Was Jungs mit 15 wollen und warum ich das weiß, Heike Abidi, Oetinger
Justine ist 15 Jahre alt und weiß schon ganz genau was sie will. Nämlich in
ihrem geliebten Internat bleiben und sich auf das Jurastudium vorbereiten,
Hockey spielen und Querflöte im Orchester. Zu dumm nur, daß ihre Mutter ihren
Spitzenmanagerjob an den Nagel gehängt hat, um sich mit „Lolas Liebesschule“
selbstständig zu machen. Das Schulgeld kann sich ihre Mutter daher erst mal
nicht leisten und Justine muß nun auf eine Gesamtschule gehen. Aber zum Glück
ist sie vernünftig und akzeptiert, was sie ja eh nicht ändern kann und macht
doch lieber das Beste draus. Ihre Geduld wird auf eine harte Probe gestellt,
als ihre Mutter sie und ihren Gepäckberg noch nicht einmal vom Bahnhof abholt.
Zum Glück trifft sie dort auf die coole Giulia, die mit anfasst und die ihr
sofort sympathisch ist. Sie geht sogar in ihre Klasse! Eigentlich alles
bestens, würde sie sich nur nicht über all die dummen Kommentare ihrer
Mitschüler wundern. Noch mehr wundert sie sich, als sie merkt, daß es in
Wirklichkeit die Gedanken aller Männer und Jungs in ihrer Umgebung sind, die
sie hört, seit sie ein Kugelblitz getroffen hat. Dieses Gedankenwirrwarr ist
unglaublich anstrengend, aber auch ganz praktisch, wenn sie an Lenny mit dem
süßen Grinsen denkt, denn der scheint ja
eigentlich nur sehr schüchtern zu sein, wenn man seinen Gedanken glauben
schenken darf...
Vorsicht! Warnung: wenn man beginnt zischt man nur so durch das Buch! Die
Geschichte ist wirklich süß und witzig und die Hauptpersonen einfach nur zum
Gernhaben, ohne nervig perfekt zu sein. Es ist locker, flockig und doch
fesselnd geschrieben. Zwischendurch sind ein paar Chat-Verläufe eingestreut,
denn kein Teenager-Alltag ist heute mehr ohne Chat-Nachrichten von den Freunden
möglich. Das macht die beschriebenen Situationen noch unmittelbarer, als wäre
man mittendrin. Ich mag das Talent von Heike Abidi sympathische
Protagonistinnen mit Herz und Hirn zu schaffen, die man auch gerne im realen
Leben treffen würde, immerhin werden die Heldinnen beim Lesen ja auch lebendig.
Wenn ich da allerdings an Justines Mutter denke, fürchte ich, daß ich auch so
das eine oder andere Mal erröten würde, würde ich ihr begegnen. Als Mutter
eines Sohnes weiß die Autorin genau wovon sie schreibt, wenn sie eine Lanze für
unsichere Jungs bricht, denn den Jungs geht es meistens nicht besser als den
Mädels.
Justine hat da wirklich eine Herausforderung zu meistern, Ort neu, Schule
neu, Haus neu und das Auto mit der dezenten Beschriftung „Lolas Liebesschule“
sind für eine 15 Jährige echt schon harter Tobak. Die Gedanken der Männer in
ihrer Umgebung zu hören ist aber noch viel schonungsloser. Schließlich ahnen
die ja nichts davon, daß sie „belauscht“ werden und sind absolut unbarmherzig
ehrlich. Dabei darf sie sich natürlich nicht anmerken lassen, daß sie die
Gedanken belauscht. Ein wunderbar herrliches Gedankenspiel, das Justine immer
wieder neues Gefühlschaos garantiert. Aber natürlich geht auch auch um andere
Themen für diese Zielgruppe, so müssen sie eine Buchpräsentation vorbereiten
und so bekommt man so ganz nebenbei noch wunderbare Lesetipps, während man noch
über die Kino-Diskussion zwischen Mutter und Tochter schmunzelt.
Ein herrliches Gute-Laune-Wohlfühlbuch ab 13 Jahren, das noch dazu
wunderbare Lese- und Kinotipps gibt!
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