Thabo Detektiv und Gentleman: Der
Rinder-Dieb, Kirsten Boie, gelesen von Hendrik Kleinschmidt, Jumbo Verlag
Thabo und seine Freunde Emma
Chapman, die Tochter der Eigentümerin von Lion’s Lodge und Sifiso ein
Waisenjunge, der mit seiner Schwester Delighty auf seine jüngeren Geschwister
aufpasst, haben inzwischen erfolgreich ihren zweiten Fall gelöst. Naja, Emma’s
Großtante Agatha hat auch immer ihren Beitrag dazu geleistet. Agatha, die Thabo
sein Handy finanziert, damit er ihr bei technischen Problemen helfen kann und
mit der er alte Miss Marple Filme schaut, um sich als Ermittler zu schulen.
Während Thabo auf einer 2 Stunden Safari mit seinem Onkel Vusi ist, ruft ihn
Emma zurück zur Lodge. Dort sitzen auch schon Inspector Quinton Gwebu, Reverend
Hlophe und Miss Agathas alter Freund Buyisiwe Fairplay Dlamini, ein reicher
Transportunternehmer und ehemaliger Verehrer. Sie erfahren von einer
Brandstiftung in den abgelegenen Bergen. Emma und Thabo sind sofort im
Ermittlermodus, doch schon bald gibt es ein neues Rätsel zu lösen. PC Sipho
Godbless wird vor ihren Augen als Rinderdieb verhaftet. Dabei mag PC Sipho
Godbless nicht schlau sein, aber ein Rinderdieb? Auch diesen Fall müssen sie
klären, bei ihrer Ermittlerehre, doch plötzlich verschwindet auch noch Tante Agatha
und die Ereignisse überstürzen sich.
Dies ist ganz klar, Thabos
spannendster und kniffeligster Fall! Thabo und seine Freunde sind einem in
diesem Band schon richtig vertraut. Wer sich auf Lion’s Lodge und dem
Königreich nicht auskennt, für den gibt es eine praktische Übersichtskarte im Booklet,
sowie ein Personenverzeichnis und ein Glossar der wichtigsten afrikanischen
Wörter. Aus diesem Grunde sollte man unbedingt einen Download vermeiden. Das
Booklet ist nicht nur richtig liebevoll gestaltet, sondern auch sehr hilfreich.
Da ich bereits die zwei ersten Bände kenne, habe ich einiges schon wieder
erkannt und meine Tochter, die die Hörbücher dazu kennt, hat dann meine
Aussprache kritisiert. Zum laut Vorlesen sind die Thabo-Bände aufgrund der
vielen afrikanischen Begriffe eher weniger geeignet, aber dafür gibt es ja die
Hörbücher. Diese liest Henrik Kleinschmidt super ein. Kein Stocken kein
Stottern bei all den afrikanischen
Begriffen. Sehr lebendig transportiert er Thabos Gedanken, Überlegungen
und Gefühle. Bei diesem dritten Band, mussten meine Tochter und ich aber
schmunzeln. Denn die Autorin Kirsten Boie macht ein großes Geheimnis um Thabos
Alter, es wird nicht verraten, doch der Sprecher ist im Stimmbruch, was ja
schon ein Anhaltspunkt für sein Alter ist. Der Stimmbruch stört nicht, es ist
nur witzig, weil der Zuhörer merkt, daß Thabo ganz sicher älter als 12 Jahre
sein muß. Wir finden, daß er die optimale Besetzung für dieses Hörbuch ist, das
nicht leicht zu lesen ist, denn ich versuche mich regelmäßig am Vorlesen der
Buchvorlage und übergebe dann doch lieber an Hendrik Kleinschmidt.
