Samstag, 31. August 2019

Marisa Meermädchen – Der Traum vom Reiten, Anja Wagner, Illustration Naeko Ishida, Loewe Verlag



Marisa Meermädchen – Der Traum vom Reiten, Anja Wagner, Illustration Naeko Ishida, Loewe Verlag

Tief unten im Meer, wo das Meergras wächst, lebt Marisa Meermädchen mit ihren Eltern auf dem gesunkenen Wrack der Emeralda. Glücklich spielt sie mit ihrem Delfinfreund Nero, dessen Sprache nur sie versteht oder vergnügt sich mit ihrer Schulfreundin Coralie bei ihren gemütlichen Meermädchennachmittagen. Sie ist eigentlich rundum glücklich, bis sie bei einem Ausflug in die Korallenbucht eine Gruppe Mädchen auf Ponys bei einem Strandausritt beobachtet. In ihr wächst die unbändige Sehnsucht zu Reiten! Doch wie soll das mit ihrem Fischschwanz gehen? Weder Coralie noch Nero verstehen ihre Faszination für die Menschen. Eines Tages lernt Marisa das Menschenmädchen Ella kennen, das weinend auf dem Steg sitzt und eine Flaschenpost ins Meer wirft. Ella hat völlig entgegengesetzte Sorgen von ihr, sie fürchtet sich entsetzlich vor ihrem Pony! Können sie sich gegenseitig helfen?
Der Einstieg in Marisas farbige und fröhliche Unterwasserwelt gelingt kinderleicht. Die Illustrationen sind bunt und freundlich, immer wieder sind einzelne Wörter bunt gedruckt und selbst die Seitenzahlen sind maritim geschmückt. Es kann doch eigentlich nur traumhaft sein, als Meermädchen durch die Wellen zu gleiten und mit Delfinen zu spielen, oder? Aber nicht jeder ist immer mit dem zufrieden was er hat. Geheime Wünsche zehren an einem und scheinen sämtliche Gedanken gefangen zu nehmen. Es gibt nur noch ein Ziel, auf das alles Sehnen und Streben ausgerichtet ist. Viele junge Leserinnen kennen diese Sehnsucht nach einem Pony, denn nicht alle Eltern erfüllen diesen Wunsch, aus unterschiedlichen Gründen. Doch das ist kein Grund die Träume aufzugeben. Ein Meermädchen, daß sich wünscht Beine zu haben, ließ vor meinem inneren Auge Andersens kleine Meerjungfrau erscheinen, ein Märchen, daß ich als Kind unendlich traurig fand. Ich hatte da etwas Sorge weiterzulesen. 

Meine Tochter (10) hatte aber tiefes Vertrauen in Marisa und ihr gutes Herz (wer Ponys liebt kann doch nur ein guter Mensch sein!) und war einfach nur gespannt, wie es denn Marisa gelingen würde Ella und ihrem Pony Luna zu helfen. Auch wenn die Zielgruppe Mädchen ab 8 Jahren sind, ist die Autorin um Logik bemüht und so geht das mit dem Reiten natürlich nicht holter-die-polter. In diesem Band muss die Freundschaft zwischen Ella und Marisa erst entstehen und noch wachsen, und Marisa einige Hindernisse und Abenteuer überwinden, ehe sie überhaupt die Möglichkeit hat ihren Traum zu erfüllen. 
Am Ende blicken sie gemeinsam einer aufregenden Zukunft entgegen, über die wir im Frühjahr 2020 mehr erfahren werden. Schon jetzt ist gewiss, Marisas Schicksal wird keine Leserin zum Weinen bringen! 
Es geht um Freundschaft, Träume und Hoffnungen, aber um deren Erfüllung und nicht deren Enttäuschung! 
Die Schrift ist sehr angenehm groß, ohne Serifen und in freundlichem Mittelblau mit einigen meerblauen Akzenten. Der Schreibstil ist locker und doch auch spannend. Die Sprache ist gut verständlich und selbst weniger geläufige Begriffe wie „Buhnen“ verfügen über eine hohe Lesbarkeit und erklären sich dann anhand der Illustration selbst. Auch der Brief in der Flaschenpost ist ein willkommener Leseanreiz und ziemlich aufregend. 
Das Buch hält alles, was das süße Cover mit dem schillernden Nixenschwanz und den glitzernden Wasserblasen verspricht.
Anja Wagner ist übrigens gelernte Sozialpädagogin und geborener Bücherwurm, weshalb sie mit 10 Jahren an ihrem Schreibwettbewerb teilnahm.
 

Ein sehr ansprechendes Lesekonzept mit einer schönen und magischen Geschichte für junge Leserinnen die sowohl Ponys, als auch Nixen lieben; ab 8 Jahren.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Anja Wagner und dem Loewe Verlag, daß wir Marisa und ihre Träume und Abenteuer lesen und bestaunen durften!

Freitag, 30. August 2019

Die kleine Spinne Widerlich, sagt Gute Nacht, Diana Amft, Illustraion Martina Matos, Baumhaus Verlag

 

Die kleine Spinne Widerlich, sagt Gute Nacht, Diana Amft, Illustraion Martina Matos, Baumhaus Verlag

Rezension von Franziska, 10 Jahre.
Die kleine Spinne Widerlich ist müde und möchte ins Bett. Aber vorher will sie wissen, was ihre Tante macht. Tante Igitte liest ein Buch und die kleine Spinne sagt ihr „Gute Nacht“. Danach sucht sie ihren Onkel Langbein auf...


Ich finde es sehr geeignet für kleine Kinder, weil das Buch kurz, aber dennoch schön ist. Außerdem sind die Bilder sehr schön gezeichnet, nicht gruselig oder ekelig, wie man sich Spinnen vorstellt, sondern süß.

Schön finde ich an dem Buch, dass „Widerlich“ erst mal nachsieht, was die anderen machen und ihnen „Gute Nacht“ wünscht, bevor sie ins Bett geht.

Insgesamt finde ich es einfach super!

