Summer Switch, Stefanie Gerstenberger & Marta Martin,
Arena Verlag
Catherine (genannt Catta) hat bei einem Arztbesuch als
Begleitung ihrer schwer krebskranken Mutter der Künstlerin Marlene, an einem
Preisausschreiben teilgenommen und 2 Wochen Urlaub für 2 Personen in der Villa
Paradiso auf der traumhaften Insel Elba gewonnen. Perfekt zur Erholung für ihre
Mutter, um nach den grauenvollen Chemos wieder Kraft und Lebensfreude zu
tanken. Allerdings sind sie nicht zu zweit. So ihrer herzlichen und chaotischen
Künstler Familie gehören noch Stiefvater Otto ein Autor, ihr großer
gutaussehender Bruder Jacques und ihre 5 jährigen Halbgeschwister die Zwillinge
Emile und Eliese für die sich Catta stets verantwortlich fühlt. Aber Künstler
sind kreativ, also sollen die Eltern in der Villa wohnen und die großen
Geschwister mit den Kleinen im VW-Bus auf dem Camping-Platz. Aber es kommt
natürlich alles ganz anders.
Die Villa Paradiso ist traumhaft, aber das Arbeitsklima ist
schlecht. Die Eltern Roberto und Antje (aus Hamburg, daher spricht Fé Deutsch) stehen
völlig unter Strom. Ihre 16 jährige Tochter Félicia, die in den Internatsferien
zurück im Familienbetrieb ist, steht tagsüber an der Rezeption und abends in
der Küche. Dazwischen darf sich die gertenschlanke Fé noch anhören, sie müsse auf
ihre Figur aufpassen. Bei Fé ist es Liebe auf den ersten Blick, als der exotische
Jacques mit seiner Mutter im Hotel eincheckt. Als kurz darauf Catta ihm um den
Hals fällt und Fe die Zwillinge aus dem Pool wirft, ist die Feindschaft
zwischen den gleichaltrigen Mädchen scheinbar in Stein gemeißelt, bis die zwei
durch die Magie einer uralten Pinie den Körper tauschen….
Zwei wie Feuer und Wasser. Catta und Fé scheinen nichts
gemeinsam zu haben, außer ihrer Zweisprachigkeit, beide sprechen fließend
Deutsch und Italienisch. Dennoch neidet jede der beiden der anderen etwas, aber
nur so lange, bis sie in der Haut der anderen stecken. Als sich dann auch noch
Catta in Fé’s Cousin verliebt, so wie Fé in Jacques, wird es ganz schön
kompliziert. Nicht nur, daß sie sich nicht verraten dürfen und so tun müßten,
als wüßten sie Bescheid. Catta muß auf einmal an die Rezeption und in die Küche
und Einzelkind Fé ist ständig von zwei Fünfjährigen umgeben, die auch noch
total unordentlich sind!
Catta ist sportlich, quirlig, musikalisch, temperamentvoll
und Fé beherrscht, ständig auf ihre Figur achtend, zurückhaltend und versucht
stets die Erwartungen ihrer Eltern zu erfüllen.
Schön ist, daß jedes Mädchen so präsentiert wird, das die
Leserin mit ihr mitfühlen kann und beide mag, auch wenn sie noch so
gegensätzlich sind. Mal hatte ich mehr Mitleid für Catta, die in ständiger
Sorge um ihre Mutter lebte, nachdem doch schon ihr Vater bei einem Autounfall
starb, oder Fé, die trotz zwei gesunder Eltern total einsam war, an der ständig
kritisiert und rumgemeckert wird und die an den Rand der Magersucht getrieben
wird. Gerade die sehr unterschiedlichen Figuren sind für Catta und Fé erst mal
gewöhnungsbedürftig, was mich immer wieder schmunzeln ließ. Aber für mich war
es auch ein klares Zeichen, liebe Leserinnen, lasst Euch bitte nicht durch
ewiges Genöhle Eurer Mütter in die Magersucht treiben, auch Kurven haben
Liebhaber. Gerade Catta’s Szenen in der Gemüseküche haben etwas durchaus
Sinnliches. Dank der Hotelfachkenntnisse von Stefanie Gerstenberger habe ich
noch einige Küchentipps nebenbei gelernt. Aber keine Sorge, es ist kein
Kochbuch, aber irgendwie schon eine Liebeserklärung an gutes Essen und das
savoir vivre auf Elba. Perfekt für diesen regnerischen April-Sommer in
Deutschland. Leicht und beschwingt wie ein Lüftchen im Pinienwald und dennoch
nicht flach. Catta’s und Fés Sorgen sind durchaus real und ernst zu nehmen. Um
das besser nachfühlen zu können sind die Kapitel mal aus der einen, dann aus
der anderen Sicht geschrieben. Damit man nicht durcheinanderkommt, ist unten
auf der Seite stehst mit den „Kolumnentiteln“ der Name derer vermerkt, die
gerade ihren Teil der Geschichte berichtet. Bei aller Leichtigkeit wir man dazu
angeregt darüber nachzudenken, ob man wirklich jemand anderes sein möchte, oder
ob es nicht doch besser ist, man selbst zu sein.
Im Anhang findet sich ein Glossar mit den wichtigsten
italienischen Begriffen, für alle, die nicht wie Catta auf einer italienischen
Schule waren.
Neben dem angenehm fließenden Stil hat mir auch sehr gut
gefallen, daß alle Personen liebevoll ausgearbeitet wurden und nicht nur die
vier Hauptpersonen.
Das Autorinnenduo ist ein Mutter-Tochter-Gespann, das wohl
nicht nur ihre Liebe fürs Schreiben und die wunderschöne Insel Elba teilt.
Geschrieben ist das Buch in einem Guss, man merkt nicht, daß unterschiedliche
Personen am Werke waren. Ob sie wohl auch mal die Körper getauscht hatten?
Herrliche sommerliche Lektüre fürs Herz mit Niveau für
Mädchen von 12 bis 15 Jahren, perfekt für diesen Regensommer, um sich in den
warmen Süden zu träumen. Romantisch witzige 5 von 5 Sternen.
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