Donnerstag, 9. Januar 2020

Ich dachte, sie ziehen nie aus! Ein Überlebenstraining für alle Eltern, deren Kinder flügge werden. Heike Abidi, Lucinde Hutzenlaub, Penguin Verlag



Ich dachte, sie ziehen nie aus! Ein Überlebenstraining für alle Eltern, deren Kinder flügge werden. Heike Abidi, Lucinde Hutzenlaub, Penguin Verlag
Da ich bereits den vergnüglichen Ratgeber übers Altern „Ich dachte älter werden dauert länger“ mit viel Freude gelesen habe, dachte ich mir, dass ich vielleicht auch gute Tipps für das Kinder aufwachsen lassen finde.
Nun widmen sich die Autorinnen dem Thema Kindern. Wer Kinder bekommt, muss damit leben, dass diese eines Tages groß werden und ausziehen. Zumindest ist das der erstrebenswerte Plan, geht dieser nicht auf, ist etwas schief gegangen. Bevor es soweit kommt, dann doch besser mal vorher schlau machen.
Beide Autorinnen sind vor allem: 1. Autorinnen 2. Frauen 3. Mütter und im Fall von Lucinde Hutzenlaub tatsächlich sogar eine vierfache.  Das finde ich wichtig, denn sie schreiben über etwas, was sie selbst kennen und als erfolgreiche Autorinnen kann man also auch gewiss sein, dass es nicht langweilig wird.
 
Ich habe letztes Jahr schon mal ein Buch zu einem ähnlichen Thema gelesen „Pubertät“ da hatte ich das persönliche Problem: Die Autorin hat doch nur ein Kind, wie kann sie denn dann überhaupt mitreden? Ich finde ja, dass die Pubertät von einem Einzelkind und von mehreren Kindern schon was anderes ist. Vielleicht hat man mit dem Einzelkind ja Glück und es hat nur eine Pubertät für Anfänger? Dennoch gibt es in unserer Gesellschaft beides und so ist es eigentlich optimal, dass unter den Autorinnen beide Familienmodelle vertreten sind. Gemeinsam haben sie zwei Söhne und 3 Töchter und die natürlich jede Menge Freunde und Freundinnen, die bei den freiberuflichen Müttern auch ein- und ausgehen…. Anschauungsobjekte gibt es also genug. Für mich war es ja auch spannend, ob das Flüggewerden für Mütter von Einzelkindern schlimmer ist, als von Vielfach-Müttern? Anscheinend ist es eine Typfrage. Ich gehöre wohl der seltenen Gattung an, die bei Kindergarten- und Schulabschlüssen keine Taschentücher benötigen. Hurra, ein Meilenstein ist geschafft! Es ist noch alles gut gegangen! So ist ja auch eine Frage des Flügge-werden-Übens ein Auslandsaufenthalt. Seit Jahren erkläre ich „in der 8. soll meine Tochter am Kanada-Austausch teilnehmen“ 14 Tage Kanada klingt doch super, würde ich auch gerne machen. Bei einem SEB-Essen (Schulelternbeitrag, ich komme wie Heike Abidi aus RlP) erklärte mir eine Mutter, in so jungen Jahren, schon so lange und so weit weg? Ich find’s super! Man kann nicht sofort zu Mama laufen, muss lernen, sich den unmittelbaren Problemen selbst zu stellen, aber 14 Tage sind kurz genug, um nicht traumatisiert zu werden, lang genug um etwas Einblick in Sprache und Kultur zu erhalten und Kanada ist zwar weit weg, aber doch sehr sympathisch. Man könnte also meinen, ich bräuchte das Buch nicht, ich kann ja offensichtlich super loslassen. Nee, es ist immer eine Frage dessen, worum es geht. Es geht ja nicht nur um den Auszug der Kinder. Humorvoll wird thematisiert, wie man als Eltern so eine Pubertät erlebt und welche Phasen man durchlebt. Da hilft Humor und Vertrauen. Im gelassenen Umgang mit hormonverzückten Teenies bin ich bei weitem nicht so gut, wie im Loslassen, auch wenn ich mir erhoffe, dass meine Tochter sich in einen süßen Kanadier verliebt und dann Englisch lernen will ? Ja, meistens geht alles gut, und es haben schon ganz viele andere Kinder geschafft, aber ich bin nun mal von Berufswegen mit der dunklen Seite des Lebens betraut. Also lieber doch genauer hinschauen, mit wem die Kinder so unterwegs sind… Ich finde es ja auch sehr interessant, wovor sich andere Mütter anscheinend so ganz besonders zu fürchten scheinen… Es ist doch irgendwie beruhigend, dass es anderen aus so geht. Durch die vielen Anekdoten, die locker flockig erzählt werden, kann man sich immer wieder selbst wiederfinden oder doch den Anstoß finden, es vielleicht mal anders, gelassener zu sehen. Es können ja immerhin mehrere Wege zum Ziel führen… Das müssen beide Autorinnen auch feststellen, denn von ihren 5 Kinder entscheiden sich mind. 2 gegen den vorgezeichneten Weg: Grundschule, Abi, Studium und gehen einen anderen Weg, kurz vor dem angeblichen Zwischenziel Abitur. Manchmal werden Kinder anders glücklich, als die Eltern sich das für sie gewünscht bzw. vorgestellt haben. Das ist auch eine Form des Loslassens. Die Verabschiedung von elterlichen Träumen. Hauptsache, den Kindern geht’s gut, sie geraten nicht auf die schiefe Bahn und sie werden unabhängig, denn man wird ja nicht ewig für sie da sein! Dieser Ratgeber richtet sich daher an „normale“ besorgte Eltern von „normalen“ Kindern, die sich einfach bisweilen auch überfordert fühlen, oder Sorgen vor der Zukunft haben.
Sehr humorvoll, mit vielen persönlichen Einblicken und Erlebnissen aus dem Freundeskreis, ist es kurzweilig und mit hohem Wiedererkennungseffekt! Ja, Elternsein erfordert Mut und Gelassenheit. Jeden Morgen wieder aufs Neue!
Ich bedanke mich ganz herzlich bei den Autorinnen und dem Verlag für die kurzweilige Leserunde bei Lovelybooks.

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