Pappbilderbuch ab 24 Monaten, 16 Seiten

Mittwoch, 28. August 2019

Die Hinnerks (2) & der gestohlene Mond, Hörspiel 68 Min. ab 5 Jahren von Christa Warncke



Die Hinnerks (2) & der gestohlene Mond, Hörspiel 68 Min. ab 5 Jahren von Christa Warncke

Die Erzählerelfe staunt, sie hat eine Flaschenpost mit einem Notruf von Wilma Wattwurm und Robbe Sniefke Speckflosse bekommen! Der Mond wurde gestohlen und nun fallen die Gezeiten aus! Den Robben fehlen die Sandbänke zum Ausruhen und zur sicheren Geburt des Nachwuchses, die Muscheln drohen zu vertrocknen und die Wattwürmer brauchen doch den Schlick um feste Gänge zu bauen! Ob sie wohl einen Zwerg kennt, der zu solch mächtigen Zaubers imstande ist? Da fällt ihr gleich der mürrische Wurzelzwerg Wurzel ein, der neben dem Hinnerk-Hof lebt. Die Tiere dort wissen sicher mehr und können ihr helfen. Flugs macht sie sich zu ihnen auf, zu ihrer heiklen Mission, denn als Erzählerelfe darf sie ja eigentlich nicht in den Gang der Geschichte eingreifen, aber der Stillstand der Natur durch den fehlenden Mond ist so unheimlich, da kann man schon mal seine guten Vorsätze vergessen!

Dieses Hörspiel verwebt Magie und Zauber mit der rauen Landschaft der Nordsee und des Watts. So erfahren Kinder schon gleich zu Beginn nicht nur, wofür wir Menschen auf den Mond angewiesen sind, sondern auch das Ebbe und Flut für das Ökosystem Wattenmeer unabdingbar sind, auch wenn beim Baden vielleicht etwas lästig. Die Aufgabe ist so groß, daß es nur die Tiere gemeinsam schaffen können, auch Wurzel zum Einlenken und zur Mithilfe zu überreden ist gar nicht so einfach. Doch der Rückzauber ist ganz schön kompliziert, vor allem, wenn die Zeit drängt, denn es bedarf vieler Zutaten, die es nur im Watt und auf den Salzwiesen gibt. Dabei dürfen die kleinen Zuhörer die mutigen Freunde begleiten und lernen auch gleich noch an diese speziellen Lebensverhältnisse angepassten Pflanzen und Tiere kennen. Wäre das doch nur alles! Es droht auch noch Gefahr von ganz anderer Seite, denn sie wurden belauscht und nicht jeder will, daß alles wieder so wird, wie es sein soll! Auch wenn man den ersten Teil, der im Moor spielt nicht kennt, kommt man gut in die Geschichte hinein.

Im Booklet findet man ein tolles Bild von den Freunden im Watt auf der Suche nach den Zutaten für den Rückverwandlungszauber und den Deutsch-Plattdeutschen-Text des Wattliedes (Vorsicht: Ohrwurmalarm!). Auch wenn hier und da Plattdeutsch eingeflochten wird, kann man die Begriffe selbst als Rheinländer gut verstehen (und ich habe bei bayrischen Regionalkrimis bisweilen echte Probleme!). In die Geschichte sind 3 lustige Lieder, die gleich ins Ohr gehen, eingeflochten. Schön für Kinder, aber ohne Nervpotenzial für die Eltern. Leider findet sich die Bildergalerie zu den tierischen und magischen Freunden aus dem Watt nur im Internet auf der Homepage der Hinnerkes, denn gerade bei einem Hörspiel wird ja nicht ständig erwähnt wer gerade spricht, da ist es schon schön ein Bild von den Charakteren vor Augen zu haben. Aber zum Glück hat ja jedes Wesen der Geschichte seine eigene Stimme und gemeinsam mit diesen und der vielschichtigen Geräuschkulisse entsteht das mondlose Wattenmeer vor dem inneren Auge der Zuhörer. Es ist eine richtig professionelle Produktion mit vielfältigen akutistischen Effekten.

Jeder Band der Reihe widmet sich einem besonderen, einzigartigen norddeutschen Phänomen. Band 1 stellt daher die Moorlandschaft vor, hier steht das Wattenmeer im Mittelpunkt, während sich der 3. Band mit dem Golfstrom und seinem Einfluss auf unser Wetter beschäftigt.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Christa Warncke für das Hörexemplar!1

Hier findet Ihr Hörproben für einen akustischen Eindruck!

Dienstag, 27. August 2019

Sei ein Mädchen! Raimund Frey, Jochen Till, Tulipan Verlag



Sei ein Mädchen! Raimund Frey, Jochen Till, Tulipan Verlag

Sei ein Mädchen! Stammt aus der Feder des Erfolgsduos Raimund Frey (Illustration) und Jochen Till (Text), die beide einen schwarzen schrägen Humor haben. Keine ganz so angepassten Herren und so rufen sie in ihrem neuen Werk die Mädels der Welt dazu auf, so zu sein wie sie wollen und nicht, wie es von ihnen erwartet wird. Stets wird ein Stereotyp am unteren Rand in den Raum gestellt, das durch das großflächige, farbige Bild obendrüber das Fürchten gelehrt wird.


Davon, dass einige Klischees leider nicht stimmen, können Eltern oft ein Lied singen, wie z.B. Mädchen sind ordentlich, mit einem mampfenden Mädel faul auf dem Bett liegend und die Bananenschale neben den Mülleimer werfend. Aber sonst? Ist doch alles möglich.z.B. bei Mädchen sind rosa, ein mürrisches Gothic-Girl vor einem pinken Prinzessinnenthron (Kommentar meiner Töchter: soooo viel schwarz tragen wir aber nicht). Es geht um Ironie und die die Möglichkeit der Selbstreflexion. Klar wird da einiges überspitzt und provoziert, aber es sollen ja auch die Kleinen schon merken, daß es lustig ist und vor allem: Mädels traut Euch, ihr könnt alles was ihr wollt, Rülpsen, Pupsen, Klettern, Handwerkern Rocken, Rumalbern, Einsauen..... Nichts unbedingt für brave Mädchen oder Prinzessinnentypen, die werden wohl nur erstaunt die gezupften Augenbrauen heben oder die Näschen rümpfen. Es ist sicherlich kein Bilderbuch der gängigen Art. Aber es wäre ja auch furchtbar langweilig, wären alle Bilderbücher gleich. Meine Töchter (12 und 10) haben es mit den Nachbarinnen (6 und 3, sehr rosa, große Prinzessinnen- und Einhornfans) gemeinsam gelesen und sich kringelig gelacht über die Kombi Text- und Bild. Könnte vielleicht daran liegen, daß die vier zu selbstständig denkenden Menschen erzogen werden, mit und von entsprechenden Eltern. Ironie ist für sie kein Fremdwort. Es ist sicherlich kein Buch für jederkind, leider, denn Eigenständigkeit, Humor und seinen Weg zu finden und zu gehen, wünsche ich jedem Kind, nicht nur Mädchen ;).

