Sonntag, 13. August 2017

Sherlock Holmes und das Geheimnis des weissen Bandes, Hörspiel nach Anthony Horowitz, Bearbeitung und Regie Bastian Pastewka, WDR & Radio Bremen, Goya Lit



Sherlock Holmes und das Geheimnis des weissen Bandes, Hörspiel nach Anthony Horowitz, Bearbeitung und Regie Bastian Pastewka, WDR & Radio Bremen, Goya Lit
Dr. Watson liegt im Sterben und so bricht er nach dem Tod seines Freundes Holmes ein 25 Jahre altes Schweigen und berichtet von einem besonders abscheulichem Fall, der Sherlock besonders unter die Haut ging, weil er sich für den Tod eines Kindes verantwortlich fühlt. Dieser Fall führte Holmes und Dr. Watson sowohl in die Niederungen der Londoner Slums, als auch in höchste gesellschaftliche Kreise, als eines kalten Abends der wohlhabende Kunsthändler Edmund Carstairs in voller Abendgarderobe in der Baker Street 221b erscheint und folgendes Problem schildert: aufgrund eines Großauftrages eine beachtliche Sammlung des englischen Maler Constable an die amerikanische Westküste zu einem reichen Amerikaner Cornelius Stillman zu bringen, kam er in Kontakt mit einer irisch-amerikanischen Verbrecherbande. Als diese bei einem Eisenbahnüberfall die Kunstsammlung verbrannte, schwor Stillman Rache. Die Bande wurde bis auf einen der Anführer in einem Hinterhalt ausgelöscht. Dieser O’Donaghue ermordete daraufhin Stillman und scheint nun hinter ihm, Carstairs her zu sein. Sherlock macht sich so seine eigenen Gedanken, auch weil in dem Carstairs Haushalt so einige Merkwürdigkeiten in den letzten Monaten auftraten. Er scheint nicht weiter zukommen. Auffällig ist jedoch, daß er bei seinen Ermittlungen stets auf weiße Seidenbänder stößt, selbst an der Leiche eines ermordeten Straßenjungen.
Gerade bei CD 2 wurde mir siedendheiß bewußt, warum ich bislang lieber den Abenteuern des jungen Sherlock Holmes folgte, da der Erwachsene ja den Hang zu einer 7 % Kokainlösung intravenös hat. Aber meine Befürchtung Holmes in einen Drogenrausch folgen zu müssen, wurde nicht erfüllt. Zwar führten die Ermittlungen in eine der damals legalen Opiumhöhlen, in denen die Oberschicht bisweilen auf völlig aufgezehrte Vertreter der Unterschicht trifft, aber das Verbrechen, daß Holmes aufdeckt ist viel abscheulicher und die darin Verwickelten unantastbar, so daß es trotz Aufklärung nie enden wird. Die Mächtigen sind beteiligt und halten schützend ihre Hände über die Täter. Dies ist definitiv kein Jungendhörbuch, aber voller Gedankenspiele und besonders auf CD 2 wirklich spannend. Gerade die musikalische Hörspieluntermalung überzeugte mich, die Geschichte besser nicht mehr zum Einschlafen zu hören, sondern bei unliebsamen Haushaltstätigkeiten. Der musikalische Spannungs- und Atmosphärenaufbau hat bei mir wirklich seine Wirkung gezeigt.
Wie Holmes es gelingt sich mal wieder aus der größten Not zu befreien, fand ich zwar etwas konstruiert, aber die vollständige Auflösung des Rätsels habe ich so nicht kommen sehen. Es lohnt sich daher definitiv das Hörspiel mehrmals zu hören und sich in der Wiederholung an all den kleinen Hinweisen zu erfreuen, die man entdeckt, wenn man die Auflösung bereits kennt.
Eine wirklich gelungene Hommage an Sir Arthur Conan Doyle und seine Schöpfung Sherlock Holmes. Die nebeligen Londoner Straßen, die Slums, sehr gut ist die Atmosphäre der damaligen Zeit eingefangen worden. Die Anknüpfung an bekannte Geschichten mit der Erläuterung, wo denn dieser neue Fall herkommt und weshalt Holmes und Dr. Watson nach dessen Heirat noch mal ermitteln, ist wirklich gut gelungen und für Fans ein echtes Schmankerl. Der Autor Anthony Horowitz der für seine eigene Krimiserie Bestsellerstatus erlangte, hat sich wirklich gut in die Vorlagen hereingedacht und den Ton gut getroffen.
Mit Frank Röth wurde Sherlock Holmes meines Erachtens stimmlich hervorragend besetzt, wie auch die Wahl von Gerhard Garbers als Dr. Watson. Beide Stimmen setzen sich gut in Klangfarbe und Tonhöhe von einander ab, so daß eine Verwechslung ausgeschlossen ist.
Oft habe ich bei Hörspielen Probleme der Geschichte zu folgen, entweder weil die Lautstärke zu stark schwankt, oder ich Schwierigkeiten habe, die Stimmen den Personen korrekt zu zuordnen. Bei dieser Produktion wurde für jede Person ein eigener Sprecher gewählt und dabei wirklich renommierte Stimmen, bis in die kleinste Nebenrolle (der kleine Drache Kokosnuss = Philipp Schepmann als verkommener Adelspross, herrlich!), die es wirklich vereinfachen, die Personen akustisch zu unterscheiden. Man merkt, daß WDR und Radio Bremen keine Kosten und Mühen gescheut haben und daß mit Theresia Singer als technischer Leitung ein Profi am Start war.
Da es sich um eine 3-teilige Sendereihe handelt, beginnt jede CD auch tatsächlich mit einer Einführung und einem ganz kurzen Rückblick. Als ich CD 2 einlegte dachte ich, ich hätte vergessen den Tonträger zu wechseln, bis mir dämmerte, daß ich ja der Radioversion folge.
Auch wenn für die Hörspielbearbeitung Kürzungen vorgenommen werden mußten, ist Bastian Pastewka wirklich geschickt mit der Textvorlage umgegangen, so daß ich es nie bedauert habe, mich für das Hörspiel statt für das Hörbuch, daß ebenfalls bei Goya Lit erschien, entschieden zu haben.
Eine toll produzierte Hommage an das wohl berühmteste Ermittlerduo, dem ich gerne 5 von 5 Sternen gebe.

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