Nordlicht (1) : Im Land der wilden Pferde, Karin Müller, Schneiderbuch
Verlag
Eine neue Reihe für Islandpferdefans, die auf Island, der Insel der Elfen,
Trolle und Feen spielt und mit einem Hauch von Romantik, ab 12 Jahren. Meine 9
jährige Tochter sah die Bilder, las die Beschreibung und wollte es unbedingt
lesen, ganz unbedingt und ich konnte es ihr nicht ausreden. Ich dachte, es
würde ihr nie im Leben gefallen und dann muß ich es wieder alleine lesen und
ich bin doch gar kein Islandfan! Aber da habe ich mich wohl geirrt, auch wenn
sich Island hier so präsentiert, wie ich es kennengelernt habe, eiskalt,
stürmisch und wirklich unwirtlich, so hat es uns doch beiden gefallen.
Die 15 jährige Elin hat sich geschworen, nie wieder auf einem Pferd
aufzusitzen, sie hat mit dem Kapitel vor 2 Jahren abgeschlossen. Doch ihre
alleinerziehende Mutter überrascht sie zu den Zeugnisferien im Januar (ich bin
froh, daß wir im Januar keine Ferien haben) mit einem Kurztrip nach Island.
Schlecht gelaunt steigt sie aus dem Flieger im isländischen Nirwana. Ihre
Mutter macht sich auf die Suche nach dem Shuttlebus, während Elin auf das
Gepäck aufpassen soll. Während sich Elin die Hände und Füße abfriert, wird sie
Zeugin eines unerwarteten Schauspiels. Ein blondgelockter Junge, etwa in ihrem
Alter, taucht mit einer Horde Wildpferde auf. Eine Stute ist verletzt. Sie
reibt ihr Bein mit einer Beinwellsalbe, die sie noch von früher in den Taschen
hat, ein und bindet ihr Halstuch darum. Der Junge spricht sie an, doch sie
versteht kein Wort von dieser geheimnisvollen Sprache. Ein kurzer magischer
Moment zwischen mystischen Steinhaufen und schon ist er mit den Pferden
verschwunden. Hat sie die Begegnung nur geträumt? Als ihre Mutter sie gegen
ihren ausdrücklichen Willen mit zu einem Wanderritt nimmt, lernt sie nicht nur
die traumatisierte kleine Stute Ljosadis kennen, sie trifft auch den
geheimnisvollen Jungen wieder. Von nun an, sieht sie ihn, an allen erdenklichen
und unmöglichen Orten, doch sobald ihre Mutter hinsieht, ist er wieder
verschwunden. Im Land der Feen und Elfen scheint alles möglich und so nimmt die
Insel im hohen Norden sie langsam gefangen.
Wir haben das Buch im heißen Jahrhundertsommer begonnen zu lesen und es
wirkte angenehm erfrischend, ansonsten ist es eher eine Geschichte, von der man
sich bei einer heißen Tasse Tee oder Kakao verzaubern lassen sollte.
Ich selbst kenne Island auch nur im Winter (Ostern bei Schneesturm) und
fand Land und Leute, sowie die Kälte ausgesprochen authentisch beschrieben, inklusive
dem Mega-Muskelkater nach dem Ausritt und der isländischen Hot-Tubs und der
dort geltenden Baderegeln. Nordlichter habe ich zwar keine sehen können, aber
anders als Elin Wale, die bei Sturm von einer Fähre (natürlich bei Schneesturm)
aus sichtbar waren. Elin auf Walsichtungstour bei eisigem Wind konnte ich
lächelnd nachvollziehen, ebenso wie die magischen Steinhaufen für Elfen und
Trolle. Meine Tochter bestätigte mir die Korrektheit der Infos über
Islandpferde, woher sie diese Kenntnisse hat, wieß ich zwar nicht, aber wir
erteilen das Prädikat besonders gut recherchiert (auch wenn ich meiner Tochter
erklären musste, was „depressiv“ bedeutet). Keine Sorge, es reihen sich nicht
unendliche Beschreibungen aneinander, aber Elins wiederkehrender Pferdebann,
spielt nun einmal auf einer atmosphärisch besonders dichten und speziellen
Insel, die zu bereisen, einem im Reisebüro oft versucht wird auszureden, da man
für das gleiche Geld, meist doppelt so lange Urlaub an anderen attraktiven
Orten machen kann), dadurch bleib Island einfach oft ein Sehnsuchtsort. Ich
habe versucht meiner Tochter zu erklären, wie wenig Menschen auf Island leben,
aber für eine 9 Jährige war es wohl wenig begreifbar, wenn man erklärt, viel
weniger Menschen, als in Köln, sondern alle Bonner auf einer Insel. Nein, es
ist kein Reiseführer, aber es ist eben durch das Setting sehr viel magischer,
verwunschener als z.B. Bibi und Tina oder Ostwind.
Elin ist schon ein echtes Pubertier, das seine Mutter zwar liebt, aber
schon auch genervt ist, daß ihre Mutter meint zu wissen, was für sie das
Richtige ist und dann auch noch Recht behält! Denn Elins Seele hat vor 2 Jahren
einen großen Verlust erlitten und hier lernt sich ihr Herz wieder zu öffnen,
für ihre Liebe zu Pferden, der verwirrten Stute Ljosadis insbesondere, die
Herzlichkeit der Bewohner Islands und die wilde, raue Natur – ach ja, und
natürlich den geheimnisvollen Kari, der Pferdejunge, der immer wieder
unerwartet in ihrer Nähe auftaucht, wenn sie alleine ist. So verlässt sie die
Insel schließlich mit einem neuen Schmerz im Herzen: Abschiedsschmerz und der
Gewissheit, daß sie zurückkehren wird!
Die romantischen Stellen sind in diesem 1. Band noch sehr behutsam, ohne
Knutschi-Knutschi und mehr ein Sehnen. Von daher hat sich meine Tochter nicht
weiter daran gestört, das dürfte sich jedoch im nächsten Band ändern. Mal
sehen, wie sie das dann findet, aber sie will unbedingt noch den nächsten Band
mit mir lesen. Sie will unbedingt noch mehr über Isländer und deren Heimat
erfahren und wie es den verletzten Seelen, die hier zusammengefunden haben,
künftig gehen wird.
Sprachlich passt der Erzählstil von Karin Müller sehr gut zum Setting.
Meist erzählt sie aus Elins Sicht, doch zwischendurch gibt es auch Passagen aus
der Perspektive von Kari, wodurch man auch in die Gedankenwelt der Ur-Isländer
und ihrer Bräuche eindringen kann. Diese Passagen sind durch ein kursives
Druckbild gekennzeichnet, so daß Verwirrungen ausgeschlossen sind. Karin Müller
hat erfolgreich Tier-Ratgeber, Kinder und Jugendbücher geschrieben, nachdem ise
als Radio- und Zeitungsredakteurin im Kulturressort gearbeitet hat. Sie lebt
nun auf dem Land bei Hannover und sammelt Ideen am Gartenteich, auf Reisen oder
beim Betrachten eines grasenden Pferdes.
Ein wirklich vielversprechender Serienstart den wir allen Mädchen, die
Pferdebücher und Isländer lieben sehr empfehlen können, eigentlich ab 12
Jahren, aber bisweilen auch schon früher.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Schneiderbuch Egmont für dieses
Herzenswunsch-Rezensionsexemplar.
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