Burg Schreckenstein, Filmhörspiel, Der Hörverlag
Ich liebe die Schreckenstein-Bücher von Oliver Hassencamp.
Als ich sah, daß diese verfilmt wurden, war mir sofort klar, meine Töchter
müssen den Film unbedingt sehen!
Trotz anfänglicher Zweifel waren sie völlig begeistert und
haben sofort einige der Streiche nachgemacht. Was habe ich mich über all die
Zahnpaste unter den Türklingen kaputtgelacht! (na gut, gegrinst habe ich
schon). Da ich das Filmhörspiel sofort haben wollten, hörten sie erst einmal
mein Hörbuch gelesen von Rufus Beck zu einem der Originalbände. Das gefiel
ihnen gut, aber nicht so gut, wie dieses Filmhörspiel.
Warum? Die Bücher werden hier ein wenig „entstaubt“:
Der elfjährige Stephan ist entsetzt: Er soll aufs Internat
in die alte Burg Schreckenstein, um seine Noten zu verbessern. Der Direktor
dort ist ein alter Freund seiner Mutter, die nach der Scheidung berufsbedingt
(sie ist Stewardess) sich nicht genug um ihn kümmern kann. Zum Glück nehmen die
Schreckensteiner Jungs Ottokar, Mücke, Strehlau und Dampfwalze ihn schon bald
in ihren Rittergeheimbund auf, der regelmäßig in der verborgenen Folterkammer
tagt. Hiermit beginnt der Internatsspaß für Stephan erst richtig beginnt!
Gemeinsam wird in den alten Gemäuern des Jungeninternats eifrig an Streichen
verschiedenster Art getüftelt, um den arroganten Mädchen des benachbarten
Internats Rosenfels eins auszuwischen. Einer ihrer Streiche hat jedoch zur
Folge, daß der Klassenraum einer der Mädchenklassen, als einsturzgefährdet
eingestuft wird und diese Klasse (inklusive Mückes Schwester Inga) kurzweilig
auf Burg Schreckenstein untergebracht wird. Doch die Mädels sind keineswegs auf
den Kopf gefallen und lassen sich allerhand einfallen, um es den „Schreckies“
heimzuzahlen. Doch manchmal kommt alles ganz anders, als man denkt …
Dieses Filmhörspiel ist wirklich Kino für die Ohren! Es sind
die Originalstimmen aus dem Film und auch die Filmsongs werden eingespielt,
wenn auch leider nicht ausgespielt. Das Vokabular wurde entstaubt, das Wort
Drahtesel wurde natürlich nicht mehr verwendet und sogar die Mädchennamen
wurden modernisiert. Warum Mückes Schwester nun Inga statt Ingrid heißen muß
und Sophie plötzlich Alina, werde ich nicht begreifen, denn Ottokar durfte
seinen komischen Namen immerhin behalten. Was bei mir einen Sternabzug kostet,
ist dass das Thema Ritterlichkeit in dieser Modernisierung für meinen Geschmack
zu kurz kommt. In den Büchern sind die „Ritter“ nicht „Schreckis“ stets
ehrlich, dürfen nicht fuschen und lügen. Ihre Streiche dürfen nichts zerstören
und keinem wirklich schaden, sie rauchen und sie trinken nicht, anders als die
„Hühner“ von Rosenfels. Hier sind die Kinder erst 11 Jahre alt, da wird Tabak
und Alkohol nicht thematisiert, in der Vorlage sind sie deutlich älter, was
auch Sinn macht. Denn der Ritterrat muß natürlich aus Oberstufen- und nicht aus
Unterstufenschülern bestehen. Filmisch sind 11 Jährige für einen Kinderfilm
aber durchaus besser. Die Burg Schreckenstein hat ein besonderes pädagogisches Konzept,
das auf Vertrauen und Eigenverantwortung basiert, weshalb der Direktor „Rex“
ein wirklich gutes Verhältnis zu seinen Schülern hat. Bei der
Verfilmung/Filmhörspiel kommt mir das etwas zu kurz, es wirkt auf mich eher wie
das antiautoritäre „Summer Hill“ und ich bekomme bisweilen tatsächlich
Verständnis für Frau Dr. Horn die Leiterin des Mädcheninternats, was in den
Buchvorlagen nie der Fall war. Dennoch ist das Hörspiel wirklich kurzweilig und
gut zu verstehen (bei Hörspielen habe ich oft das Gefühl, daß sie beim 1. Hören
verwirrend sind, ein Problem, das hier nicht entstand). Auch die Lautstärke ist
hervorragend ausbalanciert. Henning Baum und Sophie Rois hört man sofort heraus
und beide spielen ihre Rollen wirklich hervorragend, man hört richtig die Ruhe
und Ausgeglichenheit des „Rex“ und die überspannte Überkorrektheit von Frau Dr.
Horn. Harald Schmidt habe ich nicht herausgehört (psst, das darf mein Mann, ein
riesiger Harald Schmidt-Fan, nicht wissen). Die Kinder klingen natürlich alle
jung, aber sie nennen sich so oft gegenseitig beim Namen, daß keine
Verwechslungen aufkommen können.
Meine Kinder, die ja nun auch mein Hörbuch hören durften,
finden das modernere Filmhörspiel viel besser und den Film hammerstark. Sie
geben dem Filmhörspiel glatte 5 von 5 Sternen. Das ist ein Phänomen, daß ich
immer wieder beobachte, denn auch andere Kino-Neuadaptationen, finden sie viel
besser, als die von mir geliebten Originale. Der Filmemacher wußte also genau
was er tat, er wollte ja die Kinder und nicht nur die Eltern ins Kino locken.
Die Kinder sollen einen zweiten Teil fordern! Da aber durchaus noch Ähnlichkeit
mit der literarischen Vorlage besteht, finde ich es wirklich gut gemacht und
werde mir dann auch mal den Film anschauen (meine Kinder haben mir ernsthaft
versichert, daß das Hörspiel dem Film entspricht) und bin auch Fortsetzungen
gegenüber offen. Sie finden, das Hörspiel sei, als würde man den Film nochmal
sehen! Klar, das Cover entspricht ja auch dem Filmplakat! Anders als bei
Hörfilmen von Disney-Filmen ist das auch völlig ausreichend, uns haben keine
Bilder gefehlt.
Sie sagen 5 Sterne, ich sage 4 Sterne, aber sie sind die
Zielgruppe und ich bin Puristin…..
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