Dieses Team ist übrigens auch verantwortlich für Pogo & Polente und Luzifer junior (1 bis 6), auch nicht ganz durchschnittliche Kinderbücher.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Tulipan Verlag für das witzige Rezensionsexemplar.

Montag, 26. August 2019

Eifeldeal, Andreas J. Schulte, Emons Verlag



Eifeldeal, Andreas J. Schulte, Emons Verlag

Sprayer wollen die Wahrzeichen von Andernach am Rhein mit ihrem Tag versehen. Doch plötzlich bricht einer zusammen. Im Krankenhaus stirbt er mit Symptomen einer Tropenkrankheit, doch ohne Fieber. Im Blut finden sich keine Anzeichen von Drogen. Diese muss Hauptmann Paul David a.D. aber leider auf seinem idyllischen Campingplatz im Pöntertal, bei Andernach-Kell beobachten und wirft die Typen hochkannt vom Platz, da versteht er keinen Spaß. Auch nicht, als er plötzlich in der Nähe Schüsse hört, die von der Grillhütte seines Onkels kommen. Ein Jugendlicher hat das Blockhaus gestürmt, wirkt wie von Sinnen und erschießt einen vermeintlichen Zombie, ehe Paul die Hütte erreicht hat und sich ihm ein Bild des Grauens bietet. Auch in seinem Blut sind keine Anzeichen von Drogen zu finden. Das ist für ihn unerklärlich und nagt an ihm. Als ihn dann ein kleiner lokaler Radiosender ins Visier nimmt, ist es zu viel. Alle Ermittlersinne sind geschärft und er beantragt eine Privatermittlerlizenz. Wer immer für diese Gräueltat auf seinem Platz verantwortlich ist, dem wird das Lachen vergehen.

Dies ist der 3. Fall von Paul David, Nato-Sonderermittler a. D., nach einem Bombenanschlag in Afghanistan. Seit diesem Anschlag fehlt Paul der linke Unterarm, der inszwischen durch eine bionische Prothese ersetzt wird. Dieses Handicap führt dazu, daß der Träger mehrerer schwarzer Gurte in diversen Kampfsportarten gerne mal unterschätzt wird. Auch wenn er nun schon in jungen Jahren im Ruhestand im Pöntertal mit seiner Tante Helga einen Campingplatz im Naturschutzgebiet betreibt, kommen seine Kampfkünste erstaunlich oft zum Einsatz. Dabei liegt das noch nicht einmal an seiner Freundschaft zu POK Kalle Seelbach von der PI Andernach. Sein Ermittlerinstikt ist einfach zu sensibel, er riecht den Ärger, 7 Meilen gegen den Wind. Paul ist eine Art-Superheld, eine einarmige-Einmann-Kampfmaschine, die manchmal an die Marvelhelden erinnert. Allerdings ist er bei all seinen vermeintlichen Superkräften sympathisch, was auch an seiner Tante und seinen Freunden liegt. Auch dieser Fall ist wieder hart, rasant und sehr spannend. Mit kurzen Schnitten mit Perspektivwechseln, die z.T. In der Ich-Form aus der Sicht von Paul David und dann wieder aus der distanzierten 3. Person, aus Sicht der Bösen bzw. der Opfer geschildert wird. Das ist als Erzählweise interessant und kurweilig. Auch interessant finde ich nach wie vor den Kniff, der  Einspielung verschiedener Radiosender und ihrer unterschiedlichen Arten der Berichterstattung. Ich fand es super so viele bekannte Schauplätze mit zu besuchen und die Ermittlungen von Andernach nach Koblenz, Bonn, ins Ahrtal und in die Eifel zu begleiten. Immer spannend, nie langweilig. Allerdings habe ich immer so ein Problem mit Selbstjustiz und Rache. Gerade am Ende, als scharf geschossen wird, bekam ich Bauchgrummeln, das war Angriff, keine Verteidigung, denn da wo auf ihn geschossen wird, hat er nichts zu suchen, das ist Sache der Polizei. Gut, das kommt in fast jedem amerikanischen Krimi vor. Doch Freund Kalle betont, daß Paul in diesem Fall besonders gründlich ist, zum einen weil er im Visier der Medien gelandet ist und zum anderen weil er Jura studiert hat. Computernerd-Freund Steffen hat mittels inovativster Technik zuvor Unmögliches möglich gemacht, und auch sämtliche datenschutzrechtlichen Bestimmungen und Beweisverwertungsverbote über Bord geschmissen. Ich mag solche Gimmicks, auch wenn die Technik vielleicht noch nicht so weit ist, beim Hacking für einen guten Zweck bin ich mir immer etwas unschlüssig. Doch Paul David mag ich als unbewaffnete Kampfmaschine deutlich lieber, als als ballernder Schütze.

Der Fall ist spannend und leider realistischer als man meinen möchte, denn die Versuche in Militärlaboren der USA gab es früher tatsächlich und wahrscheinlich werden sie in einigen Ländern von bestimmten Regimen noch immer betrieben. Auch Hitler träumte von den Supersoldaten dank des LSD-Derivates Pervitin. Dennoch habe ich moralische Bauchschmerzen und ziehe trotz der tollen Schauplätze und der durchgängigen Spannung auf hohem Niveau einen Stern ab und komme auf gute 4 von 5 Sternen.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Emons Verlag für dieses heiß ersehnte Rezensionsexemplar.

Sonntag, 25. August 2019

Das Dach muss vor dem Winter drauf – Die Online-Omi baut ein Haus, Renate Bergmann, gelesen von Carmen-Maja Antoni, DerAudioVerlag, 3 CDs 3 h 35 Minuten.



Das Dach muss vor dem Winter drauf – Die Online-Omi baut ein Haus, Renate Bergmann, gelesen von Carmen-Maja Antoni, DerAudioVerlag, 3 CDs 3 h 35 Minuten.

