Venezianische Rache, Daniela Gesing, Midnight Ullstein
Dies ist der sechste Fall von Commissario Luca Brassoni, aus der
italienischen Lagunenstadt. Mittlerweile ist er mit Carla Sorrenti, der
Leiterin der Gerichtsmedizin verheiratet und ihr Sohn Luis ist nun schon ein
Jahr. Ihr erster gemeinsamer Urlaub, 3 Wochen an der Adria, steht bevor und
Luca und Carla haben bereits frei, um alles für die Reise vorzubereiten. Doch
dann werden beide in die Questura gerufen. Ein junger aufstrebender Maler
begeht wie von Sinnen einen Anschlag auf ein Tintoretto Portrait und wird kurz
darauf in seiner Wohnung erdrosselt aufgefunden. So viele Kollegen sind krank,
im Urlaub oder auf Fortbildung, daß sie wohl oder übel zur Arbeit müssen, um
den Fall schnell zu klären, um endlich die ersehnte Auszeit zu bekommen. Der
Künstler Paolo Grande stellt sich als sympathisch, aber als Einzelgänger
heraus, der seit dem Tod seiner Mutter immer wunderlicher wurde. Irgendetwas
schien ihn innerlich zu zerfressen. Seine Kontakte wurden immer weniger. Nur
seine Cousins und seine Ex-Freundin hat er noch an sich heran gelassen, doch
diese verschweigen etwas - selbst als es einen weiteren Mordanschlag gibt. Die
Situation wird immer schwieriger, vor allem weil Lucas Kollege Mauro wegen
privater Probleme völlig neben sich steht.
Eine herrliche Kulisse mit sympathischen Protagonisten, die sich von Fall
zu Fall weiterentwickeln und einem mehr ans Herz wachsen. Hier ist der
Ermittlungsdruck mal nicht immens, da ein Serienmörder umgeht, sondern weil
alle schnell in den Urlaub wollen, na ja, auch weil dieser Fall immer
verzwickter wird und sie endlich hinter die Geheimnisse schauen wollen. Doch
oft sehen Außenstehende mehr. Daher bittet Luca wieder seinen Cousin Caruso um
Hilfe. Als freier Journalist hat er ganz andere Quellen und ein anderes
Hintergrundwissen. Anders als der Ermittler kann er sich gut Gesichter und
Klatsch und Tratsch einprägen. Doch nicht jeder Klatsch soll an die
Öffentlichkeit und so lebt Caruso, der Opernfan, gefährlich. Dies ist eine Art
running-gag der Reihe. Aber so langsam mache ich mir als Leserin Sorgen um ihn,
einmal wird jeder mal vom Glück verlassen und es könnte seine letzte
Schnüffelei gewesen sein.
Die traumhafte Stadt der Liebe ist sehr bildlich beschrieben und auch, wenn
ich mir beim Lesen bisweilen eine Jacke überziehen musste, konnte man die Hitze
der Stadt geradezu spüren. Allerdings zeichnen sich relativ bald zwei
Hauptverdächtige für den Leser, wenn auch nicht für den Kommissar ab. Auch das
Motiv ist nicht so schwer zu erahnen. Die Spannung bleibt dann durch das Katz-und-Maus-Spiel
zwischen Täter und Polizei aufrecht erhalten. Immer wieder entkommt der Täter
und verübt einen neuen Anschlag, trotz polizeilicher Überwachung, doch wie ist
das möglich?
Anders als ich zuerst dachte spielt dieser Fall nicht im Kunstmilieu sondern
zwischen den Armen und den Reichen und Mächtigen der Stadt. Der Commissario
kann nur hoffen, daß die neue Vice Questore bereit ist, vor dem Gesetz alle
gleich zu behandeln und der Gerechtigkeit zu folgen. Verstärkt wird dabei die
Belegschaft der Questura von einem kleinen Hund mit großem Herzen, dessen
Frauchen nach einem Anschlag, sich nicht um ihn kümmern kann.
Auch wenn es sich empfiehlt die Bände aufsteigend zu lesen, ist ein Start
mit dem 6. Band ohne weiteres möglich. Eine Reihe mit einem großen Herz für
seine Akteure. Gute und kurzweilige Krimiunterhaltung.
Ich bedanke mich ganz herzlich, bei Daniela Giesing, für meine Lesexemplar,
als Dankeschön, für den Namensvorschlag für den tierischen Charmeur auf vier
Pfoten: Picco.
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