Agatha Christie, Das Geheimnis der Goldmine, gelesen von
Regina Lemnitz, der Hörverlag
Rex Fortescue ist das Familienoberhaupt und der Leiter einer
Vermögensverwaltungsgesellschaft, die immer skrupellos und hart an der Grenze
der Legalität agiert. Inzwischen ist er in zweiter Ehe mit der deutlich
jüngeren und unglaublich erotischen Adele verheiratet und auch sonst hat er in
den letzten 1, 5 Jahren einen ganz erschreckenden Verhaltenswandel an den Tag
gelegt. Nur seinen Ernährungsgewohnheiten blieb er treu. Als er eines Morgens
im Büro über seinem Tee vergiftet zusammenbricht, fällt der Verdacht zuerst auf
seine Sekretärin, doch dann stirbt auch noch seine Frau Adele und das
einfältige Hausmädchen Gladys. Scotland Yard steht vor einem Rätsel, da diese
Morde keinerlei Gemeinsamkeiten aufzuweisen scheinen. Doch Gladys war einst
kurz nach ihrer Entlassung aus dem Waisenhaus bei Miss Jane Marple zur
Ausbildung im Haushalt und diese kann natürlich nicht still in St. Mary Mead
vor sich hin stricken, während woanders der Mord an ihrem ehemaligen Mädchen
aufzuklären ist. Aufgrund ihrer gepflegten Erscheinung und ihrer höflichen Art
erhält sie sofort Zutritt ins Haus, wo ihr die Schwägerin des Verstorbenen ihr
Gästezimmer überlässt. Schnell weiß der ermittelnde Inspektor die
Beobachtungsgabe und den wachen Verstand dieses selbsternannten Hausgastes zu
schätzen.
Im Original heißt dieser Fall „A pocket full of rhye“ und
ich habe ihn vor Jahren gelesen, konnte mich aber überhaupt nicht mehr
erinnern. Milena Moser möchte ich jedoch ein dickes Kompliment für diese
gelungene Übersetzung aussprechen, da sie den trockenen Humor der Vorlage
wirklich gut getroffen hat. Die Schweizer Schriftstellerin die 8 Jahre in San
Francisco lebte, macht mit dieser Übersetzung ihrem Sprachgefühl alle Ehre.
Nicht zuletzt das trocken ironische Personenverzeichnis im Inlet ( z.B.
„Percival Fortescue, genannt Val, ältester Sohn von Mr. Fortescue, mit
farblosem Haar und einer etwas pedantischen Ausdrucksweise“) das wirklich jeden
noch so unbedeutenden Charakter aufzählt, hat mir echt Spaß gemacht zu lesen.
Hier möchte ich ein ganz dickes Lob an den Verlag aussprechen. Gerade bei
Hörbüchern mit einer Vielzahl von Personen ist es bisweilen schwierig der
Geschichte zu folgen, weil man nicht weiß, wer wer ist und wie die Leute heißen
und gerade Krimis hören die meisten nur einmal. Dieses Personenverzeichnis ist
gerade wegen der bisweilen merkwürdigen Namen wirklich Gold wert und
vereinfacht es dem Hörer ungemein dem Fall zu folgen und mit zu rätseln.
Regina Lemnitz liest und spielt wirklich toll, da aufgrund
der Kürzung Bemerkungen wie „sagte XY“ wegfielen, oder dies nur im Text optisch
ersichtlich ist, war ich mir nicht immer ganz sicher wer was sagt. Dabei
schafft sie es wirklich verschiedenen Personen verschiedene Stimmen zu
verleihen, wobei ihre Synchrontätigkeit ihr dabei zu Hilfe kommt. So habe ich
mich total gefreut „Whoopy Goldberg“ „Diane Keaton“ und „Kathy Bates“
herauszuhören, aber auch ganz andere Charaktere wie die einfältige Gladys sind
wirklich toll herausgearbeitet. Noch ein wirklich zu lobender Punkt ist die
gleichbleibende Lautstärke, die ohne störende Schwankungen auskommt.
Der Fall, den ich ja vollkommen vergessen hatte, ist für
Deutsche etwas schwieriger nach zu vollziehen, da er auf einem englischen
Kinderreim basiert, der uns hier nicht geläufig ist. Die Auflösung hat ein paar
kleinere Schwächen, ist aber dann doch im Großen und Ganzen zufriedenstellend
gelöst, auch wenn ich Miss Marples Schlussfolgerungen nicht unbedingt
offensichtlich finde. Toll ist aber, daß Jane Marple entspannte am Rande des
Geschehens sitzt und strickt, während sich Inspector Neele das streng frisierte
Haar rauft. Denn als alte Beobachterin überlegt Miss Marple, welcher der
Anwesenden denn die entsprechende Persönlichkeit für diese Verbrechen hätte und
wie das dann zu bewerkstelligen gewesen wäre?
Wer mit diesem Fall seinen ersten Miss Marple Fall kennen
lernen will, wird feststellen, daß Agatha Christies Heldin wenig mit den 4
Margarethe Rutherford Filmen zu tun hat. Diese Ermittlerin ist die Ruhe selbst
und fällt kaum auf. Dadurch sprechen viele Menschen mit ihr und verraten ihr
Details, die sie der Polizei gegenüber nicht erwähnen. Sie wirkt so harmlos und
ist doch blitzgescheit. Wie auch in einigen anderen von Miss Marples Fällen,
tritt sie erst auf Mitte der CD 2 in Erscheinung, was ich aus heutiger Sicht sehr
interessant finde. Dieser Superstar unter den Ermittlern ist eigentlich die
Bescheidenste ihrer Art und drängt sich nie in den Vordergrund, daher hat sie
es auch gar nicht nötig von Anfang an dabei zu sein, oder die Vorgänge aus
ihrer Sicht zu schildern. Dennoch versprüht sie unglaublich viel
Menschenkenntnis und Erfahrung.
Das Ende dieses Falles, der unbefriedigend zu enden scheint,
hat es dann aber doch in sich, so daß man das Hörbuch mit einem kleinen feinen
Lächeln beendet. Very british!
Auch wenn es nicht mein Lieblingsfall der charmanten Jane Marple
ist, wurde er jedoch unschlagbar vom Hörverlag umgesetzt. Ein ganz großes
Kompliment an die Produktion.
Gerne gebe ich diesem wirklich guten Hörkrimi 4 von 5
Sternen und bedanke mich ganz herzlich für dieses mehrfach gehörte
Rezensionsexemplar beim @Hörverlag.
Huhu!
AntwortenLöschenIch habe erst vor kurzem ein Rollup gesehen mit jeder Menge Christi-Titeln darauf, also Hörbuchtiteln meine ich. Finde ich toll. Ich hab einige Bücher vor Jahren gelesen (geht mir da so wie dir), kann mich mittlerweile aber auch nicht mehr so gut erinnern. "Und dann gab's keines mehr" hab ich beispielsweise kaum noch in Erinnerung gehabt, da haben auch die Kürzungen nicht so gestört (mir sind sie jedenfalls nicht aufgefallen :D). "Das Geheimnis der Goldmine" ist aber offensichtlich eines der weniger bekannten Bücher, denn dieses ist mir bisher noch nicht untergekommen. Danke aber gerade deswegen für die Besprechung!
Liebe Grüße
Marie