Mittwoch, 20. Juni 2018

Tödliches Serum, Katrin Rodeit, Nova MD


Tödliches Serum, Katrin Rodeit, Nova MD

Dies ist Jessica Wolfs 2. Fall und für mich der erste.
Jessica Wolf ist Kommissarin in Ulm und leitet ein Team, daß u.a. für Mord zuständig ist. Sie hat im ersten Fall auf menschlich unschöne Weise ihren Partner verloren, ihr Ehemann ist bei einem Autounfall vor nicht allzu langer Zeit gestorben und ihr 17 jähriger Sohn Finn hat dadurch den Halt verloren. Keine leichte Zeit für Jessica, die in der sommerlichen Glut hofft, dass sich langsam alles normalisiert. Die neue Kollegin Charlie aus Frankfurt kommt aber bereits an ihrem ersten Tag zu spät und der Tod des allseits beliebten Kinderarztes Dr. Fechner wäre als natürlicher Tod durchgegangen, länge nicht auch sein Kater tot neben ihm. Doch wer will schon einen Kinderarzt töten? Ein Motiv will sich nicht finden lassen und die kurz darauf erschossene Erzieherin ist noch mysteriöser. Kannten sich die zwei? Was ist denn plötzlich in das beschauliche Ulm gefahren? Noch während Jessicas Team gemeinsam mit dem Staatsanwalt händeringend nach einer Klärung sucht, ereignet sich ein weiterer Giftanschlag. Dieser Fall erregt nicht nur Jessicas Aufmerksamkeit, sondern auch die ihres Sohnes, der gerade ein Zeitungspraktikum absolviert.

Jessica Wolf mit ihren Sorgen und Nöten war mir von Anfang an sehr sympathisch, auch ihre Genervtheit über die neue Kollegin, die chronisch unpünktlich ist, aber ansonsten wirklich eine Bereicherung. Zeitgleich zum Thriller herrscht auch hier eine Hitzewelle und man kann Jessica nur zu gut verstehen, wenn sie neidisch auf den Staatsanwalt „den schönen Romeo“ blickt, dem selbst die größte Hitze nicht ins Schwitzen bringt und weiterhin stets wie aus dem Ei gepellt erscheint. Ansonsten ist er jedoch ganz nett, im Gegensatz zum Pathologen, der sich in seiner Berufsehre gekränkt fühlt, weil er eine Katze untersuchen soll! Die Charaktere sind wirklich sehr angenehm lebendig und sehr nachvollziehbar geschildert. Während im 1. Band Mutter-und-Sohn durch den Unfalltod des Mannes/Vaters eine sehr schwere Beziehung haben, nähern sie sich hier wieder an. Dieser Erzählstrang gefällt mir sehr gut. Besonders die Zusammenarbeit von Finn mit seiner Mitpraktikantin Pia verläuft nicht ganz so, wie ich es erwartet hatte. Ich mag solche kleinen Überraschungen. Durch andeutende Rückblicke ist es ohne weiteres möglich auch mit Band 2 zu beginnen, allerdings empfiehlt es sich dennoch mit Band 1 anzufangen, damit man weiß, warum Jessica so sperrig ihrer neuen Kollegin gegenüber ist und was ihr Ex-Partner denn nun ausgefressen hat. In umgekehrter Reihenfolge weiß man sonst einerseits zu viel, andererseits zu wenig.

Perspektivisch wechselt der Thriller. Während meist die Ermittlungsarbeit von Jessica und ihrem Team oder auch von ihrem pubertierendem Sohn im Praktikum geschildert wird, wechselt es teilweise in die Tätersicht. Das ist sehr reizvoll, da auch diese Einblicke in das Seelenleben nicht seine Identität nicht offenbaren, sondern weitere Rätsel aufgeben.

Mir wollte einfach kein Berührungspunkt zwischen den drei Opfern einfallen, wobei hier auch wieder die Länderhoheit der Bundesrepublik eine Rolle spielt. Der Berührungspunkt der Opfer ist in meinem benachbarten Bundesland einfach völlig anders geregelt. In Rheinland-Pfalz wären sich die drei wirklich nicht begegnet. Aber das hat meinen Überlegungen nicht den Spaß genommen, denn ansonsten war alles universell richtig und ich finde es auch immer wieder spannend, festzustellen, was die Kulturhoheit der Länder so alles bewirken kann.

Ein packender Krimi über Skrupellosigkeit, Machthunger und Gewinnstreben mit wirklich sympathischer Ermittlerin und nicht zu viel und nicht zu wenig Einblicken in ihr Privatleben. Ich kann ihn wirklich nur sehr empfehlen.
 
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Katrin Rodeit für das persönliche Rezensionsexemplar und das Interview. Danke Katrin!

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