Zur Person: Renate Bergmann 82 Jahre, geb. Strelemann wohnt in Berlin-Spandau, kommt aus dem Osten, Trümmerfrau, vierfach verwitwet, eine Tochter Kerstin, die in Köln lebt, aber sie hat ja noch Neffen Stefan mit Familie vor Ort, den Senioren-Club, ihre Schulfreundin Ilse und ihren Mann Kurt und die Nachbarn.... Da ist natürlich immer was los, denn eine Renate Bergmann ist organisiert und will was erleben und nicht den ganzen Tag auf dem Sofa vor dem Fernseher hocken!

Nun kann es jedem Mal passieren, daß er was vergisst, bei älteren Menschen schrillen dann aber immer gleich die Alarmglocken,weil alle immer sofort an Alzheimer denken! So kommt es, daß Renate Bergmann über einem kurzen Plausch (nur 40 Minuten!) an der Haustür mit einer lieben alten Bekannten, doch tatsächlich die Kartoffeln oben in der Wohnung auf dem Herd vergessen hat! Ein furchtbarer Gestank, aber kein großer Schaden, nur denkt sie nach, was denn später mal aus ihr werden soll, wenn sie nicht mehr so gut beeinander ist. Zu Tochter Kirsten will sie auf keinen Fall! Aber es gibt ja auch noch Stefan, den Neffen ihres ersten Gatten, daß ist doch ein ganz netter und er ist ja auch so hilfsbereit und seine Frau die Ariane ist eine ganz Patente, und die kleine Lisbeth, die liebt sie ja wie eine eigene Enkelin! Nun kommt es, daß Stefan und Ariane unangekündigt vorbei kommen und eine Renate Bergmann merkt gleich: die Ariane ist wieder schwanger! Eigentlich wunderbar, doch ihre Wohnung ist ja jetzt schon viel zu klein und mit noch einem Kind und Berlin ist doch jetzt schon fast unbezahlbar! Zum Glück fällt Freundin Ilse ein, daß Renate doch mal von Ehemann Nr. 3, dem Taugenichts ein Grundstück im Todesstreifen geebert. Es liegt optimal und da könnten doch Stefan und Ariane ein Häuschen mit Einliegerwohnung für sie bauen. Natürlich will sie da erst einziehen, wenn sie nicht mehr so gut beeinander ist. Sie will den jungen Leuten ja nicht zur Last fallen und sie hat ja auch noch so viel, worum sie sich in ihrem Haus und im Senioren-Club und überhaupt kümmern muss! Also bauen Stefan und Ariane ein Haus unter der gestrengen Aufsicht von Renate Bergmann und der Rentnergang!


Ein Haus zu bauen ist doch immer ein Abenteuer vor allem, wenn mehrere Generationen beteiligt sind. Und dann gibt es ja auch noch die wohlmeinenden Nachbarn, Passanten und die Kollegen, die mitanpacken wollen und sich alles ein bißchen einfacher vorgestellt haben. Natürlich lässt Renate Bergmann in ihre Anekdoten vom Bau auch immer wieder Erinnerungen an ihre Vergangenheit, ihre verschiedenen Männer, Tochter Kirsten auf der Suche nach ihrer inneren Mitte, die Emanzipation, die Nachbarn und alles was die Welt einer Renate Bergmann so bewegt mit einfließen. Dazu kommen ein paar DDR-Erinnerungen und Haushaltstipps, die der patenten Ariane sicherlich gut täten, aber die will ja nicht! Ariane will noch eine ganze Menge mehr nicht, aber so ist das halt und wir wollen ja auch nicht zu viel verraten! So erzählt Carmen-Maja Antoni als Renate Bergmann schön schnodderig frei von der Seele, mit viel Herz, Humor und Berliner Schnauze. Trotz ihrer bisweilen süffisanten Erinnerungen an die verstorbenen Gatten oder die geänderten Zeiten auch im Liebesleben, war dieser Band wieder familientauglich (zumindest ab 9 Jahren). Bei einigen Szenen war ich mir nicht ganz sicher, ob die Kinder alles so verstanden haben, ich ließ sie mal so stehen. Man kann den Witz ja auch wegdiskutieren. Hier liegt er in der Kombination aus der schnoddrigen Erzählweise, den stereotypen Floskeln dieser Generation und dem Blick fürs Detail, der uns bisweilen alle aufs Korn nimmt und bei dem man sich auch ein bißchen ertappt fühlt.

Auch wenn die Generationen nicht immer einer Meinung sind, so wird ganz deutlich, daß jede Generation ihre Vor- und Nachteile hat, und immer mal wieder jemand aus dem Rahmen fällt, so wie Kirsten. Carmen-Maja Antoni ist die ideale Besetzung mit Biss. Sie klingt so herrlich erdig, handfest, herzlich und bisweilen ein bißchen durchtrieben, wenn man da so an..... denkt.

Meine Kinder sind sehr froh, daß Renate Bergmann mit ihren 82 Jahren noch so fit ist, alleine in ihrer Wohnung zu wohnen und sich um ihre Freunde und die Nachbarn zu kümmern, so können wir noch viele neue Episoden aus der Feder von Torsten Rohde, Jahrgang 74, dem Kopf hinter der unverwüstlichen Online-Omi erwarten. Humorvolle, kurzweilige Unterhaltung, die Autofahrten mit der Familie für alle zum Spaß macht. Auch wenn mir nun wieder klar ist, was für eine schlechte Hausfrau ich doch bin ;)

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Der Audio Verlag für dieses Rezensionsexemplar für die ganze Familie.

Hier findet Ihr die Hörprobe!

Freitag, 23. August 2019

Schrebergarten Kochbuch – Genuss aus dem Laubengarten, Christiane Leesker & Vanessa Jansen, Südwest Verlag



Schrebergarten Kochbuch – Genuss aus dem Laubengarten, Christiane Leesker & Vanessa Jansen, Südwest Verlag

Klappentext: Dieses liebevoll gestaltete und wunderschön fotografierte Buch schenkt vielfältige Einblicke in städtische Kleingarten-Oasen und erzählt die ganz persönlichen Geschichten ihrer Bewohner. Eine neue Generation der Laubengärtner lädt Sie zu einer kulinarischen Reise durch ihre international gefärbten Küchen ein. Werfen Sie einen Blick über den Zaun – und den Tellerrand – und genießen Sie Rhabarkuchen mit Baiser, Birnen-Chutney, Russischen Borschtsch oder Quittenmuffins! Und da die Ernte oft zu üppig ausfällt, um sofort verzehrt zu werden, haben die Autorinnen zusammen mit den über 70 saisonalen Rezepten auch zahlreiche Tipps zum Einkochen und Konservieren gesammelt.

