Moxie – Zeit, zurückzuschlagen, Jennifer Mathieu, gelesen von Lisa
Hagemeister, Hörcompany
Vivian ist 16, in der 11. Klasse der Highschool einer texanischen
Kleinstadt. Dort herrschen die Jungs des Football-Teams, zu denen auch der Sohn
des Direktors gehört. Sie dürfen tun und allesn was sie wollen, gegen jede
Regel verstoßen, ganz ohne Konsequenzen, denn sie sind der ganze Stolz der
Kleinstadt. Während das ganze Schulbudget für das Football-Team ausgegeben
werden, spielt das erfolgreiche Mädchen Fußballteam noch immer den den Trikots,
die schon ihre Mütter trugen. Als der Sohn des Direktors ein neues, ehrgeiziges
Mädchen im Unterricht runterputzt, fängt es in in der sonst so braven Vivian an
so brodeln. Ausgerechnet in ihr, die bislang ganz anders schien als ihre früher
so aufmüpfige Mutter, die in ihrer Jugend die Kleinstadt als
Punkrock-Riot-Grrrl aus den Angeln zu heben versuchte.
Während Vivian versucht in ihrer Welt anonym für Gerechtigkeit zu sorgen
und die Moxie-Bewegung ins Leben ruft, lernt sie einen weiteren neuen Schüler
kennen, Seth aus ihrem Englisch Kurs, der aus der Masse heraussticht. Doch sie
ist einfach unglaublich schüchtern, die Organisation der heimlichen
Moxie-Bewegung führt sie schon an ihre Grenzen. Mit einem unglaublich süßen,
gar nicht so angepassten Jungen zu sprechen könnte sie da glatt überfordern.
Langsam aber sicher bringt Vivian im Geheimen einen Stein ins Rollen, den
sie nicht mehr aufhalten kann und will.
An dieses Hörbuch hatte ich keine Erwartungen, ich habe es zufällig zugeschickt
bekommen. Dennoch war ich auf Anhieb nicht nur von Joan Jett der coolen Katze
begeistert. Schon an ihrem Namen merkte ich, das ist kein Hörbuch nur für
13-Jährige, das ist auch für die Mütter, denn natürlich kenne ich noch Joan
Jett, wenn auch nicht Bikini Kills, aber ich habe ähnliche CDs im Regal. Denn
auch ich war brav, meine renitente Ader habe ich allerdings schon immer
ausgelebt und so müssen unsere Azubis auch mit als erstes lernen: Lasst Euch
nicht alles gefallen!
So geht es auch Vivian, sie möchte eigentlich nur einen guten
Highschool-Abschluß machen und dann bloß raus aus dem Kaff, wie ihre Mutter,
die aber durch den frühen Tod ihres Vater wieder zurück kehrte und neben ihren
Eltern einzog. Man kann es aus Lisa Hagemeisters Stimme wirklich heraushören,
wie es innerlich in Vivian kämpft. Sie will doch eigentlich unter dem Radar
bleiben, aber was zu viel ist, ist zu viel. Und an dieser High-School liegt
wirklich einiges im Argen und das ist nicht nur die mangelnde Qualität des
Unterrichts.
Vivian hat ihre feste Clique lieber braver Mädchen, allen voran ihre
Freundin von Geburt an: Claudia. Auch wenn die zierliche Hispanic neben der
hochgewachsenen Vivian winzig wirkt und auch nicht immer einer Meinung mit ihr
ist, ist ihre Freundschaft so fest und so belastbar, daß sie mich echt
beeindruckt hat. Aber auch die übrigen Mädchen, sind ein eingespieltes Team und
erstaunen Vivian nach all den Jahren noch.
Sehr süß finde ich auch die Geschichte von Vivian und dem Neuling Seth, der
nicht in das texanischen Kleinstadt-Schema passt. Wobei es mir wirklich
gefällt, daß ihre Geschichte nicht beim ersten Kuss endet. Man lernt gemeinsam
mit Vivian Seth nicht nur kennen, sondern man lernt auch mit Seth zusammen, was
es bedeutet ein Mädchen zu sein und das auch Jungs, die wirklich willens und
bemüht sind, nicht alles auf Anhieb richtig machen können. Beziehung heißt
gemeinsam lernen und einander kennen zu lernen. Die neue Liebe von Vivians
verwitweter Mutter steht da auf einem ganz anderen Blatt, denn sie ist reifer
und Vivian lernt von ihrer Mutter, daß auch Toleranz selbstverständlich ist,
wenn man sich sicher ist, daß der andere einen respektiert. Mir hat besonders
gut gefallen, daß die Charaktere so greifbar, so real waren und bis auf die zu
unfehlbaren Helden hochstilisierten Footballer und die Schulleitung, konnte man
sich sehr gut in sie hineinversetzen. Sie sind normale Menschen, die mit
kleinen Tat große Wirkung erzielen.
Von der Macht des Wortes, der Macht
einer Einzelnen, die es schafft einen großen Stein ins Rollen zu bringen, weil
sie schreibt, was sich so viele denken, aber nie trauen laut auszusprechen. Von
der Macht einer Bewegung ohne Anführer und ohne Gesicht. Gedanken die an die
Oberfläche wollen, weil Unterdrückung irgendwann einen Ausweg sucht und findet
und auch schüchternen Menschen Einfluß geben, von dem sie nie zu Träumen
wagten. Diese Bewegung ohne Anführer, die jede Unterdrückte zu Wort kommen
lässt und ihre eigenen Prostest-Ideen verwirklichen lässt, beeindruckt nicht
nur, sie macht auch Mut. Mut zur Veränderung aus der hinteren Reihe heraus, für
jeden möglich.
Lisa Hagemeister liest mal verletzlich, mal rau, mal wütend, mal
unterdrückt. Sie schafft es, aus einem tollen Buch ein fantastisches Hörbuch zu
machen. Sie ist seit der Spielzeit 2006/2007 festes Ensemblemitglied des
Hamburger Thalia-Theaters und war Sängerin des Allstar-Punkband-Projekts
N..R.F.B.
Jennifer Mathieu arbeitet als Journalistin und unterrichtet Englisch an
einer Highschool in Texas, wo ihr die Idee zu Moxie kam.
Auch wenn ich keine MP3 mag und ich sie meide, hat mich diese Geschichte so
angesprochen, daß ich sie sofort hören mußte. Die Aufteilung der 9 h 10 min.
Spielzeit auf 2 Tonträger fand ich dabei sehr hilfreich. Die Klangqualität ist
sehr klar und ohne Lautstärkeschwankungen. Durch die zahlreichen Tracks findet
man auch nach Pausen schnell den Wiedereinstieg. Dank der Aufteilung auf 2
Tonträger hat aber jede CD unter 100 Tracks, man sucht sich also nicht doll und
dusselig.
Man muß kein Punkrock-Grrrrl sein, um die Welt aus den Angeln zu heben,
jeder kann es auf seine Weise, so wie die gerade verstorbene Aretha Franklin
mit ihrer Hymne Respect, denn darum geht es Moxie! Respekt! Diese Mädchen
schlagen zurück, aber ohne Gewalt und das reißt mit.
Ich liebe dieses Hörbuch und bedanke mich ganz herzlich bei der Hörcompany
für dieses Rezensionsexemplar.
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