Mein Gartenkochbuch, Katrin Schmelzle, Ulmer Verlag
Was bitte schön, ist ein Gartenkochbuch? Ganz einfach, ein
Kochbuch mit Mehrwert, denn es enthält auch tolle Tipps zu den in den Gerichten
verarbeiteten Gemüsesorten und ihren Anbau im eigenen Garten. Der Rezeptteil
ist saisonal gegliedert in die Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Winterküche und
endet mit einer Jahresübersicht, wann welche Gemüsesorte hier in den heimischen
Gefilden Saison hat. Es geht um die Verarbeitung zu der Jahreszeit, in der man
im eigenen Garten ernten kann, so daß das Gemüse noch frisch und voller
Vitamine ist, weil es weder aus einem Treibhaus stammt, noch rund um den Globus
transportiert wurde.
Logischerweise, sind viele Rezepte vegetarisch, aber auch
mit Tipps versehen, wie man sie mit Schinkenwürfeln, Schrimps oder
Lachsstreifen aufpeppen kann. Einige Rezepte wie die Paprika-Reispfanne mit
Hähnchen oder das Gurkengemüse mit Hackbällchen verarbeiten tatsächlich
Fleisch, aber das ist in der Tat die Minderheit.
Die Rezepte sind nicht alle neu, aber sie sind wunderschön
präsentiert und zusammengestellt, so daß man auch wieder angeregt wird, etwas
Abwechslung in seine Alltagsküche zu bringen. Dabei wird das Hauptaugenmerk auf
die regionalen Anbauprodukte gelegt, was bedeutet, sie werden mit normalen
Zutaten zubereitet und nicht mit Modezutaten, nach denen man lange suchen muß
und deren Reste dann im Schrank vor sich hingammeln.
Die Rezepte sind sehr ansprechend und übersichtlich, weshalb
sich mein Mann auch sofort das Buch geschnappt hat und mir erklärte, was er
denn nun demnächst kocht. Naja, bislang ist er bei Nudeln mit Tomatensauce
geblieben, das ist zwar an 5 Tagen die Woche etwas langweilig, aber
wahrscheinlich versucht er so mich darauf vorzubereiten, daß ich mich demnächst
über Fenchel freue ;) Da er fast alles mag, koche meistens ich, denn weder
meine Töchter noch ich, sind leicht zu bekochen. Dennoch habe ich in diesem
Kochbuch eine Menge Rezepte gefunden, die mir den Mund wässrig gemacht haben
und viele werde ich noch ausprobieren, wenn ich eine zuverlässige
Eierbezugsquelle gefunden habe. So habe ich bislang vor allem Rezepte aus der
Sommerküche probiert: Ruccola-Kartoffel-Suppe (sehr lecker, aber nachdem ich
las, daß man wegen des darin enthaltenen Nitrats die Stiele entfernen sollte,
wurde es aufwendig), Rucola-Frischkäse-Creme (sehr lecker und nicht aufwendig,
bis auf die Stielentfernung), mediterrane Kartoffeln aus dem Backofen, auch
sehr lecker. Die Kapuzinerkressebutter fand ich auch sehr reizvoll, aber meine
Kapuzinerkresse rankt dekorativ aus dem Topf, verweigert mir aber jede Blüte.
Für saisonale Gärtner war der späte Frost dieses Jahr ein herber Schlag, aber
das nächste Erntejahr kommt bestimmt und dann sind die Rezepte immer noch
lecker.
Bis dahin weiß ich nun, wie ich meine Trauben richtig
beschneide, überlege nächstes Jahr Kürbisse auf dem Kompost zu pflanzen und
grübel über ein Hochbeet nach, um nur einige der Themen zu erwähnen, welche
hier neben den Rezepten angesprochen und bearbeitet werden. O.k. es enthält
keine ultimative Bauanleitungen für Hochbeete, aber durchaus gute Gründe die
für ein solches sprechen (ich kannte nur Rückenschmerzen bisher als Argument)
Hinweise über die optimale Größe und Grundprinzipen, die beim Bau eines
Hochbeets beachtet werden sollten. Für die Kürze, in welcher das Thema
behandelt wird, ist unglaublich viel Information vermittelt worden.
Auch zu einzelnen Gemüsearten oder z.B. essbaren Blüten gibt
es viele Tipps und Infos die mir wirklich neu waren. Die Kombination auch
Rezepten und Infos, die fand ich neu und ausgesprochen ansprechend.
Nährwertangaben, hätte ich noch gerne gehabt, damit ich
besser abschätzen kann, wie viele von uns von der angegebenen Menge satt
werden. Kennzeichnungen wie Sehr einfach, Mittel und für Profis oder ähnliches,
fände ich auch hilfreich, wobei ich einräumen muß, daß ich keines der Rezepte
sehr kompliziert fand, aber bisweilen etwas langwierig zu schnippeln (beim
Entfernen der Stiele des Rucolas hilft auch keine Eier-legende-Wollmilchsau aus
dem Hause Vorwerk).
Bisweilen hatte ich mit den Mengenangaben Probleme. So stand
beim Pesto, man möge 2 Bund Basilikum nehmen, es wächst bei mir aber leider
nicht gebündelt. Hier fände ich die Doppelangabe: 2 Bund = ca. XY Gramm
empfehlenswert. Ich habe es dann nach Gefühl gemacht und es ist sehr lecker.
Beim Apfelschnippeln heute Morgen fielen mir sofort die
Informationen zu den Obstsorten ein: die Äpfel werden ganz schnell braun, er
erhalten also die Artenvielfalt mit alten Apfelsorten (roter Zigeuner).
Ein wirklich tolles Gemüse-Kochbuch für jeden Tag, das vor
allem auch als Motivation für Gartenbesitzer gesehen werden kann, sich ran an
den Kartoffelanbau zu wagen. Man schmeckt den Stolz des Anbauers beim Kochen
mit.
Die Gemüseküche wird nicht neu erfunden und es sind z.T.
bekannte Rezepte mit tollen Zusatztipps zu Anbau und Verarbeitung. Die Rezepte
sind wirklich für jeden nachkochbar und die Zutaten absolut gebräuchlich und
somit leicht zu besorgen, wenn nicht bereits vorhanden. Die Kombination aus
Gartenbuch und Kochbuch gefällt mir wirklich gut und das Auge liest hier
definitiv mit!
Ein wirklich schönes Gemüsekochbuch für Hobbygärtner dem ich
gerne 4 von 5 Sternen gebe.
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