Henry Smart: Im
Auftrag des Götterchefs, Frauke Scheunemann, Oetinger
Der
deutschstämmige 12 jährige Henry Smart hat Schulferien und bekommt
von seinem verwitweten Vater eröffnet, daß sie die Sommerferien in
Bayreuth verbringen, weil er während dort ein Engagement als
Maskebildner bei den Wagner Festspielen hat. Henry ist völlig
entgeistert und erwartet die langweiligsten Ferien seines Lebens. Die
3 alten Damen, die ihre Pension in Bayreuth betreiben, sind etwas
merkwürdig aber nett, anders als deren Nichte Hilda, die in Henrys
Alter ist. Die findet er eigentlich ziemlich zickig. Als Henry abends
alleine eine Pizza bestellen will, ändert sich sein Leben
schlagartig. Er löst den geheimen Notfall-Code des Götterchefs
Wotan aus, dessen Sondereinsatzkommando stürmt die Pension, und
Hilda, die eigentlich Wotans Tochter ist, muß die Wogen irgendwie
glätten, ohne das Henry zu Schaden kommt. Der ist völlig verblüfft
und zweifelt an seinem Verstand. Als er Nachforschungen anstellt,
fliegt er natürlich auf und wird von Wotan als Agent gegen den bösen
Zwergenkönig Alberich verpflichtet. Dieser versucht das
Nibelungengold zu vereinigen, um die Weltherrschaft an sich zu
reißen. Um das zu verhindern reisen Henry, Hilda, Siegfried (ja, DER
Siegfried mit dem Drachen) und Tante Urd mit einigen Gadgets des
genialsten Erfinders der Götterwelt nach London, um dort aus dem
Tower das in den Kronjuwelen versteckte Nibelungengold zu sichern.
Meine 10 Jährige
Tochter brummelte erst mal, als sie sah, daß das Buch frei von
Illustrationen und sogar Vignetten ist. Das arme Kind bekam daher
zwangsvorgelesen, aber schon nach 3 Kapiteln las sie freiwillig
selbst mit und wollte unbedingt mehr! Denn die Geschichte ist
herrlich schräg! Das Tempo so rasant, das man nicht mehr aufhören
kann. Ich war sehr froh, daß die Kapitel so kurz sind, sonst hätte
ich mir wohl die Zunge franselig lesen müssen. Die Kürze der
Kapitel ist super, so werden auch Kinder die noch nicht so gut lesen
können, von diesem doch schon recht dickem Buch, nicht so schnell
entmutigt. Ein weiteres Plus ist: es gibt mehr Kapitel mit witzigen
Untertiteln, auf die wir uns immer gefreut haben. Da wir in
unmittelbarer Nähe zu Siegfrieds Drachenhöhle gewohnt haben, war
für uns Siegfried als Held mit Hybris und wenig Hirn besonders
witzig, wobei ich seinen verbalen Schlagabtausch mit Hilda auch immer
urkomisch fand. Hilda (= Brunhild) ist nämlich ganz schön modern
und lässt sich von den göttlichen Helden um sich herum kein X für
ein U vormachen und gibt mächtig contra. Eine prima Identitätsfigur
für Mädchen, wenn auch bisweilen etwas zickig, aber sind wir das
nicht bisweilen alle mal?
Richtig klasse
war auch die Erklärung der Zusammenhänge der verschiedenen
Götterwelten, denn die Nibelungen bleiben nicht unter sich, bzw.
alleine mit dem fiesen Alberich auf weiter Flur. Nein, nach und nach
tauchen immer mehr Sagengestalten aus verschiedenen Kulturkreisen und
Epochen auf. In einem Fall dachten wir uns: „Moment, die ist
garantiert kein normaler Mensch, die muß auch einer Sage entsprungen
sein!“ Tatsächlich, dem war auch so, aber alles Rätseln hat uns
nicht weitergebracht (nein, es war nicht die Loreley!), obwohl die
Anzeichen im Nachhinein schon recht deutlich waren (hüstel, schäm).
Es ist einfach richtig witzig, wie die traditionellen Geschichten
einmal durcheinander gewirbelt und auf den Kopf gestellt werden,
nachdem zuvor die heute Kindern unbekannteren Geschichten gut
zusammengefasst wurden. So entpuppt sich hier der böse Bruder des
legendären Richard Löwenherz als gar nicht so grausam und der
Rächer der Armen und Entrechteten als gar nicht so tugendhaft. Das
Ganze ist dann noch eine actiongeladene Agentengeschichte, die so
haarsträubend und schräg ist, daß man sie nur lieben kann! Am Ende
wird dieses Abenteuer abgeschlossen und Henry kehrt wohl ohne weitere
Komplikationen in die Staaten zurück, aber „einmal Agent, immer
Agent!“, wird er schon bald für seinen zweiten Einsatz rekrutiert
werden. Leider müssen wir uns bis zum zweiten Band noch etwas
gedulden, denn es ist aktuell das neue Lieblingsbuch meiner Tochter
Johanna (10 Jahre).
Da kann ich nur
einstimmig mit ihr 5 Sterne geben, denn wir fanden es beide super!
Huhu,
AntwortenLöschenich bin ja immer auf der Suche nach Büchern, die nicht nur mich, sondern auch meine Kids begeistern können. Dieses habe ich gerade erst im Laden gesehen, war mir aber unsicher. Deine Rezi klingt aber so überzeugend, dass ich es auf jeden Fall mal auf die Liste setze! Danke für den schönen Tipp:)
LG, Claudia :)
Bei Kindern ab 10 Jahren liegst Du mit dem Buch sicher goldrichtig!
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