Darf's ein bisschen Mord sein? Lotte Minck, Droste Verlag
Dies ist Lorettas 11. Fall: Loretta Luchs arbeitet in einem Callcenter für
erotische Dienstleistungen als Telefonistin, aber das muss ja nicht jeder
gleich wissen. Seit sie ihrem exzentrischen Chef Dennis aber mal mit ihrem
detektivischen Gespür den Allerwertesten gerettet hat, genießt sie beruflich so
allerlei Freiheiten, die sehr hilfreich sind, wenn sie mal wieder über eine
Leiche stolpert. Aber in ihrer neuen Wohung und in ihrem neuen Viertel sieht
alles ganz friedlich aus. Selbst als Gitti, die Inhaberin des Tante-Emma-Ladens
um die Ecke, nach einem Sturz einen Schlüsselbeinbruch hat, denkt sie sich
nichts dabei. Spontan bietet sie ihr an, im Laden einzuspringen und nimmt sich
hierzu frei. Schon als Kind hat sie es geliebt Einkaufsladen zu spielen und so
hat sie tatsächlich großen Spaß an ihrer neuen Tätigkeit. Doch dann tauchen
seltsame Gestalten im Laden auf und wollen Gitti zum Verkauf überreden. Das
kommt Loretta ziemlich merkwürdig vor, aber als sie dann doch noch eine Leiche
findet und sie für den tödlichen Sturz verantwortlich sein soll, muss sie
natürlich wieder ermitteln. Die Polizei will ihre Version ja einfach nicht
glauben. Natürlich wird sie in ihren Nachforschungen von ihren Freunden
unterstützt.
Loretta Luchs, die Sexhotlinetelefonistin ermittelt wieder. Wer Loretta
kennt weiß, daß hier das Vergnügen durch Ruhrpottoriginale und skurile
Situationen im Vordergrund steht und weniger kniffelige Knobeleien oder
nervenzerreißende Verfolgungsjagden. Wer aufmerksam mitliest kann die Fälle
stets lösen, weil sich abzeichnet, wer hinter den Taten steckt. Der Spaß steckt
auch immer in den Frotzeleien untereinander, den schillernden Persönlichkeiten
und Lorettas verzweifelten Versuchen die Kommissarin zu Ermittlungen zu
überreden. Doch Theorien interessieren Kommissarin Küpper nicht, sie braucht
Fakten! Nun ist es aber so, daß Täter normalerweise nicht ihre Visitenkarte am
Tatort zurücklassen. So reicht es nicht zu wissen, wer der Täter ist, man muss
es auch beweisen! Hierfür ist Loretta fast jedes Mittel recht, solange ihren
Freunden nichts geschieht und sie ist sich auch für nichts zu schade. Immerhin
lernt sie ja auch bei ihren „undercover“-Einsätzen eine Menge dazu und
bisweilen die Leser auch, z.B. warum man Fenster nie bei Sonnenschein putzen
sollte.
Wie immer spielt Kommissar-Zufall Loretta in die Hände, aber wer als Leser
schon etwas älter ist, der weiß ganz genau: im Leben gibt es bisweilen die
merkwürdigsten Zufälle, unser Leben ist voll davon! Zum Glück für Loretta aber
auch voll mit guten Freunden, die ihr gerne helfen, da sie nie zum Eigennutz
oder zu ihrer eigenen Bereicherung handelt, sondern um ihren Spürsinn zu
befriedigen. Humorig und mit leichter Feder schildert Lotte Minck diesen
neuesten Fall von Hornbrillen-Girl und Minipli-Man, sowie Kater Baghira. Auch
wenn die Charaktere doch sehr speziell sind, erkennt man immer wieder bekannte
Charakterzüge und kann selbstironisch mit Loretta schmunzeln. Die kleinen
feinen Beobachtungen von Lotte Minck, geäußert durch Loretta bleiben einfach
haften, zu sehr treffen sie ins Schwarze - sei es die bisweilen exzentrisch-fragwürdige
Schoßhundmode oder die Beobachtungsfähigkeit nicht voll ausgelasteter Nachbarn.
Hinzu kommt eine Prise Arbeitersiedlung und die Versuchung durch menschliche
Schwächen wie Gier, Lust und Neugierde. Jeder erkennt was wieder, ohne sich
aber selbst angesprochen zu fühlen. So lässt es sich herzhaft lachen! Wer alle
Bände der Reihe nach liest, genießt auch noch das Extravergnügen den stets
wachsenden und sich verändernden Freundeskreis von Loretta mitzuverfolgen.
Dennoch ist auch ein Einstieg im 11. Band noch möglich. Dieser macht auf die
Vorgänger neugierig, ohne zu viel zu verraten.
Vergnügliche Krimiunterhaltung zum Miträtseln, hier steht der Spaß vor der
Spannung. Das Leben ist zu kurz, um nicht darüber zu lachen.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Lotte Minck und dem Droste Verlag für
die vergnügliche Leserunde.
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