Und dann kam Mr. Willow, Anna Saalbach, mtb (Mira Taschenbuch)
Mirka ist 31 Jahre alt und Germanistin. Eigentlich hatte sie im Studium
Träume von einer Tätigkeit als Übersetzerin für Literatur oder an der Uni. Doch
wie das Leben so spielt. Vor 7 Jahren zog Jura-Student Ruben bei ihr ein,
eigentlich nur vorübergehend, und blieb. Ruben fand, daß Grundschullehrerin
doch viel besser für Mirka wäre, wenn er denn mal erfolgreicher Anwalt sei,
dann könne sie sich besser um die gemeinsamen Kinder und das Häuschen im Grünen
kümmern.... Auch wenn es in ihrer Beziehung nicht mehr so läuft wie am Anfang,
rechnet Mirka dennoch ganz fest mit einem Heiratsantrag, während des geplanten
romantischen Kurztrips nach London mit ihm. Ihre beste Freundin Rieke, hält
zwar gar nichts von dem schönen Ruben, aber sie kennt ihn ja besser, denkt
Mirka. Leider nur, bis Ruben bei einem candle-light-dinner in London, mit einer
unangenehmen Wahrheit heraus rückt. Die Tochter seines Chefs ist von ihm
schwanger und sehr toll er Mirka findet, er ist nun mit ihr Verlobt. Für Mirka
bricht eine Welt zusammen, sie läuft in einen der vielen Londoner Parks und
trifft dort auf einen kleinen Corgi, der viel treuer als Ruben ist und ihr
fortan nicht mehr von der Seite weichen mag. Corgi Mr. Willow ist nun ihr
Lichtblick bei ihrem folgenden unfreiwilligen Neuanfang.
Dieses Buch hatte ich mal letztes Jahr begonnen und frustriert zur Seite
gelegt, da ich es im Dämmerlicht nicht lesen kann, die Schrift ist mir dafür zu
klein. Als ich aber nun einen hoch gelobten Frauenroman las, den ich
schrecklich fand, nahm ich im Freibad dieses Buch zur Hand, um zu testen, ob
ich einfach aktuell das Genre nicht mag. Siehe da: Im hellen Sonnenlicht, liest
es sich ganz wunderbar! (es hat schon so seinen Grund, warum ich vor kurzem ein
Buch über das Älterwerden las). Es wurde also mein Mittagspausenbuch und noch
dazu sehr entspannt. Ich habe mich sehr gefreut, endlich wieder eine
intelligente Frauenroman-Heldin zu treffen, mit sympathischer Freundin und
Nachbarn. Klar, es gibt auch unsympathische Personen wie ihre Schulleiterin und
Ex-Freund Ruben ist charakterlich sicherlich kein Vorbild, aber es leuchtet mir
ein, wieso Mirka sich von ihm hat einlullen und blenden lassen. Erst einmal
scheint er ja wirklich Schwiegersohnqualitäten zu haben, denn seine dunklen
Seiten offenbart er nicht sofort, zumindest nicht voll. Da wären natürlich
seine angebliche Hundehaarallergie und sein Hang sich von Mirka bedienen zu
lassen..... Durch ihren kleinen Hund eröffnet sich für Mirka eine völlig neue
Welt: die der Hundebesitzer! Nicht nur, daß Mirka sich dank Mr. Willow nicht
einsam fühlt und seine Gegenwart als sehr tröstlich, nein, schon beim Einkaufen
der Grundausstattung begegnet ihr der erste Mann im richtigen Alter, mit Hund.
Allerdings ist diese Begegnung dann doch eher abschreckender Natur. Doch mit
zunehmender Akzeptanz ihrer neuen Situation öffnet sich Mirka auch mehr für die
anderen Hundebesitzer und findet in der neu zugezogenen Caren eine angenehme
Gassi-Runden-Begleitung. Leider ist Caren für mich ein Kritikpunkt für mich.
Caren ist für Mirka beim Kennenlernen ein echtes Highlight, daß ihr hilft, sich
wieder mit Freude ins Leben zu stürzen, besonders da Rieke nicht mehr so viel
Zeit für sie hat, aber nur wenige Seiten später ist sie auch ebenso schnell aus
ihrem Leben verschwunden, wie sie in diesem Roman aufgetaucht ist. Da hätte ich
Mirka doch mehr Beständigkeit zugetraut. Es entsteht der Eindruck, als wäre sie
vom Lektorat unvollständig heraus gekürzt worden. Aber sie zeigt Mut, Mut ihr
Leben zu ändern und selbst in die Hand zu nehmen, Vorurteile abzubauen und
hinter die Fassade zu schauen, die die Menschen um sie herum als Schutzwall
errichten. Das Ende ist wirklich süß und lässt einen selig lächelnd die Seiten
schließen.
Hinter Anna Saalbach versteckt sich übrigens die erfolgreiche
Kinderbuchautorin Antje Szillat, die mit Hund, Pferd, Mann und vier Kinder über
genug Lebenserfahrung verfügt, um auch mal das Genre zu wechseln und sich
natürlich mit den Zuständen auf Hundewiesen bestens auskennt. Sie weiß wovon
sie mit leichter Feder schreibt.
Ein schöner Wohlfühlroman, der wirklich gute Laune macht, für Hundefans
umso mehr.
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