Thabos Sprache ist noch immer etwas
antiquiert, was für einen afrikanischen Jungen, der ein Gentleman werden möchte
sehr passend ist, aber einige sprachliche Eigenheiten, die ich beim ersten Band
noch sehr sperrig fand und die mich immer wieder etwas aus der Geschichte
rissen, sind nun deutlich reduziert und nur noch an sehr passenden Stellen
eingesetzt. So spricht Thabo den Leser nicht mehr ständig mit „meine Damen und Herren“
an, geblieben sind aber seine Beschreibungen von Afrika, mit dem Zusatz, „das
wird in ihren Ländern ja nicht anders sein“, was gerade in diesen Fällen dann
gerade nicht der Fall ist und für einige Lacher sorgt. Aber auch die traurigen
Seiten des südlichen Afrikas werden angesprochen, wie die hohe Sterblichkeit,
die vielen Waisenkinder, die auf sich selbst gestellt sind, der Nahrungsmangel,
die Probleme das Schulgeld zu zahlen. Selbstverständlichkeiten für Thabo, der
dies so natürlich und so kindlich erzählt, daß auch die Zielgruppe dies
verstehen und sich wundern kann (wie keine richtigen Matratzen? Nicht jeder hat
eine Decke zum Schlafen, obwohl es nachts kalt wird? Es sind oft die
Kleinigkeiten die so berühren, wie die Freude von Pilot über einen geschenkten
alten Gummiball, den die Kinder hüten wie einen Schatz. Durch diese Elemente
wird diese spannende Detektivgeschichte auch immer wieder lustig und die ernste
Lage der Kinder in Afrika für europäische Leser besser begreiflich und besser
verkraftbar. Denn bei aller Armut und Not, haben die Kinder Freude am Leben.
Auch die Einblicke in diese völlig andere Kultur und Denkweise, durch die Augen
des Jungen ohne Altersangabe (ein Gentleman spricht nicht über das Alter) finde
ich sehr wertvoll.
Die sprachliche Besonderheit ist
gerade für junge Leser, die mit diesem Band einsteigen bisweilen schwierig. Bei
dem Hörbuch fällt dies gar nicht so auf, weil Hendrik Kleinschmidt die
Geschichte mit einer solchen Selbstverständlichkeit wiedergibt, daß man sich
keine andere Sprache vorstellen kann.
Während ich Band 1 sehr mäßig
spannend fand (meine Tochter schon, ich eher gar nicht), steigerte sich Band 2
deutlich, wobei ich das dortige Problem Afrikas, das den Verbrechen zu Grunde
lag, für Kinder schon etwas schwierig finde. Band 3 finde ich den absoluten
Glücksgriff. Durchgehend gehaltener Spannungsbogen mit einem sehr kniffeligen
Fall, sehr geschickte Wortwahl beim Beschreiben erschütternder Probleme und
gerade für Kenner der Geschichte richtig witzig! Bei den Fahrten mit Reverend
Hlophe in seinem Morris Minor und Gottvertrauen statt Aufmerksamkeit mußte auch
ich lachen. Hierbei muß ich betonen, daß meine Tochter noch nicht so abgebrüht
ist wie ich, und es noch viel lustiger findet. Naja, Thabos Überlegungen zu
Schwarzbrennereien habe ich dann doch besser verstanden.
Ein wirklich toller Afrika-Krimi für
Jungen und Mädchen ab 10 Jahren, der auch sicher viel zu einem besseren
Verständnis für Menschen anderer Herkunft beiträgt, da es zeigt, wie anderes
Menschen in anderen Ländern leben und dennoch glücklich sein können.
Dieser Krimi hat uns richtig
gepackt, wirklich toll! Eine absolute Hörempfehlung 5 von 5 Sternen.
Wer sich noch weiter dafür
interessiert, so liest Kirsten Boie auch auf Käpt’n Book am 15.10.17 um 13.00h im Konrad Adenauer Haus
und um 16.00h im Deutschen Museum Bonn, bei freiem Eintritt, und natürlich auf
der Frankfurter Buchmesse.
Wir bedanken uns ganz herzlich beim
Jumbo Verlag für diese tolle Hörbox!
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