fiese Kröte, findet sie lieblich und stiehlt sie als Braut für seinen Sohn. Zum
Glück kann sie noch vor der Eheschließung entkommen und muß nicht mit dem
Krötensohn im Morast leben. Doch auch ihre nächste Station ist nicht so schön,
wie bei seiner „Mutter“. Es folgt eine Odyssee, in der Däumelinchen einiges an
Leid erfährt, ehe sie ihr Glück findet. Zum Einschlafen ist es bisweilen etwas
gruselig, wie Däumelinchen so entführt wird und auch später unter der Erde ohne
Sonnenlicht leben muss. Auch diese Zwangsehen, die Däumelinchen ständig
bevorstehen, sind in unserem Kulturkreis zum Glück nicht mehr alltäglich. Das
Ende der Geschichte erinnert jedoch mehr an die von Disney-Verfilmungen und ist
daher für Kinder leichter zugänglich.
Peter Kaempfe, Birte Kretschmer und Anne
Moll sind bewährte und beliebte Sprecher mit sehr angenehmen Stimmen. Ruhig
tragen sie die märchenhafte Stimmung. Sie betonen gekonnt, ohne es zu
übertreiben und die märchenhafte Stimmung zu stören. Es macht Spaß ihrem
unaufgeregten Vortrag zu folgen und sich von der Schönheit von Andersens
Sprache einfangen zu lassen.
Mir persönlich, aber auch meinen Töchtern liegen
die Märchen des zweiten Teils dieser Reihe deutlich mehr als die des
Auftaktbandes. Dennoch beeindruckt mich die wunderbare Vertonung der
märchenhaften Erzählweise und deren Aktualität nach all den Jahren!
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Audiolino Verlag für dieses sprachlich
wunderbare Hörbuch
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