Donnerstag, 10. August 2017

Mein Gartenkochbuch, Katrin Schmelzle, Ulmer Verlag



Mein Gartenkochbuch, Katrin Schmelzle, Ulmer Verlag
Was bitte schön, ist ein Gartenkochbuch? Ganz einfach, ein Kochbuch mit Mehrwert, denn es enthält auch tolle Tipps zu den in den Gerichten verarbeiteten Gemüsesorten und ihren Anbau im eigenen Garten. Der Rezeptteil ist saisonal gegliedert in die Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Winterküche und endet mit einer Jahresübersicht, wann welche Gemüsesorte hier in den heimischen Gefilden Saison hat. Es geht um die Verarbeitung zu der Jahreszeit, in der man im eigenen Garten ernten kann, so daß das Gemüse noch frisch und voller Vitamine ist, weil es weder aus einem Treibhaus stammt, noch rund um den Globus transportiert wurde.
Logischerweise, sind viele Rezepte vegetarisch, aber auch mit Tipps versehen, wie man sie mit Schinkenwürfeln, Schrimps oder Lachsstreifen aufpeppen kann. Einige Rezepte wie die Paprika-Reispfanne mit Hähnchen oder das Gurkengemüse mit Hackbällchen verarbeiten tatsächlich Fleisch, aber das ist in der Tat die Minderheit.
Die Rezepte sind nicht alle neu, aber sie sind wunderschön präsentiert und zusammengestellt, so daß man auch wieder angeregt wird, etwas Abwechslung in seine Alltagsküche zu bringen. Dabei wird das Hauptaugenmerk auf die regionalen Anbauprodukte gelegt, was bedeutet, sie werden mit normalen Zutaten zubereitet und nicht mit Modezutaten, nach denen man lange suchen muß und deren Reste dann im Schrank vor sich hingammeln.
Die Rezepte sind sehr ansprechend und übersichtlich, weshalb sich mein Mann auch sofort das Buch geschnappt hat und mir erklärte, was er denn nun demnächst kocht. Naja, bislang ist er bei Nudeln mit Tomatensauce geblieben, das ist zwar an 5 Tagen die Woche etwas langweilig, aber wahrscheinlich versucht er so mich darauf vorzubereiten, daß ich mich demnächst über Fenchel freue ;) Da er fast alles mag, koche meistens ich, denn weder meine Töchter noch ich, sind leicht zu bekochen. Dennoch habe ich in diesem Kochbuch eine Menge Rezepte gefunden, die mir den Mund wässrig gemacht haben und viele werde ich noch ausprobieren, wenn ich eine zuverlässige Eierbezugsquelle gefunden habe. So habe ich bislang vor allem Rezepte aus der Sommerküche probiert: Ruccola-Kartoffel-Suppe (sehr lecker, aber nachdem ich las, daß man wegen des darin enthaltenen Nitrats die Stiele entfernen sollte, wurde es aufwendig), Rucola-Frischkäse-Creme (sehr lecker und nicht aufwendig, bis auf die Stielentfernung), mediterrane Kartoffeln aus dem Backofen, auch sehr lecker. Die Kapuzinerkressebutter fand ich auch sehr reizvoll, aber meine Kapuzinerkresse rankt dekorativ aus dem Topf, verweigert mir aber jede Blüte. Für saisonale Gärtner war der späte Frost dieses Jahr ein herber Schlag, aber das nächste Erntejahr kommt bestimmt und dann sind die Rezepte immer noch lecker.
Bis dahin weiß ich nun, wie ich meine Trauben richtig beschneide, überlege nächstes Jahr Kürbisse auf dem Kompost zu pflanzen und grübel über ein Hochbeet nach, um nur einige der Themen zu erwähnen, welche hier neben den Rezepten angesprochen und bearbeitet werden. O.k. es enthält keine ultimative Bauanleitungen für Hochbeete, aber durchaus gute Gründe die für ein solches sprechen (ich kannte nur Rückenschmerzen bisher als Argument) Hinweise über die optimale Größe und Grundprinzipen, die beim Bau eines Hochbeets beachtet werden sollten. Für die Kürze, in welcher das Thema behandelt wird, ist unglaublich viel Information vermittelt worden.
Auch zu einzelnen Gemüsearten oder z.B. essbaren Blüten gibt es viele Tipps und Infos die mir wirklich neu waren. Die Kombination auch Rezepten und Infos, die fand ich neu und ausgesprochen ansprechend.
Nährwertangaben, hätte ich noch gerne gehabt, damit ich besser abschätzen kann, wie viele von uns von der angegebenen Menge satt werden. Kennzeichnungen wie Sehr einfach, Mittel und für Profis oder ähnliches, fände ich auch hilfreich, wobei ich einräumen muß, daß ich keines der Rezepte sehr kompliziert fand, aber bisweilen etwas langwierig zu schnippeln (beim Entfernen der Stiele des Rucolas hilft auch keine Eier-legende-Wollmilchsau aus dem Hause Vorwerk).
Bisweilen hatte ich mit den Mengenangaben Probleme. So stand beim Pesto, man möge 2 Bund Basilikum nehmen, es wächst bei mir aber leider nicht gebündelt. Hier fände ich die Doppelangabe: 2 Bund = ca. XY Gramm empfehlenswert. Ich habe es dann nach Gefühl gemacht und es ist sehr lecker.
Beim Apfelschnippeln heute Morgen fielen mir sofort die Informationen zu den Obstsorten ein: die Äpfel werden ganz schnell braun, er erhalten also die Artenvielfalt mit alten Apfelsorten (roter Zigeuner).
Ein wirklich tolles Gemüse-Kochbuch für jeden Tag, das vor allem auch als Motivation für Gartenbesitzer gesehen werden kann, sich ran an den Kartoffelanbau zu wagen. Man schmeckt den Stolz des Anbauers beim Kochen mit.
Die Gemüseküche wird nicht neu erfunden und es sind z.T. bekannte Rezepte mit tollen Zusatztipps zu Anbau und Verarbeitung. Die Rezepte sind wirklich für jeden nachkochbar und die Zutaten absolut gebräuchlich und somit leicht zu besorgen, wenn nicht bereits vorhanden. Die Kombination aus Gartenbuch und Kochbuch gefällt mir wirklich gut und das Auge liest hier definitiv mit!
Ein wirklich schönes Gemüsekochbuch für Hobbygärtner dem ich gerne 4 von 5 Sternen gebe.

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