Liliane Susewind 12: Giraffen übersieht man nicht, Tanya
Stewner, KJB Fischer
Zum 10. Geburtstag von Liliane Susewind erscheint dieser 12.
Band zum Selberlesen ab 8 Jahren mit richtig süßen Stickern.
Es sind Ferien und die Familien Susewind und Sturmwagner
treten nun endlich die Reise zu Jesajahs Afrikanischen Großeltern auf der
Dandelion Farm in Namibia an. Es ist Ende der Regenzeit und Lilli, Jesajah und
die Tiere sind ziemlich aufgeregt, es könnte richtig toll werden, wären da
nicht ständig die Erwartungen und Ermahnungen ihrer Eltern. Lilli soll nach
Willen ihrer Mutter auf gar keinen Fall mit den wilden Tieren sprechen, wer
weiß wie diese reagieren mögen und ob die wilden Raubtiere Lilli nicht noch
angreifen würden und Jesajah soll Namibia unbedingt so wahrnehmen, wie sein
Vater es ihm vorgibt. Zudem soll er schnell noch ein paar Worte auf Afrikaans
lernen, und dass er Nasenbluten von der trockenen Luft bekommt, das geht ja
schon mal überhaupt nicht! Doch so springt man nicht mit Lilli und Jesajah um,
die stets nach ihren eigenen Überzeugungen zum Wohle der Tiere handeln. Als sie
dann doch, trotz der Warnungen von Lillis Mutter an einer Safari teilnehmen,
merken die zwei schnell, dass auf der Farm etwas nicht stimmt und die Tiere
ihre Hilfe brauchen.
Meine Töchter (10 und 8 Jahren) haben sich gleich auf den
ersten Seiten wieder über Hund Bonsai und die werte Katzendame Frau von Schmidt
kaputt gelacht. Aber natürlich ist auch dieses Abenteuer nicht nur witzig und
spannend, sondern widmet sich wieder dem wichtigen Thema Tier- und Artenschutz.
Hier geht es um die wirtschaftlichen Sorgen der Farmer in Namibia, sowie die
wirtschaftlich bedeutsame Trophäenjagd. Gerade aufgrund der wirtschaftlichen
Bedeutung der Jagd gefiel es mir sehr gut, daß beide Seiten ihre Argumente
vorbringen dürfen. In Namibia gibt es strenge, reglementierende Gesetze, die
die Trophäenjagd unter naturschutzrechtlichen Gesichtspunkten erlaubt, aber die
Jagd innerhalb des erlaubten Bereichs ist vielen zu langweilig und wenn Geld
keine Rolle spielt, meinen sie auch sich über Gesetze hinweg setzen zu dürfen.
Das diese Regeln für alle gelten, und kein Geld der Welt es akzeptabel macht
das Leittier einer Herde zu schießen, nur weil diese Trophäe besonders
prachtvoll ist, wird Kindern wirklich sehr verständlich nahe gebracht. Dabei
ist auch sehr schön, daß Lilli Vegetarierin ist, im Gegensatz zu Jesajah z.B.
dadurch wird die Möglichkeit vorgestellt, ohne andere Lebensweisen zu
verdammen. Aber keine Sorge, dieser Band ist kein Bekennerbuch zur Bekehrung zu
einer vegetarischen Lebensweise. Es ist ein Kinderbuch, das auffordert seinem
Gewissen zu folgen, um das Richtige zu tun. Neben der Trophäenjagd lernt Lilli
auch den Stamm der Himba kennen, seltene besonders wirksame Heilpflanzen und
die Gefahren einer Nacht in der Savanne. Denn ganz ehrlich, Lilli und Jesajah
handeln bisweilen ganz schön blauäugig und kommen aber dank der tierischen
Unterstützung stets heil aus brenzligen Situationen heraus. Auch Timo der
Himbajunge, zeigt den Lesern auf, dass Kinder in fremden Ländern bisweilen
völlig anders leben und lange Schulwege zu Fuß (ja, man muß nicht von Mama oder
Papa bis in den Klassenraum gefahren werden!) zurücklegen um in den Genuss von
Bildung zu kommen. Neben dem Respekt vor
dem Leben vermittelt dieser Band auch wieder den Respekt vor Kindern. Denn
jedes Mal fällt uns auf, daß Lillis Mutter und Jesajahs Vater Vertrauen in ihre
Kinder vermissen lassen und ihnen stets ihre Meinung und ihre Verhaltensweisen
aufdrücken wollen, dabei haben sich Lilli und Jesajah in der Vergangenheit als
durchaus vertrauenswürdig erwiesen.
Die Illustrationen und Vignetten von Eva Schöffmann-Davidov
sind wieder herzallerliebst, wie man bereits an dem Cover erkennt. Die Schrift ist
schön groß (aber kleiner als für Anfänger) und der Wortschatz dem Alter
angemessen. Dabei kommen immer wieder Wortschöpfungen der Autorin vor, die man
nur verstehen kann, wenn man sie richtig, Silbe für Silbe liest. Das finde ich
eigentlich ganz gut, weil es zum sorgfältigen Lesen zwingt. Huscht man nur so
über die Seiten, wird es kniffelig. Bisweilen ist es ganz schön spannend, da
kommt man leicht in Versuchung ein wenig schludriger zu lesen, aber dann
stolpert man über eine Wortschöpfung, oder eine Tierart mit besonderer Ausdrucksweise
und schon muß man besonders hinsehen. Auch wenn sich dieser Band eigentlich den
Giraffen widmet, sind die heimlichen Stars die Erdmännchenjungtiere Schnick,
Schnack und Schnuck mit ihrer lustigen, comichaften Ausdrucksweise.
Was Johanna und Franziska am besten gefiel: Alles!
Bei so viel Begeisterung wird Lilli wohl noch einige weitere
Abenteuer erleben, denn wir geben wieder verdiente 5 von 5 Sternen.
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