Hinsichtlich der Erwartungshaltung an dieses Buch ist der Klappentext sehr wichtig. Es ist kein reines Kochbuch, sondern eben auch ein Wellness- und Wohlfühlbuch, daß sich durch wunderschöne stimmungsvolle Gartenfotos auszeichnet. Die Rezepte sind gut verständlich und leicht nachzukochen, aber nicht immer unbedingt sehr originell und einzigartig, wie z.B. Mirabellenpfannkuchen. Diese waren natürlich einfach, kamen bei den Kindern auch gut an, aber der Teig ist recht flüssig und erinnert schon mehr an Crèpes-Teig, als fluffige Pfannkuchen. Interessant fand ich das italienisch Brotsalatrezept. Das scheint gerade sehr angesagt zu sein, ein Trend der aber völlig an mir vorbei gegangen ist. Sehr praktisch um altes Brot zu verarbeiten, aber etwas aufwendig. Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt es ein wenig zu vereinfachen. Die Tomatencrostinis waren auch sehr lecker, wobei ich die Empfehlung, sie auf dem Toaster zu rösten der praktisch fand, viel praktischer als meine bisherige Variante in der Pfanne. Sie waren auch sehr schnell verputzt. Sehnsüchtig habe ich auf besseres Wetter gewartet, da kalte Suppen wie das span. Gazpacho bei Regen weniger gut ankommen, aber die nächste Hitzewelle steht bevor und die Zutaten liegen fast alle bereit (die Tomaten haben sich etwas dezimiert). Es wird nicht Hausmannskost serviert, sondern Gartenrezepte aus den schönsten Gärten Europas mit ihren Küchenkniffen.

Was mir auch fehlte war ein Verzeichnis sortiert nach den Hauptgartenzutaten. Ich wollte ja gerne Zutaten aus dem Garten verwenden und hatte somit jede Menge Brombeeren zur Verarbeitung. Ich fand kein Verzeichnis, in welchem ich so etwas fand und blätterte daher das ganze Buch durch. Jede Menge Himbeeren, Erdbeeren Johannisbeeren, aber keine Brombeeren. Gut, man kann die Beerensorte auch austauchen, denn ob ich nun Erdbeermarmelade oder Brombeeremarmelade koche, das Prinzip ist das Gleiche. Das Rezeptregister ist entsprechend des Buchaufbaus nach Jahreszeiten geordnet und innerhalb der Jahreszeiten alphabetisch. Wer z.B. Brombeerrezepte  sucht, kann dann also unter B bei Sommer oder Herbst schauen und findet nichts. Es ist unnötig durch das ganze Buch zu blättern. Anschließend gibt es noch ein Rezeptregister nach der Art des Rezeptes und hier findet man dann auch die Einmach- und Einlegerezepte mit Seitenzahlen, die auf dem Einband als „Mit Tipps & Anleitungen zum Einkochen & Haltbarmachen“ beworben werden. Diese sind nicht an einer Stelle gebündelt, sondern über das ganze Buch verteilt. So gibt es z.B. ein Rezept für eingelegte Zucchini im Herbstteil. Unter dem Rezept, wie auch unter den übrigen, stehen dann die Tipps in einem mittelgrünen Schreibschriftdrucktypus. Diese Schrift ist ausgesprochen hübsch, aber nicht gut lesbar, sowohl vom Schrifttypus als auch von der Farbe her. Im Halbdunkel ist sie kaum lesbar, so daß ich nachmittags extra das Licht einschalten musste, obwohl es ansonsten nicht nötig war.


Das Buch ist ausgesprochen ansprechend und ästhetisch, aber nicht sehr praktisch. Es ist ein wunderschönes Geschenkbuch, aber als Kochbuch enthält es mir zu wenige Rezepte im Verhältnis zum Preis. Das ist aber auch etwas eine Typfrage. Die Fotos zu den Rezepten sind sehr ansprechend, aber die übrigen Stimmungsbilder auf 2 Doppelseiten hätte ich lieber gegen mehr Rezepte eingetauscht. Einige Schrebergartenseiten, enthalten in den Texten neben den Bildern allerdings einige gute Tipps versteckt, z.B. wie man durch eine ausgestopfte braune Papiertüte nestbauwillig Wespen auf Distanz hält. Ein Tipp für den ich früher wahrscheinlich getötet hätte, bei der geringen Anzahl von Wespen dieses Jahr, bin ich allerdings eher geneigt sie noch zusätzlich zu füttern, als sie zu verjagen (was ja viel besser ist, als sie zu töten, selbst auf biologische Weise). Um wirklich alle für einen persönlich wichtigen Tipps zu erwischen, muß man es wirklich von vorne bis hinten lesen, da diese immer wieder in das Buch eingearbeitet und nicht an einer markierten Stelle im Buch gebündelt oder besonders markiert sind. Es ist eben mehr ein Wohlfühlkochbuch, als eines der alten Schule, ganz strukturiert und übersichtlich. Hier bringt das Lesen den Genuss und gleichzeitig wird das Schrebergarten-Image entstaubt und aus der Spießerecke befreit als Wohlfühloase präsentiert. 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Südwest Verlag für dieses wunderschöne Rezensionsexemplar.

