Stille Post für Fräulein Samstag, Hanne Böttcher, Kerstin
Kubalek, Oetinger 34
In einem großen Haus wohnen alle Wochentage unter einem
Dach, der kleine Montag, Herr Dienstag, Madame Mittwoch, Don Donnerstag, der
lange Freitag, Fräulein Samstag und die alte Frau Sonntag. Der kleine Montag
ist immer müde, so müde, daß er morgens schon auf seinem Marmeladenbrot
einschläft. Das kann so nicht weitergehen! Als die alte Frau Sonntags also am
frühen Morgen zu Wochenbeginn ihr den neuen Wochentag unter der Tür
durchschieben will, öffnet er ihr die Tür und klagt sein Leid. Die alte Frau
Sonntag meint, daß läge an Fräulein Samstag, die den ganzen Tag singt, auf dem
Bett herumspringt, Handstand übt oder auf den Fingern pfeift. Wenn es dunkel
wird tanzt sie bis zum Morgengrauen. Montag versteht und geht zu Herrn
Dienstag, um ihm eine Nachricht für Fräulein Samstag auszurichten „Gehen Sie
früher ins Bett und tanzen Sie am Tage! Die Nacht gehört dem Schlaf“. Herr
Dienstag schreibt eifrig mit und übergibt die Nachricht an Madame Mittwoch, die
den Brief weitergeben soll. Die schusselige Madame Mittwoch, liest die
Nachricht und richtet sie dem tobenden Don Donnerstag aus, aber schon mit
verändertem Text. So wird die Botschaft immer weiter verändert, bis bei
Fräulein Samstag eine völlig andere Aufforderung ankommt. Dennoch besucht sie
nun die alte Frau Sonntag, um auch ihr die Mitteilung zu machen. Frau Sonntag
bittet sie zu sich hinein und sie verbringen einen tollen Tag zusammen, so daß
sie fortan die besten Freundinnen sind. Fräulein Samstag schläft endlich und
der kleine Montag hat seine Ruhe.
Achtung! Enthält Spoiler!
Bei diesem Buch bin ich wohl an meinen Erwartungen
gescheitert und an meiner Erwachsenenlogik. Ich hatte ein Buch erwartet, daß
den Kindern hilft sich die Wochentage einzuprägen, aber dafür werden die
Wochentagsnamen einfach nicht oft genug wiederholt. Es fehlt der einführende
Satz: In einem großen Haus wohnten alle Wochentage, der kleine Montag, Herr
Dienstag….. Es wird auch nicht klar, was die Wochentage da eigentlich machen,
so hätte ich mir eine Einleitung gewünscht, die die Aufgabe der Wochentag für
die Kleinen erläutert. Da Fräulein Samstag nicht direkt über dem kleinen Montag
wohnt, ist es mir unerklärlich, wieso sich ausgerechnet der Montag so gestört
fühlt und nicht schlafen kann, während der lange Freitag, der wohl unter
Fräulein Samstag wohnt, entspannt in seiner Hängematte abhängt. Die alte Frau
Sonntag ist völlig gestresst von der Hausarbeit (der Tag des Herrn an dem man
ruhen soll?) und Fräulein Samstag wirbelt Tag und Nacht durch singend durch die
Wohnung und hat Spaß. Braucht Fräulein Samstag keinen Schlaf? Sie müsste doch
viel müder sein als der kleine Montag? Aber sehr schön finde ich das
versöhnliche Ende, (SPOILER!) bei dem Fräulein Samstag ihrer betagten Nachbarin
zur Hand geht und ihr einen Teil der Hausarbeit abnimmt und sie so nun beide
Zeit haben um gemeinsam gemütlich Kaffee zu trinken. Beide sind nicht mehr
alleine und verstehen sich prima und im Haus wird es ruhiger. Das ist zwar
schön, aber unlogisch. Warum schläft Fräulein Samstag nun, was sie früher nie
tat?
Die Illustrationen von Kerstin Kubalek sehr fröhlich und
farbenfroh und sie sprechen einen sofort an. Aber auch hier habe ich wieder ein
Problem von Erwachsenen: Warum findet sich auf jeder Buchdoppelseite ein
kleines Gespenst wieder? Seine Funktion ist nirgendwo erläutert (der Geist der
Zeit?) und es wird auch nie erwähnt, so in etwa „Huch da ist ja ein kleiner
Geist“. Das fiel sogar meiner Tochter auf, die mich danach fragte. Ich konnte
ihr leider keine Antwort geben.
Meine Jüngste ist 8 Jahre alt und hat das Buch alleine
gelesen (weil Mama sie mit ihrer negativen, verkopften Einstellung nicht
beeinflussen wollte). Sie erwartete nur eine lustige Geschichte und die hat sie
gefunden. Sie fragte nicht, warum der kleine Montag nicht einfach Fräulein
Dienstag direkt ansprach, sondern den Umweg über eine Mund zu Mund Propaganda
wählte. Sie erfreute sich an den farbigen Bildern, auf denen viel zu entdecken
ist, an den Gesichtsausdrücken der Wochentage und an dem Unsinn, der am Ende
bei der Stillen Post herauskam. Sie fand das witzig und die neue Freundschaft
zwischen dem fröhlichen Fräulein Samstag und der geschäftigen alten Frau
Sonntag gefiel ihr gut.
Ich tue mir mit der Bewertung dieses Bilderbuches echt
schwer, weil es meine Erwartungen nicht erfüllt und meiner Erwachsenenlogik
widerspricht. Auch nach mehrmaligem Lesen finde ich keinen wirklichen Zugang. Mir
fehlt die klare Botschaft: sprecht direkt miteinander, statt über Dritte, nehmt
Rücksicht, geht bitte nachts schlafen, gemeinsam macht die Arbeit mehr Spaß. Wie
gesagt, ich bin hier zu rational. Von mir würde es zwei bis 3 Sterne erhalten.
Meine 8 jährige Tochter fand das Buch gut, es war lustig,
bunt und fröhlich. Daher vergibt sie 4 von 5 Sternen.
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