Die Schwestern von Mitford Manor (2) – Gefährliches Spiel, Jessica Fellowes
, gelesen von Juliane Köhler, gekürzte Lesung 2 MP3, 10 h 17 min, Random House
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Auch wenn ich Nancy als Person deutlich spannender (wenn auch nicht
unbedingt sympathischer) als Pamela finde, gefällt mir in der Fortsetzung das
Krimielement besser. Es ist für mich naheliegender und näher an der Familie
Mitford dran. Pamela ist bodenständiger, ist ein Genussmensch und liebt gutes
Essen, aber ebenso die gepflegte Atmosphäre drum herum. Sie in das Zentrum
einer glamourösen Geschichte zu stellen, ist deutlich schwieriger, als bei
ihrer exzentrischeren Schwestern. Dass die Story dennoch nicht dröge wird, ist
daher dem Geschick der Autorin zu verdanken, die immer wieder das Augenmerk auf
aufregendere Personen lenkt, sowohl aus der Adelsschicht, als auch den
Dienstboten, der Polizei und der Theaterwelt, ohne den roten Faden aus dem
Blick zu verlieren. Allerdings ist es auch Pamela, die sich im Laufe dieser
Geschichte am meisten entwickelt und durch die Ermittlungen, von denen sie
anfangs nichts hält, erwachsen wird. Als Not am Mann ist, wächst sie über sich
hinaus, schafft es Initiative zu zeigen und den richtigen Ton zu treffen.
Sehr gut gefällt mir, daß man die wichtigsten Personen des ersten Bandes
wiedertrifft, auch wenn sich deren Entwicklung nicht unbedingt so gestaltet
hat, wie man es gehofft hat. Louisa, die einst Nancys Vertraute war, wird für
die Schwestern immer mehr zur Angestellten, was sie verletzt und den Schwestern
noch nicht einmal auffällt. Für damalige Verhältnisse aber selbstverständlich.
Die Klassenunterschiede waren klar und deutlich und eigentlich war das
System nicht durchlässig. Vom Tellerwäscher zum Millionär war in England
eigentlich unmöglich, es sei denn mit kriminellen Mitteln, doch führte dies in
der Regel nicht zu der angestrebten gesellschaftlichen Anerkennung. Ganz klar werden hier die Grenzen zwischen
Adel und Dienstboten aufgezeigt, sowie die Verhältnisse der Polizisten und der
Arbeiterschicht im East End und überall in den Elendsvierteln in London.
Dazwischen blitzt der verruchte Glanz der Nacht- und Halbwelt der golden
Twenties und ihrer Bright Young Things auf. Eine interessante Mischung, finde
ich.
Jessica Fellowes ist Journalistin und die Nichte von Julian Fellowes, dem
Autor der legendären BBC-Serie Downton Abbey. Sie ist die Autorin der
Begleitbücher zur Serie. Dies ist ihre eigene Romanreihe. Wobei ich ihren
weiblicheren Erzählstil dem maskulineren ihres Onkels vorziehe. Das ist
allerdings lediglich ein subjektiver Eindruck, den an bestimmten Details
festzumachen, mir schwerfällt.
Juliane Köhler hat ihre Schauspielausbildung in New York absolviert und
spricht alle englischen Begriffe wunderbar authentisch aus. Sie ist viel
beschäftigte Theaterschauspielerin und war Ende der 90er/Anfang des
Jahrtausends auch in zahlreichen preisgekrönten Kinoproduktionen und hatte die
Hauptrolle in dem mit dem Auslandsoscar prämierten Werk von Caroline Link
„Nirgendwo in Afrika“. Ihre warme Stimme ist ausdrucksstark, ohne sich
aufzudrängen oder zu übertreiben. Sie findet genau den richtigen Ton, sowohl
für den leicht blasierten Adel, als auch die eifrigen Dienstboten und Ermittler
sowie die desillusionierten Bewohner der Armutsviertel. Ihre dezente
Zurückhaltung liess mich ihr mit Freude zuhören, immer und immer länger.
Auch wenn mir der Auftaktband gefallen hat, gefällt mir dieser besser. Ich
empfinde ihn mehr als aus einem Guss und auch der Fall ist deutlich
kniffeliger. Diesmal war mir die Lösung nicht selbst klar, sondern ich bekam
sie von Louisa, Guy und Pamela präsentiert, wobei sie durchaus logisch und
schlüssig war. Nein, es war nicht der Gärtner, der plötzlich und unerwartet der
Übeltäter war. Ich bin gespannt, in welche Fälle die übrigen Mitfordschwestern
noch so verwickelt werden.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Bloggerportal und Random House audio
für dieses wunderbare Hörerlebnis.
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