Eifeldeal, Andreas J. Schulte, Emons Verlag
Sprayer wollen die Wahrzeichen von Andernach am Rhein mit ihrem Tag
versehen. Doch plötzlich bricht einer zusammen. Im Krankenhaus stirbt er mit
Symptomen einer Tropenkrankheit, doch ohne Fieber. Im Blut finden sich keine
Anzeichen von Drogen. Diese muss Hauptmann Paul David a.D. aber leider auf
seinem idyllischen Campingplatz im Pöntertal, bei Andernach-Kell beobachten und
wirft die Typen hochkannt vom Platz, da versteht er keinen Spaß. Auch nicht,
als er plötzlich in der Nähe Schüsse hört, die von der Grillhütte seines Onkels
kommen. Ein Jugendlicher hat das Blockhaus gestürmt, wirkt wie von Sinnen und
erschießt einen vermeintlichen Zombie, ehe Paul die Hütte erreicht hat und sich
ihm ein Bild des Grauens bietet. Auch in seinem Blut sind keine Anzeichen von
Drogen zu finden. Das ist für ihn unerklärlich und nagt an ihm. Als ihn dann
ein kleiner lokaler Radiosender ins Visier nimmt, ist es zu viel. Alle
Ermittlersinne sind geschärft und er beantragt eine Privatermittlerlizenz. Wer
immer für diese Gräueltat auf seinem Platz verantwortlich ist, dem wird das
Lachen vergehen.
Dies ist der 3. Fall von Paul David, Nato-Sonderermittler a. D., nach einem
Bombenanschlag in Afghanistan. Seit diesem Anschlag fehlt Paul der linke
Unterarm, der inszwischen durch eine bionische Prothese ersetzt wird. Dieses
Handicap führt dazu, daß der Träger mehrerer schwarzer Gurte in diversen
Kampfsportarten gerne mal unterschätzt wird. Auch wenn er nun schon in jungen
Jahren im Ruhestand im Pöntertal mit seiner Tante Helga einen Campingplatz im
Naturschutzgebiet betreibt, kommen seine Kampfkünste erstaunlich oft zum Einsatz.
Dabei liegt das noch nicht einmal an seiner Freundschaft zu POK Kalle Seelbach
von der PI Andernach. Sein Ermittlerinstikt ist einfach zu sensibel, er riecht
den Ärger, 7 Meilen gegen den Wind. Paul ist eine Art-Superheld, eine
einarmige-Einmann-Kampfmaschine, die manchmal an die Marvelhelden erinnert.
Allerdings ist er bei all seinen vermeintlichen Superkräften sympathisch, was
auch an seiner Tante und seinen Freunden liegt. Auch dieser Fall ist wieder
hart, rasant und sehr spannend. Mit kurzen Schnitten mit Perspektivwechseln,
die z.T. In der Ich-Form aus der Sicht von Paul David und dann wieder aus der
distanzierten 3. Person, aus Sicht der Bösen bzw. der Opfer geschildert wird.
Das ist als Erzählweise interessant und kurweilig. Auch interessant finde ich
nach wie vor den Kniff, der Einspielung
verschiedener Radiosender und ihrer unterschiedlichen Arten der
Berichterstattung. Ich fand es super so viele bekannte Schauplätze mit zu
besuchen und die Ermittlungen von Andernach nach Koblenz, Bonn, ins Ahrtal und
in die Eifel zu begleiten. Immer spannend, nie langweilig. Allerdings habe ich
immer so ein Problem mit Selbstjustiz und Rache. Gerade am Ende, als scharf
geschossen wird, bekam ich Bauchgrummeln, das war Angriff, keine Verteidigung,
denn da wo auf ihn geschossen wird, hat er nichts zu suchen, das ist Sache der
Polizei. Gut, das kommt in fast jedem amerikanischen Krimi vor. Doch Freund
Kalle betont, daß Paul in diesem Fall besonders gründlich ist, zum einen weil
er im Visier der Medien gelandet ist und zum anderen weil er Jura studiert hat.
Computernerd-Freund Steffen hat mittels inovativster Technik zuvor Unmögliches
möglich gemacht, und auch sämtliche datenschutzrechtlichen Bestimmungen und
Beweisverwertungsverbote über Bord geschmissen. Ich mag solche Gimmicks, auch
wenn die Technik vielleicht noch nicht so weit ist, beim Hacking für einen
guten Zweck bin ich mir immer etwas unschlüssig. Doch Paul David mag ich als
unbewaffnete Kampfmaschine deutlich lieber, als als ballernder Schütze.
Der Fall ist spannend und leider realistischer als man meinen möchte, denn
die Versuche in Militärlaboren der USA gab es früher tatsächlich und
wahrscheinlich werden sie in einigen Ländern von bestimmten Regimen noch immer
betrieben. Auch Hitler träumte von den Supersoldaten dank des LSD-Derivates
Pervitin. Dennoch habe ich moralische Bauchschmerzen und ziehe trotz der tollen
Schauplätze und der durchgängigen Spannung auf hohem Niveau einen Stern ab und
komme auf gute 4 von 5 Sternen.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Emons Verlag für dieses heiß ersehnte
Rezensionsexemplar.
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