Voll super, Helden – Einer muss den Job ja machen, Rüdiger Bertram, gelesen
von Julian Horyseck,
audiolino, 2CDs 144 Minuten
Juli(an) freut sich auf die Sommerferien! Seine Eltern betreiben einen
schlecht laufenden Kiosk, daher ist das Geld knapp, aber er soll dennoch zum
ersten Mal in seinem Leben ans Meer! Ins Hotel seines Onkels an der Nordsee. Er
packt seinen Koffer voller Superhelden-Comics und eine Tafel
Zartbitterschokolade, seine Lieblingssorte und ab geht es in den Zug! Die Fahrt
ist aber nicht so toll wie gehofft. Ein mürrisches Mädchen sitzt auf seinem
Platz und steht nicht auf. Dafür futtert sie seine Schokolade auf, obwohl
Schokolade immer knapper wird! Vor Ort ist es aber noch krasser! Das Hotel
sieht von aussen total abgewrackt aus, aber von innen richtig schnieke. Dafür
sind die Gäste aber umso seltsamer, sie kommen Juli irgendwie bekannt vor. Sie
sind so apathisch, die sind sogar zu faul in den Pool zu springen! Es ist ein
Erholungshotel für ausgebrannte Superhelden! Die sind tatsächlich so erschöpft,
daß keiner von ihnen reagiert, als der Auftrag hereinkommt, die letzten
Schokoladenvorräte zu retten. Da bleibt Juli und seiner nervigen Cousine Jenny
nichts anderes übrig, als sich mit einem Helden-Rucksack selbst in das
Abenteuer zu stürzen!
Welch ein Graus, die Schokoladenvorräte gehen weltweit zur Neige! Eine
Horrorvorstellung für jedes Kind und so ist dies auch eine
Superheldengeschichte für Kinder ab 8 Jahren, die daher auch erfrischend auf
unnötige Gewalt verzichtet, aber nicht auf Spaß!
Juli und seine Cousine Jenny keppeln sich, als wären sie Geschwister. Sie
sind im besten „Mädchen sind doof“/“Jungs sind noch viel blöder“-Alter und
Jenny will auch noch ständig mit Juli um eine Tafel Schokolade wetten, wo soll
er die denn hernehmen?
Die Idee, dass Superhelden zu erschöpft sind, um ihre Arbeit zu erledigen
und daher Kinder an die Macht müssen, gefällt nicht nur den Kindern, sondern
auch den erschöpften Feierabend-Eltern. Dabei fängt es ganz schön geheimnisvoll
an. Wer ist das lästige Mädchen? Was stimmt mit diesem Hotel eigentlich nicht?
Nachdem diese Geheimnisse gelöst sind, was ungefähr die halbe Geschichte ausmacht,
starten die Kinder auf ihre Mission, nur mit einem Raktenrucksack mit Inhalt
ausgestattet. Nun sind Juli und Jenny ganz auf sich allein gestellt, dabei
können sie sich doch gar nicht ausstehen! Dennoch, so ein Dschungel ist
ziemlich unheimlich, da rückt man zusammen und man muss sich so einiges
einfallen lassen. Jenny tut mutig, Juli ist clever. Reicht das aus?
Der Ansatz ist sehr orignell, wobei einige benutzte Gegenstände, unseren
Kindern nicht bekannt waren, nur den zuhörenden Eltern. Das Prinzip gibt es
heute auch noch, es hat nur einen hipperen Namen bekommen und arbeitet mit
unökologischem Kunststoff, der im Urwald nicht zu vertreten wäre und noch aus
einem weiteren Grund ungeeignet wäre (um nicht zu spoilern verschweige ich
dies). Das hat unsere Töchter etwas verwirrt und anderen Kindern dürfte es auch
so gehen. Dennoch haben sie einige Male gelacht, die Große fand sich mit 12
Jahren aber eindeutig zu alt für Superhelden jenseits von Mangas. Die Kleine
(10) konnte sich prima über dieses ungleiche Retterteam amüsieren, da es
eindeutig Geschwisterzwist-Züge aufweist. Auch die Spannung war für sie absolut
ausreichend. Nicht zu viel und nicht zu wenig, fühlte sie sich gut unterhalten
auf der Urlaubsfahrt, mal mit Scherzen, mal mit Aufregung und Geheimnissen.
Auch wenn Juli deutlich sympathischer als Jenny rüberkommt, ist es aber kein
reines Jungsabenteuer und spielt eher ironisch auf Marvelhelden an, als dass es
hier ebenso knallt und kracht. Diese zwei jungen Helden, nehmen sich dafür
nicht ganz so ernst. Das finde ich gut, da es sich ja eigentlich bei den
Vorlagen der Verfilmungen, nicht um Kinderliteratur handelt. Hier sind Sprache
und Action für die Altersgruppe angemessen.
Julian Horeyseck hat eine angenehme Stimme, sofern er nicht die Rolle des
fiesen Superschurken übernimmt, dann klingt er alles andere als angenehm. Er
variiert die Rollen und spielt diese mit. Allerdings wird er tatsächlich
lauter, wenn er ruft und leiser, wenn er flüstern soll. Er tut nicht nur als
ob, was für ein Hörbuch hinsichtlich der Lautstärkebalance sehr ungünstig ist.
Die Zwischenmusik ist allerdings zu laut im Vergleich zur Erzählung, so daß ich
immer wieder die Lautstärke regulieren musste. Das fand ich störend und ist
gerade auch bei Gute-Nacht-Geschichten sehr unpraktisch.
Eine spaßige Heldengeschichte mit Augenzwinkern und ohne Tote und
Verletzte. So soll es sein.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei audiolino für unser Hörexemplar.
Hier findet Ihr die Hörprobe:
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