Gesunde Wildkräuter aus meinem Garten – erkennen, vermehren, nutzen Gerda
Holzmann, Löwenzahn Verlag
Die österreichische Autorin und Biologin und zertifizierte Kräuterguide
stellt 30 heimische Heilpflanzen und ihre positive Wirkung auf unsere Gesundheit
vor. Wir leben nicht an der Grenze zu Österreich, sondern eher mittig und ganz
weit westlich in Deutschland und dennoch kommen all diese 30 Heilpflanzen bei
uns in der Gegend und sogar in unserem naturnahen Garten vor. Bislang war mir
gar nicht so bewußt, was ich da so für Schätze vor meinen Augen wachsen habe.
Dies ist nicht mein erstes Heilkräuterbuch, aber ich habe dennoch wieder eine
Menge dazu gelernt und weiß nun wieder warum in meinem Garten relativ viel
„Unkraut“ sprich Wildkräuter wachsen dürfen.
Dieses Buch ist sehr schön aufgebaut, was bereits mit der Einführung
beginnt. So ist dieses Buch auch mit einer Warnung versehen: Man soll nur die
Wildkräuter verwenden, die man wirklich sicher bestimmen kann und auch von
denen nur solche von hervorragender Qualität, also ohne Schneckenspuren/-kot
oder Pilzbefall. Sie rät daher bei Touren durch die Natur ein kleines Buch zum
Kräuter bestimmen im Taschenformat mit sich zu führen. Ein Rat den meine
Nachbarin sehr hilfreich fand, ich mußte eher grinsen, da in unseren alten
Gärten so viel wild wächst, daß man dieses größere und schwerere Buch nicht
weit schleppen muß. Andere wertvolle Ratschläge sind der Respekt vor der Natur
und der eigenen Gesundheit. Es werden aktuelle Themen rund um Wildkräuter
angesprochen, wie z.B. der Fuchsbandwurm (eher ein Dauerbrenner) oder
leberschädigende Pflanzenbestandteile. Das ist interessant, wird aber auch bei
den Verwendungshinweisen explizit berücksichtigt. So werden keine Tees aus
diesen Pflanzen empfohlen und keine Verwendung in der später angesprochenen
Wildkräuterküche. Weitere Grundlagen wie die verschiedenen Vermehrungsarten,
Standorte und Wuchsflächen angesprochen werden. Ein wichtiger Teil des Buches
ist mit der Vorstellung von 30 Wildkräutern vom Ackerstiefmütterchen bis zum
Zinnkraut. Dabei wird jedes einzelne Kraut mit einer Vielzahl von
aussagekräftigen Fotos präsentiert. Es gibt geschichtliche Hinweise auch auf
frühere Verwendungen, auf Verwechslungsmöglichkeiten wird warnend hingewiesen
und Verwendungsmöglichkeiten, sowohl innerlich, als auch äußerlich. Im
Inhaltsverzeichnis ist hierzu extra ein Wildkräuterverzeichnis aufgeführt. Es
folgt ein Sammelkalender, Möglichkeiten zur Haltbarmachung, Verarbeitung und
Genuß. Gerade die Grundrezepte zum Beispiel für Kräuterauszüge, Säfte,
Waschungen, Haarspülungen Gesichtswasser finde ich wirklich toll. Denn es gibt
z.B. ein Grundrezept für Salben, damit kann man natürlich
Ackerstiefmütterchensalbe oder Beinwellsalbe machen, aber auch
Ringelblumensalbe, obwohl diese hier überhaupt nicht angesprochen wird. Es gibt
Rezepte für die Wildkräuterküche und nicht nur Kräuterquark mit Wildkräutern,
sondern auch raffinierte Suppen, Eingelegte Blütenknospen (Heimische Kapern)
Wildkräuterkartoffelkäse, Wildkräuter-Quiche und erstaunlich viel anderes.
Abgerundet wird der Rezeptteil von einem Überblick über Wilde Gewürze und ihre
Würzpraxis.
Es gibt Hinweise auf Bezugs- und Informationsquellen, Literaturhinweise,
ein Glossar. Sehr hilfreich fand ich auch das Stichwortregister, und vor allem
das Register nach Anwendungsgebieten und Wirkungen. Es schließt ein Register
deutscher Pflanzennamen ab.
Ich finde dieses Wildkräuterbuch sowohl schön gründlich und ausführlich,
aber auch sehr übersichtlich gestaltet. Während meiner Anwendungsversuche sind
bei mir immer mal wieder Fragen aufgetaucht, z.B. als ich ein Gesichtswasser
herstellen wollte, was nehme ich denn nun vom Löwenzahn, der toll bei fettiger
und Mischhaut sein soll, die Blüten oder die Blätter? Die Frage habe ich der
Autorin gestellt, allerdings auch selbst schon an anderer Stelle im Buch die
Antwort gefunden: die Wurzel ist der richtige Bestandteil, dies steht im
Anschluß an das Gesichtswasser mit einer Übersicht über die zu verwendenden
Kräuter und deren Teile für welchen Hauttyp, wobei nicht alle Kräuter
aufgeführt sind, die eine positive Wirkung für die Haut haben. Nach zwei Tassen
Gänseblümchentee, kann ich noch keinen Unterschied feststellen, ich versuche es
weiter und werde nun auch mein selbst gemachtes Gesichtswasser mit Apfelessig
zum Erhalt des natürlichen Säureschutzmantels der Haut verwenden. Die
Gänseblümchen im Kräuterquark kamen bei meiner Familie nicht so gut an, sie
wurden herausgepickt und Petersilie nachträglich in den Quark eingearbeitet. Da
kann die Mutter noch so viel Blümchentee trinken, das war Kindern und Mann
suspekt. Der Lindenblütensirup wurde dieses Jahr erstmals bereitwillig
getrunken, nachdem die Nachbarskinder ihn für lecker befunden haben. Danke! Ich
hoffe, sie erinnern sich in der Erkältungszeit wieder daran. Na ja, ansonsten
gibt es Holunderblütentee, denn wir haben auch Blüten getrocknet, aber noch
genügend übrig gelassen, als dass es auch noch Beeren geben wird. Schöllkraut
ist von uns aber bereits ausgiebig getestet und wirklich viel besser als
sämtliche Warzenmittel aus der Apotheke, da verlieren Schwimmbäder tatsächlich
ihren Schrecken.
Sehr umfassend, sehr übersichtlich und wirklich sehr alltagstauglich. Über
die Langzeitwirkungen kann ich noch nicht berichten, aber ich habe schon meinen
Bienenwachs für die Salbenproduktion herausgesucht, denn dieses Buch ist sehr
anregend und kann einen über das ganze Jahr hinweg treu begleiten auch dank des
Sammelkalenders.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Gerda Holzmann für die sympathische und
engagierte Leserundenbegleitung.
Ein tolles Buch, das ich nicht wieder hergebe, daß sich meine Nachbarin nun
aber auch zu legen will, ganz klar, 5 von 5 Sternen.
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