Eiskalter Hund, Oliver Kern, gelesen von Michael Schwarzmaier, Random House
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Ich bin kein Bayer und mein Bayrisch ist nun mal nicht wirklich vorhanden,
dennoch sind ja Bayern-Krimis gerade sehr en vogue. Da ich aber keine Lust
hatte mitten in eine Serie einzusteigen oder bei Band 1 von 11 einzusteigen,
kam mir dieser eiskalte Hund von Fellinger sehr recht. Mal was anderes, ein
Lebensmittelkontrolleur, statt eines Kommissars oder Detektivs. Ich habe mal im
Referendariat für die Verwaltungsstage bei der Referndarsbetreuerin als Wunsch
angegeben: Egal welches Rechtsgebiet, Hauptsache, der netteste Ausbilder. Den
bekam ich und der war auch mal Lebensmittelkontrolleur. Ich habe also
eigentlich ein Herz für Lebensmittelkontrolleure.
Fellinger ist ein kerniger Typ, ein bayrisches Urgestein, grantelig und
geradeaus. Naja, bei dem Charme ist er natürlich unverheiratet, ganz zum
Leidwesen seiner Mutter. Aber noch schlimmer ist es für seinen Vater natürlich,
daß er nicht den elterlichen Hof übernehmen will, sondern Polizist werden
wollte. Nur den Gesundheitscheck hat er nicht bestanden, sein Knie. Jetzt ist
er Lebensmittelkontrolleur und eigentlich passt ihm das ja schon ganz gut.
Eines Tages bekommt er einen anonymen Anruf, daß er mal die schwarze Sauce im
China-Restaurant überprüfen solle. Vor Ort fangen natürlich alle an zu zittern,
sobald der Fellinger auftaucht. Die schwarze Sauce ist ekelig, aber
ungefährlich, doch was drücken sich der Koch und die Spülhilfe so verdächtig
vor der Kühlkammer herum? Zu seinem Erstaunen findet er dort einen toten,
abgehangenen Hund, den Liebling seines Frauchens. Warum hat sie dessen
Verschwinden eigentlich nicht gemeldet? Auch die betuchte Witwe ist wie vom
Erdboden verschluckt. Fellinger macht Meldung bei seinem Schafkopfkumpan
Lechner bei der örtlichen Polizei, aber der nimmt ihn nicht ernst und macht
lieber Feierabend. Doch wenn der Fellinger einmal Witterung aufgenommen hat,
dann verbeißt er sich, bis er weiß warum der Hund tot und das Frauchen
verschwunden ist! Eigentlich will er ja auch nicht wirklich ermitteln, aber er
kann halt nicht anders, weil dem Lechner immer wieder ein Grund einfällt, warum
er als Polizeibeamter nicht ermitteln muß. Seine Ausreden sind dabei durchaus
kreativ und man freut sich beim Hören schon auf seine nächste.
Ich mag ja Krimis mit Humor, aber bitte schwarzen Humor, gerne urige Typen
und keinen Klamauk. Schon das Wortspiel im Titel ließ mich da hoffen, denn „Der
kalte Hund“ war in den 80ern eine sehr beliebte und sehr heftig-deftige
Süßspeise. Zum Glück, hat nicht nur der Titel meinen Geschmack getroffen. Der
Fellinger ist ja nicht so der Traummann, auf Track 1 hat es bei uns noch nicht
so gefunkt, aber je mehr ich mich in seinem Revier umschaute und die Marotten
der dort ansässigen ansah, desto besser gefiel mir seine trockene und
beharrliche Art. Und wenn‘s drauf ankommt, z.B. bei seinem Stammlokal, dann ist
der Fellinger eigentlich ein echter Rheinländer, kann auch mal Fünfe gerade
sein lassen und drückt ein Auge zu. Klar, sonst müßte er ja selbst kochen! Geht
es wirklich nur um einen toten Hund? Nee, hier geht es auch darum recht zu
haben, „und es ist doch ein Kriminalfall!“. Außerdem geht es um unsere
tschechischen Nachbarn, das liebe Geld und seine Pappenheimer, die man eben so
kennt.
Was mir aber außer den wirklich sehr urigen Gestalten sehr gut gefiel, war
daß ich überrascht wurde. Ich fand diesen Fall nicht offensichtlich oder
vorhersehbar. Die Spannung war zwar bisweilen etwas zurückhaltend, der Genuß
der Bayern aber weniger. Ich habe mit viel Vergnügen den verbalen
Schlagabtausch zwischen Fellinger und Kommissar….
Michael Schwarzmaier liest unverkennbar bayrisch, aber durchaus so, daß ich
als Rheinländerin, die auch nach jahrelanger Übung bei den Rosenheim Cops nicht
alles versteht, bei „Eiskalter Hund“ alles auf Anhieb verstanden habe. Hut ab!
Der Sprecher war mir bislang völlig unbekannt, aber er passt optimal zum
Fellinger, etwas trocken, etwas eigen und etwas gnarzig. Passt schoa. Dabei
schafft er es aber dennoch, daß die Geschichte nicht behäbig, sondern äußert
lebendig und auch amüsant daher kommt. Einige Stellen haben durchaus
Slapstick-Charakter, aber ohne albern zu sein, sondern lustig. Diese
Gradwanderung hat Michael Schwarzmeier wirklich mit Bravour gemeistert. Seine
Stimme ist jetzt weder unangenehme, noch zum Verlieben (vielleicht bei anderen
Hörbüchern schon, aber eben nicht als Fellinger, der ja auch kein Traummann auf
den ersten Blick ist), sondern einfach Fellinger, ein echtes Original halt.
Gelungene Ferien-Krimi-Unterhaltung, die
ich besonders in seiner Vertonung wirklich sehr empfehlen kann.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Random House Audio für dieses gelungene
Hörbuch.
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