Ein Fall für Wells & Wong (6) Tödliches Spiel in Hongkong, Robin
Stevens, Knesebeck Verlag
Hazels geliebter Großvater ist gestorben und so reist sie nach fast 2
Jahren in England wieder nach Hause nach Hongkong. Doch sehr zum Unwillen ihres
Vaters besteht sie auf der Begleitung ihrer besten Freundin und Vorsitzenden
der Detektei der ehrenwerten Daisy Wells. Bei der Ankunft staunen beide Mädchen
nicht schlecht. Hazels Familie ist viel reicher und bedeutender als Daisy es je
erahnte und da sie kein Chinesisch spricht, ist sie auf Hazels Übersetzungen
angewiesen. Hazel ist richtig gehend erschüttert. Nicht nur ihr Großvater ist
gestorben, die zweite (inoffizielle) Frau ihres Vaters hat einen Sohn geboren,
um den sich nun alles dreht! Endlich ein Sohn! Ihm wurde die Ehre zu Teil, Su
Li, die bislang Hazels Kindermädchen und Vertraute war zu gewiesen zu bekommen.
Hazel fühlt sich als älteste Tochter entthront und verraten. Bis es einen Mord
und eine Entführung innerhalb des Haushalts gibt. Die Spuren sind verwirrend,
weisen sie doch sowohl auf die gefürchteten Triaden, als auch auf Hazel hin.
Dass Wells & Wong heimlich die Ermittlungen aufnehmen steht außer Frage!
Diesmal lässt das Verbrechen länger auf sich warten, als in einigen
Vorgängerbänden, doch das Staunen zu Beginn bleibt. Mit der englischen
Aristokratin Daisy taucht man in die exotisch fremde Welt des Hongkong zu Beginn
der 30er Jahre ein. Dieses ist geprägt von dem unfassbaren Reichtum der
Oberschicht, der Angst vor den mächtigen Triaden und großer Armut im Großteil
der Bevölkerung. Sitten, Sprache, Kleidung, Speisen, alles ist anders,
faszinierend und auch etwas verwirrend. Da hilft es, daß mal wieder
Übersichtspläne sowohl von der Villa Wong, als auch vom Tatort zu Beginn des
Buches gibt. Da Hazel eine sehr strukturierte Berichterstatterin ist, folgt ein
Personenverzeichnis mit engl. Und chinesischen Namen inkl. Schriftzeichen und
Funktion. Das ist gerade im Hinblick auf die chinesischen Titel und Kosenamen
sehr hilfreich. Für alles was es sonst noch an fremden und exotischem innerhalb
des Abenteuers gibt, folgt am Ende des Buches das Hongkong Glossar, ausnahmsweise
von Hazel als Hongkong-Expertin verfasst. Gerade diesen Rollentausch zwischen
Daisy und Hazel finde ich sehr reizvoll. Daisy landet in einer völlig anderen
Welt mit neuen Regeln, die sie nicht immer begreift, somit verschieben sich die
Machtverhältnisse innerhalb des eingespielten Teams und Daisy bekommt den Hauch
einer Ahnung wie Hazel sich wohl in Europa fühlt. Und auch der Leser bekommt
eine Ahnung von den anderen emotionalen Empfindungen und Werten dieses Ortes
und was es für Hazel bedeuten muss, zwischen diesen „Welten zu wandeln“.
Vielleicht bekommen einige der jungen Leserinnen durch Hazel auch etwas mehr
für Mitschüler mit Migrationshintergrund.
Dieses Mal konzentriert sich alles auf Hongkong und das brodelnde
Familiendrama, die aufziehende politische Lage in Europa spielt keine Rolle,
was ich gut finde, was es auch einfach nicht in diese Welt passt und den Fokus
verlieren würde.
Anfangs wirkt der Fall ganz einfach. Eigentlich kommt nur ein Täter in
Frage und die Zahl der möglichen Auftraggeber ist sehr begrenzt. Doch je mehr
Hazel und Daisy nachforschen, desto mehr Möglichkeiten ergeben sich, während
andere entlastet werden können. Es macht einfach Spaß die zwei bei ihren
Ermittlungen zu begleiten und mit ihren zu rätseln. Zwischendurch findet man
immer wieder Hazels Listen mit möglichen Verdächtigen, eventuellen Motiven und
Gelegenheiten, die immer wieder ergänzt oder durchgestrichen werden. Das hilft
sehr bei den eigenen Ermittlungen, so daß man gut mit den Mädchen die richtigen
logischen Schlüsse ziehen und am Ende stolz sein kann den Fall gelöst zu haben,
ganz ohne kriminaltechnischen Schnickschnack.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig. Die Geschichte konzentriert sich
vor allem auf die Entwicklung der Charaktere, aber auch auf die Darstellung des
ungewohnt exotischen Setting, so daß man beides sehr gut nachvollziehen kann,
ohne das Gefühl zu bekommen, von den Entwicklungen überrumpelt zu werden,
jedoch auch nicht von Anfang an den Fall glasklar vor Augen zu haben.
Ein wirklich wunderbarer neuer Fall für Wells & Wong, deren
Ermittlungen mit von Fall zu Fall mehr Spaß machen! Empfohlen ab 12 Jahren.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Knesebeck Verlag für diesen exotischen
Spruch durch Ort und Zeit!
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