Hirschhornharakiri, Oliver Kern, gelesen von Michael Schwarzmeier,
Radomhouse Audio, 6 CDs, 420 Minuten
Fellingers 3. Fall hat es in sich! Nach dem Fest zum 150.
Geburtstag der freiwilligen Feuerwehr hat der Hygieneinspektor einen Filmriß
und offensichtlich irgendwie Stress mit seiner Liebsten, der Hollmüllerin.
Franziska. Wie konnte er nur so viel Trinken, dass er sich an nichts erinnern
kann? Was wollte er unbedingt vergessen? Es steht sein alter Spezi der Polizeihauptinspektor
Lechner vor der Tür und wirft ihn aus seinem komatösem Schlaf. Der Rosenberger
Horst ist erstochen im Wald aufgefunden worden. Die Tatwaffe, ein halbes
Geweih, steckte noch in seinem Leib und auf diesem befinden sich zahlreiche
Fingerabdrücke vom Fellinger. Auch dessen Jacke mit Ausweisen lag in
unmittelbarer Nähe des toten Jägers im Wald. Drum nimmt der Lechner den
Fellinger auch gleich mit aufs Revier, zur Befragung. In Bruchstücken kommt die
Erinnerung zurück. Immer mehr Konflikte des recht eigensinnigen Rosenbergers
mit anderen Gästen fallen ihm ein. Den Motiven müssen sie nachgehen. Es sind
erstaunlich viele andere, die in Betracht kommen, das macht es nicht leichter,
den Mörder zu finden, ehe der Kriminaler aus der Großstadt eingetroffen ist und
ihn wohl inhaftieren wird.

Der Spaßfaktor ergibt sich aus der bisweilen leicht pedantischen
Art des Fellingers und auch den anderen recht verschrobenen Charakteren, die
z.T. in jedem Fall erneut auftauchen, die sich darin weiter entwickeln und die
man bald schon selbst zu kennen glaubt.
Diesmal entsteht die Spannung sowohl aus dem Element des
Zeitdrucks. Schafft er es nicht nur den Fall zu lösen, sondern rechtzeitig?
Anfangs kann er ja noch nicht mal vor die Tür um zu Schnüffeln, da er ja unter
polizeilicher Beobachtung steht. Als auch aus der Frage, die immer im
Hintergrund herumspukt, was ihm wohl so zugesetzt haben könnte, dass er
entgegen seiner Natur, das Bedürfnis verspürte sich bis zur Besinnungslosigkeit
zu besaufen. Das wird als Bonbon zum Schluss geklärt, versprochen.
Die Wahl des Sprechers ist wieder 1a. Michael Schwarzmeier passt
wie die Faust aufs Auge. Mal grantelt er, mal klingt er pedantisch, mal derb
oder urig und immer irgendwie bayrisch, ohne dass man Probleme hätte ihn zu
verstehen. Seine Stimme hat sogar das richtige Alter für diesen peniblen
Möchtegern-Polizisten, der nicht mehr ganz jung, und auch nicht alt ist, mit 43
ein gestandenes Mannsbild in den besten Jahren... meinen Männer ja so. Er atmet
mit jedem Satz bayrische Provinz aus und schafft eine urige Zuhöratmosphäre.
Sehr gelungen, wie er auch immer wieder so kleine running gags locker gekonnt
einbaut, dass man ihm am Ende einfach nur eine neue Jacke wünscht... Sehr
trocken, spitzt er die Pointen zu.
Ein humoriger Krimi mit viel Lokalkolorit, bei dem es menschelt
und es bei der Vielzahl der Verdächtigen richtig Spaß macht mitzurätseln. Ich
bin gespannt, was ihm das nächste Jahr für ein Dilemma bringen wird.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Bloggerportal und randomhouse
audio für dieses kurzweilige Krimivergnügen.
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