Sonntag, 1. Oktober 2017

Stille Post für Fräulein Samstag, Hanne Böttcher, Kerstin Kubalek, Oetinger 34



Stille Post für Fräulein Samstag, Hanne Böttcher, Kerstin Kubalek, Oetinger 34
In einem großen Haus wohnen alle Wochentage unter einem Dach, der kleine Montag, Herr Dienstag, Madame Mittwoch, Don Donnerstag, der lange Freitag, Fräulein Samstag und die alte Frau Sonntag. Der kleine Montag ist immer müde, so müde, daß er morgens schon auf seinem Marmeladenbrot einschläft. Das kann so nicht weitergehen! Als die alte Frau Sonntags also am frühen Morgen zu Wochenbeginn ihr den neuen Wochentag unter der Tür durchschieben will, öffnet er ihr die Tür und klagt sein Leid. Die alte Frau Sonntag meint, daß läge an Fräulein Samstag, die den ganzen Tag singt, auf dem Bett herumspringt, Handstand übt oder auf den Fingern pfeift. Wenn es dunkel wird tanzt sie bis zum Morgengrauen. Montag versteht und geht zu Herrn Dienstag, um ihm eine Nachricht für Fräulein Samstag auszurichten „Gehen Sie früher ins Bett und tanzen Sie am Tage! Die Nacht gehört dem Schlaf“. Herr Dienstag schreibt eifrig mit und übergibt die Nachricht an Madame Mittwoch, die den Brief weitergeben soll. Die schusselige Madame Mittwoch, liest die Nachricht und richtet sie dem tobenden Don Donnerstag aus, aber schon mit verändertem Text. So wird die Botschaft immer weiter verändert, bis bei Fräulein Samstag eine völlig andere Aufforderung ankommt. Dennoch besucht sie nun die alte Frau Sonntag, um auch ihr die Mitteilung zu machen. Frau Sonntag bittet sie zu sich hinein und sie verbringen einen tollen Tag zusammen, so daß sie fortan die besten Freundinnen sind. Fräulein Samstag schläft endlich und der kleine Montag hat seine Ruhe.
Achtung! Enthält Spoiler!
Bei diesem Buch bin ich wohl an meinen Erwartungen gescheitert und an meiner Erwachsenenlogik. Ich hatte ein Buch erwartet, daß den Kindern hilft sich die Wochentage einzuprägen, aber dafür werden die Wochentagsnamen einfach nicht oft genug wiederholt. Es fehlt der einführende Satz: In einem großen Haus wohnten alle Wochentage, der kleine Montag, Herr Dienstag….. Es wird auch nicht klar, was die Wochentage da eigentlich machen, so hätte ich mir eine Einleitung gewünscht, die die Aufgabe der Wochentag für die Kleinen erläutert. Da Fräulein Samstag nicht direkt über dem kleinen Montag wohnt, ist es mir unerklärlich, wieso sich ausgerechnet der Montag so gestört fühlt und nicht schlafen kann, während der lange Freitag, der wohl unter Fräulein Samstag wohnt, entspannt in seiner Hängematte abhängt. Die alte Frau Sonntag ist völlig gestresst von der Hausarbeit (der Tag des Herrn an dem man ruhen soll?) und Fräulein Samstag wirbelt Tag und Nacht durch singend durch die Wohnung und hat Spaß. Braucht Fräulein Samstag keinen Schlaf? Sie müsste doch viel müder sein als der kleine Montag? Aber sehr schön finde ich das versöhnliche Ende, (SPOILER!) bei dem Fräulein Samstag ihrer betagten Nachbarin zur Hand geht und ihr einen Teil der Hausarbeit abnimmt und sie so nun beide Zeit haben um gemeinsam gemütlich Kaffee zu trinken. Beide sind nicht mehr alleine und verstehen sich prima und im Haus wird es ruhiger. Das ist zwar schön, aber unlogisch. Warum schläft Fräulein Samstag nun, was sie früher nie tat?
Die Illustrationen von Kerstin Kubalek sehr fröhlich und farbenfroh und sie sprechen einen sofort an. Aber auch hier habe ich wieder ein Problem von Erwachsenen: Warum findet sich auf jeder Buchdoppelseite ein kleines Gespenst wieder? Seine Funktion ist nirgendwo erläutert (der Geist der Zeit?) und es wird auch nie erwähnt, so in etwa „Huch da ist ja ein kleiner Geist“. Das fiel sogar meiner Tochter auf, die mich danach fragte. Ich konnte ihr leider keine Antwort geben.
Meine Jüngste ist 8 Jahre alt und hat das Buch alleine gelesen (weil Mama sie mit ihrer negativen, verkopften Einstellung nicht beeinflussen wollte). Sie erwartete nur eine lustige Geschichte und die hat sie gefunden. Sie fragte nicht, warum der kleine Montag nicht einfach Fräulein Dienstag direkt ansprach, sondern den Umweg über eine Mund zu Mund Propaganda wählte. Sie erfreute sich an den farbigen Bildern, auf denen viel zu entdecken ist, an den Gesichtsausdrücken der Wochentage und an dem Unsinn, der am Ende bei der Stillen Post herauskam. Sie fand das witzig und die neue Freundschaft zwischen dem fröhlichen Fräulein Samstag und der geschäftigen alten Frau Sonntag gefiel ihr gut.
Ich tue mir mit der Bewertung dieses Bilderbuches echt schwer, weil es meine Erwartungen nicht erfüllt und meiner Erwachsenenlogik widerspricht. Auch nach mehrmaligem Lesen finde ich keinen wirklichen Zugang. Mir fehlt die klare Botschaft: sprecht direkt miteinander, statt über Dritte, nehmt Rücksicht, geht bitte nachts schlafen, gemeinsam macht die Arbeit mehr Spaß. Wie gesagt, ich bin hier zu rational. Von mir würde es zwei bis 3 Sterne erhalten.
Meine 8 jährige Tochter fand das Buch gut, es war lustig, bunt und fröhlich. Daher vergibt sie 4 von 5 Sternen.

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