Donnerstag, 22. August 2019

Ich bin dann mal Prinzessin (3) Wie küsst man einen Prinzen?, Meg Cabot, dtv junior



Ich bin dann mal Prinzessin (3) Wie küsst man einen Prinzen?, Meg Cabot, dtv junior

Ihre königliche Hoheit Olivia Grace Clarisse Mignonette Harrison Renaldo weiß nun seit rund 6 Monaten, daß sie von königlichem Geblüt ist und wohnt bei ihrer Familie im Palast von Genovien. Langsam gewöhnt sie sich ein, aber noch ist alles ziemlich neu. Ihre Halbschwester Mia und ihr Mann Michael (ja die aus dem Disney-Hit „Plötzlich Prinzessin“) erwarten nun jederzeit Zwillinge und im Fürstentum wütet „La Grippe“ eine üble Erkältungswelle. Obwohl Olivia und Prinz Khalil während der Sommerferien so viel Zeit mit einander verbracht haben und Pool-Tischtennis spielten und Leguane beobachteten, kommt er nun gar nicht mehr vorbei und verhält sich auch sonst ganz anders. Oliva kann es sich nicht erklären, sie waren doch so gute Freunde! Ihre New Yorker Freundin Nishi wittert amouröse Verwirrungen, aber sie ist ja auch voll jungsverrückt, das kann man nicht ernst nehmen. Viel ernster nimmt sie das Problem, daß alle sie überreden wollen mit zu den Winterspielen der königlichen Schulen in Stockerdörfl, dem Heimatort von Prinz Gunther zu fahren. Aber sie kann doch gar nicht Skifahren! Was soll sie da? Sie will doch auch auf keinen Fall die Geburt der königlichen Babys verpassen, aber wegen „La Grippe“ fehlt es an Teilnehmern und Begleitpersonen. Erstmals in der Geschichte dieser Winterspiele von blauem Geblüt, droht die Teilnahme der Royal Genovian Academy auszufallen. Quelle horreur!

Diese Reihe ist ein Spin off von  Mega Cabots Erfolgsreihe „Plötzlich Prinzessin“, so daß man nebenbei auch erfährt, wie es Prinzessin Mia so ergeht und auch Grandmére bleibt den Fans erhalten. Über sie können meine Tochter und ich uns immer besonders amüsieren! Wer nun Angst hat, die ganzen familiären Verbindungen durcheinander zu bringen, der sorgt sich umsonst. Im Einband befindet sich ein von der Autorin gezeichneter Stammbaum, für dessen Richtigkeit Meg Cabot mit ihrem guten Namen steht. Einzig Lady Luisa, die gemeine und intrigante entfernte Cousine und Klassenkameradin von Olivia ist nicht verzeichnet, aber bei einer so großen Familie, ist nur Platz für ihre wichtigsten Mitglieder. Außerdem stellt Luisa dank ihrer Gemeinheiten jederzeit sicher, daß sie unvergesslich bleibt. Ihre Intrigen sind der wunderbare Kontrapunkt zur herzensguten und lieben Olivia, die sie natürlich furchtbar langweilig und eine Spaßbremse findet. Das kann diese nicht auf sich sitzen lassen, wodurch sie immer wieder in ganz schön peinliche Situationen gerät. Wie gut, daß auch sie Tagebuch führt, denn einige Gedanken sind so vertaulich, daß sie sie nicht einmal Nishi anvertrauen kann, nur ihrem Tagebuch. Aber auf so einer Fahrt ist Tagebuchschreiben manchmal ein wenig ungünstig, was immer wieder zu weiteren heiteren Komplikationen führt. Ein wahres Wechselbad der Gefühle für die bald 13-jährige Olivia. Sie schwankt zwischen Freude, Peinlichkeit, Wut, Mitleid, Entschlossenheit, Hilfsbereitschaft.... ganz schön viel, was sie sich da vorgenommen hat und Luisa und Grandmère machen es ihr auch nicht immer leichter.

Meine Tochter (12) war sofort wieder in Olivias königlicher Welt drin und erzählte mir alles über Olivias Hund und den verzogenen von Grandmère und die Wetten der Buchmacher.... klar, sie hat ja auch die Hörbücher der ersten zwei Bände ein paar mal mehr gehört als ich. Aber auch ich habe sofort wieder hineingefunden und bin dann durch die Seiten geflogen. Viel zu gut habe ich mich amüsiert, um nicht sofort wieder weiter zu lesen! Sehr locker flockig geschrieben, zwischendurch sind ein paar Handynachrichten an Nishi eingeflochten, auch wenn sie dieses Mal bei all dem Trubel nicht allzu viel Zeit hat, ihr alles zu berichten. Außerdem hat die Autorin immer wieder kleine Zeichnungen eingefügt, die Dargestellten wunderbar treffend charakterisieren.


Ja, es geht diesmal tatsächlich um die erste Liebe, aber ganz zart, so daß ich den Originaltitel „Royal Crush“ in etwa königliche Schwärmerei passender findet. Angst vor Knutschszenen ist unbegründet, die Zielgruppe sind immerhin Mädchen von 10 – 12 Jahren, also jünger als bei „Plötzlich Prinzessin“. Meine Töchter gehören beide zur Zielgruppe und finden die Reihe sehr witzig. Auch dieser Band hat uns nicht enttäuscht und wir sind schon sehr neugierig, wie es weitergeht und freuen uns auf weitere Fiesheiten von Lady Luisa, die der Serie die richtige Würze verleiht. Tatsächlich werden auch Probleme und Themen angesprochen, die sich jeder zu Herzen nehmen sollte: Empathie, Mitgefühl und ein achtsamer Umgang miteinander.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei dtv junior für dieses Sehnsuchtsexemplar und können es nur wärmstens empfehlen für ein wenig Kribbeln im Bauch und ganz viel Spaß!

Dienstag, 20. August 2019

Ein M.O.R.D.S. Team 24: Inferno, Andreas Suchanek, Greenlight Press



Ein M.O.R.D.S. Team 24: Inferno, Andreas Suchanek, Greenlight Press

Dies ist das Finale des 2. Falles, der die Ereignisse in Barrington Cove im Jahre 1985 erhellt, als Corey Parker bei der Feuersbrunst auf dem Rummel auf Angel Island in der Geisterbahn starb, ohne zu verbrennen.
Inzwischen ist die Identität der falschen Wendy Parker geklärt, doch damit fangen die Probleme erst an. Aus Rache an den Dynastien und für den Mord an Corey möchte Angela Bruker, die von den Dynastien jahrelang gefangen gehalten wurde, Barrington Cove vernichten. Sie hält den Zünder in der Hand und drückt zum Ende des 23. Bandes auf den Auslöser. Funken sprühen und das von den Bohrtürmen in die Katakomben umgeleitete Erdgas beginnt nach und nach zu explodieren. Barrington Cove ist evakuiert, aber noch immer sind Menschen in der Stadt, entweder um diese zu plündern, oder ihr Eigentum zu sichern, oder aber wie die Freunde Mason, Olivia, Randy, Danielle und Sonja, um die Stadt zu retten, die Wahrheit hinter dem Mord an Corey herauszufinden und für die Sicherheit der Freunde zu sorgen. Immerhin steckten ja auch Masons und Danielles Eltern mit den übrigen 84ern im Bunker des Rathauses. Ob sie die Explosion dort überlebt haben? Die Freunde eilen aus den verschieden Ecken zusammen, um sich zu vergewissern, daß sie alle davon gekommen sind und Angela Bruker nicht aus den Augen zu verlieren.

