Im Galopp zum Hochzeitstag, Chantal Schreiber, BoD
Dies ist die ultimative Fortsetzung der 4 Hufe + 1 Serie die im
Thienemann/Planet! Verlag erschienen ist. Damals waren Maxi(me) und ihre
Freunde 13/14/15 Jahre alt und sie ist als Stadtkind von ihren Eltern aufs Land
verpflanzt worden. Mit dem Schicksal hat sie die Liebe zu den Pferden, zu
Fußballer Vic, dem 2 Jahre älteren Bruder ihrer besten Freundin Carolin
versöhnt.
Inzwischen ist Maxi 27, führt auf dem Grund ihrer kreativen Eltern ein
Gestüt, bietet Kurse an und kommt gerade von einer 3 monatigen Fortbildung aus
Kanada zurück, um rechtzeitig noch die letzten Vorbereitung zu Carolins und Max
Hochzeit zu treffen. Sie selbst hat sich von ihrer großen Liebe Vic schon vor
Jahren getrennt, dem Wiedersehen zur Hochzeit sieht sie mit gemischten Gefühlen
entgegen. Wie gut, daß sie nicht viel Zeit zum Grübeln hat. Denn Carolins 13
jährige Cousine Rebecca soll ihr den Sommer über zur Hand gehen und sie in
bessere Gesellschaft kommen. Ihre Eltern stecken mitten in einer Ehekrise und
Rebecca kam in falsche Kreise und begann zu stehlen. Maxis 14 jähriger Bruder
Justus ist nach einem Reitunfall traumatisiert und spielt nun Golf, doch
Rebecca scheint ihn zu faszinieren. Maxis Mutter ist inzwischen erfolgreiche
Regionalkrimiautorin, hat aber derzeit nicht nur mit ihrer Abgabedeadline,
sondern auch mit einer Schreibblockade zu kämpfen. Und das sind noch nicht alle
Personen in diesem turbulenten All-Age- Liebesroman nicht nur für
Pferdeliebhaberinnen.
Anfangs war ich von der Flut der Personen etwas erschlagen, weil ich die
Vorgängerbände nicht kannte und weder Vic noch Vonni mir was sagten. In einigen
Romanen ist es kein Problem, hier fühlte ich mich zu Beginn etwas geplättet. Da
mir aber der locker flockige Schreibstil zusagte las ich weiter und plötzlich
wurde alles ganz klar und einfach! Das irritierende fand ich wahrscheinlich,
daß Maxi ihre Eltern beim Vornamen nennt, weshalb ich erstmal nicht wußte, wer
denn nun Nick und Stella sind.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der zwei Hauptpersonen, Maxi in
der 3. Person und die jüngere Rebecca erzählt aus der Ich-Perspektive, was ich
sehr reizvoll fand. Dieser Erzählkniff ermöglicht es der Autorin, ein größeres
Altersspektrum anzusprechen.
Ladendiebinnen sind ja erstmal nicht die klassischen Buchheldinnen, denen
mein Herz zu fliegt, aber in Rebeccas Fall war es anders. Man merkt von Beginn
an, daß sie sich im Ehezwist ihrer Eltern allein gelassen fühlt, hilflos. Als
Einzelkind hat sie auch keine Geschwister, mit denen sie das Leid teilen könnte
und die, mit denen sie Abhängt, sind eher Gesellschaft als Freundinnen. Daher
ist es leicht sie zu Taten zu verleiten, die sie eigentlich nicht möchte, von
denen sie erhofft, eine innere Leere zu füllen. Ob ihr dies auf dem Land
gelingt, so wie sich Maxi damals auch in die Wieselberger Jugend einfügte? Und
was ist mit dem super süßen Justus, weiß der schon Bescheid darüber, was sie
ausgefressen hat? Warum mußte sie den Start mit ihm auch so vermasseln!
Maxi und ihre Freunde und Familie leben mittlerweile vegan und so wird auch
die Hochzeit vegan gefeiert. Ich war ja bisweilen noch nie auf einer
vegetarischen Hochzeit, das Menü hätte mich hier doch wirklich interessiert.
Wir dürfen zwar mit Maxi zwar eine Menge Milch-Alternativen aufschäumen, aber
diese Info bleibt sie uns schuldig. Normalerweise finde ich Menüschilderungen
ja eher öde, wenn man kein Rezept dazu erhält, aber hier wäre ich dann ja doch
neugierig geworden. Maxi ist mittlerweile mit Marcel, dem Bruder ihrer
Ex-Erz-Rivalin zusammen und findet das Leben in Wieselberg perfekt, für sie
könnte alles so bleiben. Ihr ist nie langweilig, dazu hat sie während der
Hochzeitsvorbereitungen aber auch wirklich keine Zeit. Maxi scheint perfekt zu
sein, sie kann fast alles und geht extrem entspannt auf Rebecca zu, trotz der
Kenntnis ihrer Verfehlungen. Zu gut kann
sie sich an ihren Neustart auf dem Land erinnern und ihre Gespräche mit
Rebecca, sowie Carolins Umgang mit der jüngeren Cousine empfand ich als sehr
angenehm und offen. Da verzeiht man Maxi gerne, daß sie nicht nur beliebt,
sondern auch schön und eine begnadete Pferdefrau ist, immerhin kann sie nicht
kochen und im Styling ist sie auch nicht so bewandert. Aber dafür hat man ja
Freunde, mit denen man sich ergänzt. Maxi hat also genug Macken, um sympathisch
zu sein, ohne als Dumpfbacke zu nerven, dabei ist sie nicht nur bei Pferden
sehr einfühlsam. Nur die Sache mit der Liebe ist bei ihr nicht unkomplizierter
als bei Rebecca. Wenn sie doch wenigstens wie diese wüßte was sie will und nur
nicht wüßte wie?
Es ist aber kein reiner kitschiger Liebesroman. Bic Vic, der ehemalige
Fußballstar bringt Glamour und auch den Pressealbtraum ins Dorf und sorgt damit
für jede Menge Trubel.
Autorin Chantal Schreiber ist Österreicherin und lebt mit Mann, Tochter,
Hund und Pferd in der Nähe von Wien und ist auch auf Island anzutreffen (das
kann mir ja nicht mehr passieren). Auch wenn mich die Cover ihrer Bücher nicht
ansprechen, so mag ich ihre Bücher sehr gerne. Wer sich also von dem Cover
nicht angesprochen fühlt, macht nichts, das heißt nicht, daß einem der Inhalt
nicht gefällt.
Ein herrlicher Feel-Good-Roman fürs Herz und die Seele, den ich sehr gerne
gelesen habe, auch wenn ich sogar deutlich älter als Maxi bin. Nicht nur für
Teens und Pferdemädchen ein Buch, daß ein Lächeln ins Gesicht zaubert, auch
wenn ich meinen Kaffee noch immer mit Bio-Kuhmilch trinke ;)
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