3 Zimmer, Küche, Mord, Eine Ruhrpott-Krimödie, Lotte Minck, Droste Verlag
Dies ist der 10. Fall von Loretta Luchs, der
Erotik-Call-Center-Mitarbeiterin, die die dumme Angewohnheit hat, über Leichen
zu stolpern und es nicht lassen kann, ihre neugierige Nase in die Ermittlungen
zu stecken. Hierbei bringt sie sich und ihre Freunde bisweilen in höchste
Gefahr. Mit so viel Gefahr konnte Freund Pascal, nicht leben, weshalb er sich
von ihr trennte. Nun ist es daher Zeit für einen Neuanfang und dazu passt am
Besten auch gleich eine neue Wohnung. Außerdem schwört sie sich, egal was
passiert, nie wieder zu ermitteln, auch wenn ihr Chef ihr eine Detektei
innerhalb des Callcenters eingerichtet hat. Versprochen, nie wieder! Doch dann
zieht Loretta in ein scheinbar ehrenwertes Haus mit handverlesenen Mietern, die
alle nicht ganz ohne Schrullen sind. Damit könnte Loretta eigentlich ganz gut
leben, besonders da sie ihren neuen Balkon genießt und ihn nicht mehr missen
möchte. Als sie allerdings nach kaum einer Woche früh morgens in den Hof schaut
und einen der Nachbarn tot von der Bank kippen sieht, ruft sie zwar sofort die
Polizei, aber auch ihre Neugierde erwacht. Ehe es ihr bewußt ist, steckt sie
mitten in den Ermittlungen, schon weil die neugierigen Nachbarn sie bedrängen
und mit Fragen bestürmen, die ihr auch nicht mehr aus dem Kopf gehen.
Der Einstieg in diesen 10. Fall von Loretta ist schon sehr originell.
Loretta muß nämlich dem „Blockwart“ Frau Schiller des Mietshauses ihrer Wahl
Rede und Antwort stehen, während sie auf ihre Eignung als potenzielle Nachbarin
auf Herz und Niere geprüft wird. Hierbei legt Loretta eine große sprachliche
Fantasie bei der Beschreibung ihres Arbeitsplatzes an den Tag, während Frau
Schiller mit ihrem Nebenerwerb selbst Loretta noch zu erstaunen vermag. Richtig
gut gefiel mir auch, daß gleich zu Beginn ein Großteil von Lorettas Freunden
wieder auftauchte. Klar, so ein Umzug mit Einzugsumtrunk, da kann man ja fast
nicht fehlen. Ihre beste Freundin Diana schafft es dann doch nicht von der
Nordsee in den Pott, aber sie meldet sich immer wieder telefonisch und als es
am Ende was zu Feiern gibt, ist auch ihr der Weg nicht zu weit.
Da sich die Leiche in einem geschlossenen Innenhof befand, ist der
Täterkreis auf die Hausbewohner begrenzt, wobei Lorettas „Lieblingskommissarin“
Küppers, sie gleich mal ausschließt, da sie das Opfer noch nicht kannte. Doch
warum eigentlich ausgerechnet der nette Herr Lembeck, der doch stets allen im Haus
behilflich war, wenn sie Computerprobleme hatten? Da gäb es doch ganz andere
Hausbewohner, die Lorettas Nerven strapazieren. Neben der neugierigen Frau
Schiller, die bisweilen recht aufdringlich wird, wären da noch die älteren
Eheleute Horst und Mitzi Kabolek mit dem blühenden Balkon, noch blühenderer
Fantasie und dem erlesenen Geschmack, den Loretta nicht teilt. Der Geschmack
von Arnold Reitmüller, den seine Freunde und somit nicht Loretta, Arnie nennen,
gefällt ihr auch nicht. Dieser David Hasselhoff des Ruhrpotts hält sich wohl
für unwiderstehlich, sehr zum Missfallen der 13-jährigen Tochter seiner
Lebensgefährtin, die ihn zu hassen scheint. Immerhin die Studentinnen aus der
WG unterm Dach, scheinen einfach nur das zu sein, was sie vorgeben, während die
Zuchttauben von Taubenvatta Anton aus dem Nachbarhaus sich bisweilen für
Elstern zu halten scheinen....
Die Konstellation der Bewohner ist bunt und schräg, das ist äußerst
unterhaltsam. Leider zeichnet sich ein möglicher Täter allzu früh ab. Es ist
zwar schön, wenn Krimileser die Möglichkeit haben, selbst den Täter zu erraten,
aber vielleicht nicht ganz so früh. Dass mir das aber nicht völlig die Lust am
Lesen lag, liegt in einem scheinbaren Nebenstrang des Buches. Loretta kann es
nicht nur nicht lassen zu ermitteln, sie hat auch das dringende Bedürfnis zu
helfen! Das bringt sie letztendlich in ganz schöne Schwierigkeiten, die für die
eigentliche Spannung sorgen. Denn so viel darf verraten werden, am Ende kommt
es noch knüppeldick und überraschend. Denn nicht der Täter ist das eigentlich
Ziel der Ermittlungen, sondern ein Geflecht aus Lügen, Intrigen und geballter
Vorurteile, die allzu gerne zu voreiligen Schlüssen verleiten. Da bin ich der
Autorin ganz schön auf den Leim gegangen!
Dieser Fall spielt wieder mitten im Ruhrpott und da dürfen natürlich die
üblichen Ruhrpott-Marotten nicht fehlen, ebenso wie der Ruhrpott-Jargon à la
Lorettas Freund Frank Kropka, ein echtes Original. Gerade dieses Spiel mit
Clichés und überzogenen Stereotypen sorgt für spaßige Unterhaltung, ohne zu
nerven (manchmal ist es mir in einigen Romanen, die auf dieses Prinzip bauen,
einfach zu viel und zu platt), da es zwischen den gängigen Vorurteilen auch
immer wieder überraschende neue Marotten gibt, die liebenswert kombiniert werden.
Der Stil ist leicht, beschwingt und schwarzhumorig. Eine tolle Lektüre für
zwischendurch oder um die Laune zu heben. Auch wenn dies Lorettas 10. Fall ist,
kann man ruhig mit diesem Fall beginnen. Die einzelnen Bände bauen zwar
aufeinander auf, so daß es lustiger ist, wenn man den Freundeskreis schon
kennt, aber ich selbst bin auch erst bei Fall Nr. 5 oder so eingestiegen.
Lustig ist es allemal und für alle, die gerne Krimödien ohne viel Blutvergießen
oder Autopsie-Details lieben, ein echter Tipp.
Hallo meine Liebe,
AntwortenLöschendiese Rezi liest sich gut, wenn auch recht lang. :-) Schon ein halber Roman. Aber das geht mir auch oft so.
Nun muss ich diesen Band aber unbedingt auchnoch lesen, die Vorgängerbücher mochte ich auch gern.
Liebe Grüße Barbara