Dieser Band ist wieder hochspannend, aber auch emotional. Es werden alle verbliebenen Geheimnisse gelöst, wie z.B. wer damals den Rummel in Brand steckte und weshalb und natürlich wird die Identität des Chronisten offenbart. Mit Auslöschung der Dynastien mit Ausnahme der 5. ist seine Aufgabe erledigt. Doch nur die des Chronisten, in der brennenden Stadt gibt es mehr als genug zu tun. Immerwieder wechselt der Blickwinkel, damit der Leser die verschiedenen Szenarien, die sich über die Stadt verteilen mit verfolgen können, bis alle zum Showdown an einem Ort versammelt sind. Vor den Augen und Ohren aller, wird so offenbart, was 1985 passierte. Dabei finde ich diesen Band wieder richtig stimmig und nicht nur spannend. Es löst sich alles in Wohlgefallen, was auch nötig ist, damit Barrington Cove gerettet werden kann und die Reihe nicht abbrechen muss. Das System mit Dynastien, Graf und Chronist ist ein für alle Mal erledigt. Vorerst gibt es nur die Bürgermeisterinnen der Stadt, die Polizei, den Rundfunk, das College ist unversehrt... doch das Böse schläft nie und wird in Zukunft die Stadt wieder heim suchen, wenn auch auf andere Weise. Außerdem gibt es da ja noch dieses ungelöste Problem aus dem Jahre 1986....
Und die Emotionen? Naja, es haben sich im Laufe der Reihe einige Paare gebildet, die auch so ihre Höhen und Tiefen haben... außerdem haben viele Menschen ihre Existenz verloren und die Zwillingsschwestern Merilyn und Patricia van Straten stehen einandern Auge in Auge gegenüber: Gut gegen Böse, wer wird siegen? Dabei schaffen es die Freunde wieder mit Glück, Mut und Ideenreichtum sich im letzten Moment aus der Affaire zu ziehen.

Eine sehr spannende All-Age Fortsetzungskrimi-Reihe, die sich auch prima unterwegs auf dem Handy oder Tablet lesen lässt, da die Printsammelbände immer erst deutlich nach den ebooks erscheinen. Demnächst dann mit einem Spin-off, da die Freunde nun erst einmal in Europa chillen wollen, ehe das College nach den Ferien beginnt.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Andreas Suchanek für das Leserundenexemplar und freue mich auf die Europa-Bände.

Montag, 19. August 2019

Filmpremiere von „Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo“ nach den Comic-Romanen von Alice Pantermüller & Daniela Kohl, 18.8.19 in Köln



Filmpremiere von „Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo“ nach den Comic-Romanen von Alice Pantermüller & Daniela Kohl, 18.8.19 in Köln

Am Sonntag durften meine große Tochter und ich zur Filmpremiere von „Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo“ nach den Comic-Tagebüchern von Alice Pantermüller und Illustratorin Daniela Kohl aus dem Arena Verlag gehen. Es war unsere Filmpremieren-Premiere und zumindest ich, war etwas aufgeregt. Hoffentlich wird der Film lustig! Also wir kennen ja nur die letzten vier Bände, so dass wir uns von der Handlung überraschen lassen konnten, ohne Erwartungen an den Text und ohne Vergleiche. 

Es startet mit einer wackeligen Handkameraeinstellung, wie in einem Videotagebuch. Da Lotta die geschwungene Treppe runtergeht, bekam ich ein mulmiges Gefühl im Magen. Zum Glück bleibt es nicht so!  Man bekommt dadurch aber einen unmittelbaren Lotta-Eindruck und fühlt sich mittendrin im Geschehen. Es ist schräg, witzig, peinlich, manchmal etwas übertrieben, aber eben aus Lottas Wahrnehmung heraus sehr passend. Zum Glück wurde es nie klamaukig! Mal hält der Film an und zoomt direkt auf Lottas Gesicht. Während dieses Freezings spricht Lotta ihre Gedanken direkt in die Kamera und kleine Kritzeleien schweben immermal wieder als Gefühlszeiger um ihren Kopf. Da fühlt man sich fast wie Lottas Vertraute. Eine solche braucht sie auch dringend, denn Dank Glämmer-Girl Berenikes Party hat sie ganz schön oft Zoff mit ihrer besten Freunin Cheyenne. Wie war's? Ganz ehrlich, ich bin gestern morgen erst sehr spät ins Bett gekommen und habe dennoch nicht mit dem Schlaf gekämpft! 

Meine Große hatte zuerst etwas Zweifel, da Buchverfilmung manchmal etwas enttäuschend sein können und die Darsteller nie aussehen, wie unsere Vorstellung in unserem Köpfen, aber wir wurden sehr gut unterhalten. Dem übrigen Publikum ging es wohl genauso, denn wir haben nicht alleine gelacht. Es gab aber schon Eltern- und Kinderlachszenen. Ab 6 Jahren, bis zum Ende des Lotta-Lesealters. Hut ab übrigens vor den Leistungen der Nachwuchs-Schauspieler, sie haben es richtig klasse gemacht und wirkten oftmals überzeugender als die Profis. Erstaunt hat mich auch Lukas Rieger als Superstar Marlon, der auf dem roten Teppich und beim Q & A nach der Vorführung sehr viel natürlicher wirkte und fast nicht zu erkennen war. Zum Glück zeigt der Trailer nicht alle guten Szenen des Films, wer den Trailer gesehen hat, wird sich immer noch amüsieren können. 



Vielen lieben Dank für die Eintrittskarten an den Arena Verlag, das war ein wunderbares Geburtstagsgeschenk und an den netten Pressefotografen, der so schöne Fotos von mir und meiner Tochter gemacht hat. Viel schöner als meine Selfies mit Rüdiger Bertram, den wir dort auch trafen, bei denen immer einer von uns aussieht, als würden uns jemand auf den Füßen stehen. Nein, es war eine informative und schmerzfreie Begegnung!

Ab 29.8.2019 läuft der Film bundesweit in den Kinos. Viel Vergnügen!

Familie Flickenteppich (1) Wir ziehen ein, Stefanie Taschinski, Ill. Anne-Katrhin Behl, Oetinger Verlag



Familie Flickenteppich (1) Wir ziehen ein, Stefanie Taschinski, Ill. Anne-Katrhin Behl, Oetinger Verlag

Emma (8 ¾, 3. Klasse), Ben (10, 4. Klasse), Jojo (4,5 Jahre, Kindergarten) und Papa und bester Koch der Welt Olly Engl müssen umziehen. Nachdem Mama beschlossen hat mit ihrem neuen Freund in Australien auf Tour zu gehen und sich ihren Lebenstraum zu erfüllen, ist ihr Haus zu groß und teuer. Nun rücken sie enger zusammen und ziehen in eine der Wohnungen im Haus Nr. 11. Als Emma das Abendessen zubereiten will, fallen ihr die Eier für die Pfannkuchen herunter und was anderes fürs Abendbroten haben sie noch nicht. So lernt Emma fast alle Nachbarn und ihre Besonderheiten kennen und vor allem die Zwillinge Aylin und Tarek, die so alt sind wie sie und in der Wohnung gegenüber mit ihrer Mutter Selda wohnen. Außerdem lebt die liebe, alte Frau Becker unterm Dach, ebenso wie Stella und Doris mit ihren Tieren. Im Erdgeschoss bei den Wohnungen mit den Gärten ist es anders. In der einen wohnen Erbsenzähler, die sich zum Glück als die Großeltern von Bens neuem Klassenkameraden Freddy herausstellen und der geheimnisvolle Graf, den nie jemand zu Gesicht bekommt. Freddys Großeltern meinen sogar, er sei untergetaucht. Doch warum steht dann ein blitzsauberes Fahrrad in seinem Kellerverschlag und die Gardinen bewegen sich? Das müssen die Kinder aus der Nr. 11 ergründen!


Nur weil Kinder das gleiche Alter haben, müssen sie sich nicht automatisch verstehen. Zum Glück stimmt in der Nummer 11 die Chemie unter den Kindern! Welch eine Erleichterung, als Emma und Ben bei ihrer Tour durchs Haus, als sie bei Selda, Aylin und Tarek klingeln.. Zuvor waren sie bei den Erbsenzählern, die doch eher einschüchternd waren! Wie es im Leben ist, ist jeder Jeck anders, man muß ihn nur zu nehmen wissen. So wächst auch die Hausgemeinschaft, dank der quirligen Kinder und ihren vielen Ideen schnell zusammen. Dabei haben die Kinder viele moderne Probleme, auf die Stefanie Taschinski sehr sensibel und einfühlsam eingeht. Da kann man leicht schon einmal eine Mücke in die Augen bekommen. Die berufstätigen Eltern haben wenig Zeit für die Kinder und lösen dieses Problem auf unterschiedliche Weise. Der etwas wilde Freddy ist ständig bei seinen strengen Großeltern, die für Zucht und Ordnung sorgen, während Emma, Ben und Jojo lernen müssen selbstständig zu werden und auf einander aufzupassen, während ihr Vater sein Restaurant leitet. Selda hat da mehr Zeit, kann sie aber nicht immer für die Kinder nutzen, weil die Traurigkeit über den Unfalltod ihres Mannes sie lähmt. Auch hier müssen die Kinder immer wieder Verantwortung übernehmen. Meine Tochter (10) war doch recht erstaunt, wieviel diese Grundschüler schon alles selbst auf die Reihe bekommen müssen, da wird auch bei den Hausaufgaben schon mal geschludert, sehr zum Missfallen von Freddys Großeltern.Im direkten Vergleich merken Kinder, daß beide Betreuungsvarianten seine Vor- und Nachteile haben. Die Freiheit des fröhlichen Spielens am Nachmittag, hat als Kehrseite, daß die Kinder sich auch öfters selbstständig ins Bett bringen müssen, was gerade die Jüngste nicht gut schafft. Die Kinder sind dennoch sehr fröhlich und offen und machen das Beste aus ihrer Situation, auch wenn sie dafür schon mal komisch angeguckt werden. Aber ihr Zusammenhalt wächst dadurch umso mehr, ebenso wie durch ihre großen und kleineren Geheimnisse und ihre Aktionen Mädchen gegen Jungs. Bei diesen müssen sie oft genug feststellen, daß es gemeinsam besser klappt, als gegeneinander. Der Schreibstil ist sehr flüssig und kindgerecht. Geschildert werden die Erlebnisse aus Emmas Sicht, aus der Ich-Perspektive. Man hat das Gefühl ganz in Emmas Gedanken hineinkriechen zu können. Das spricht natürlich Mädchen mehr an als Jungs ab 8 Jahren, für die diese turbolent-tolerante Familiengeschichte dennoch auch abenteuerlich-unterhaltsam ist. Die farbigen Illustrationen lockern den Text fröhlich auf. Aufgrund der Zielgruppe ab 8 Jahren, ist die Schrift noch größer, aber von den Kapitellängen und der Textmenge her richtet es sich eindeutig an Leser und nicht Lesemuffel. Allerdings ist es auch sehr gut zum Vorlesen geeignet, auch für jüngere Kinder, sofern sie sich auf längere Texte ohne Bilder konzentrieren können.

Das Geheimnis des Grafen hat mich nicht ganz überzeugt, dafür hätte ich bei einem Erwachsenenbuch einen Stern abgezogen. Meine Tochter fand es jedoch einleuchtend und aus Kindersicht ist es plausibel. Das ist es, was für mich zählt, fast so sehr, wie sein gutes Herz.

Meiner Tochter hat dieses Buch sehr gut gefallen. Als ich sie fragte, was ihr am Besten gefallen habe: Das Freddys Großeltern letztendlich doch lieb sind, da ist mir ein Stein für ihn vom Herzen gefallen.

Einfühlsam und unterhaltsam, so sollen Familiengeschichten sein!

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Oetinger Verlag und Lovelybooks für diese Leserunde.