Ich dachte, älter werden dauert länger, Ein Überlebenstraining für alle ab
50, Lucine Hutzenlaub & Heike Abidi, Penguin Verlag
Jaaaa, ich gestehe, ich bin noch keine 50, aber da ich sowohl die
Anthologien, als auch Romane von Heike Abidi gerne mag, dachte ich mir, daß ich
mich ja schon mal vorbilden kann, die 50 kommt dann ja doch schneller als
gedacht....
Die Autorinnen schreiben Kapitel aus jeweils ihrer Sicht und ganz klein
oben, in der Ecke, steht dann jeweils Heike oder Lucinde, um zu kennzeichnen,
wer gerade seine Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse schildert. Zum Zeitpunkt
des Schreibens ist Heike Abidi glückliche Anfang 50, während Lucinde Hutzenlaub
48 Jahre alt ist und bereits die nahenden 50 mit Schreckenskrallen nach ihr zu
greifen scheinen. Kurzum, sie will nicht 50 werden und wird sich dennoch
freuen, wenn sie dieses Alter erreichen darf.
Bereits die Einführung in diesen nicht wirklich ernst gemeinten Ratgeber
ist sehr lustig. Heike und Lucinde (den Namen kannte ich noch gar nicht und ich
dachte ja schon, beim Formulareausfüllen, wäre mir inzwischen schon alles
untergekommen) schildern ihre persönlichen Erfahrungen mit dem 50. Geburtstag,
ihre Einstellung und ihre Erwartungen aus sehr unterschiedlicher Sicht und sehr
witzig. Da gibt es sicherlich sehr viele Wiedererkennungsmomente. Ich habe mich
an diesem Punkt noch ganz klar im Lager Heike positioniert, so nach dem Motto,
von dem Alter lasse ich mich doch jetzt nicht mehr schrecken und es reicht doch
auch wirklich, mit dem Sport anzufangen, wenn die Beweglichkeit nachlässt, dann
hat man sich bis dahin wenigstens die Gelenke nicht verschlissen.
Interessanterweise, ist diese Lagerbildung nicht durchgängig, denn die
kommenden Teile des Buches behandeln sehr verschiedene Aspekte des Älterwerdens
und da haben ja alle eine andere Herangehensweise.
Teil 1: Wie es sich anfühlt. Bestandsaufnahme: Was bin ich und wenn ja,
warum?
Hier geht es um die Veränderungen, die gerade das Klimaterium oft mit sich
bringt. Da wären außer Hitzewallungen auch die gesteigerte Emotionalität, die
in wahres rührseeliges Heulsusentum umschlagen kann, wodurch die Menge an
Taschentüchern pro Film deutlich ansteigt und auch schon Pampers-Werbung
emotional berührt. Das war für mich wirklich eindrucksvoll, da ich diese
Erfahrungen lediglich nach den Geburten erlebt habe, nach denen ich keine
Nachrichten mehr schauen konnte, weil alles so traurig und bewegend war! Fazit:
ich bin wirklich noch keine 50, hach Gott bin ich noch jung geblieben! Es geht
aber auch um älter werdende Kinder und die eigene Vorbildrolle, um die
Tatsache, daß man sich ja eigentlich noch total jung fühlt, nur sind die
Studenten plötzlich so jung und warum siezen einen eigentlich auf einmal alle?!
Außerdem stellt sich die Frage: warum werden eigentlich immer nur ganz junge
Frauen in Talkshows eingeladen, gibt es nicht auch spannende ältere Frauen?
Hier wird eine rein subjektive nicht abschließende Auswahl an interessanten
Frauen mit Vorbildfunktion auch im höheren Alter aus allen verschiedenen
Berufen vorgestellt von Wissenschaftlerinnen über Sportlerinnen, Sängerinnen,
Modells, Schauspielerinnen, Autorinnen, Politikerinnen etc. Man ist also nie zu
alt, um in seinem gewählten Bereich etwas zu bewirken und anderen Mut zu
machen! Daher gibt es auch wirklich tolle Filme für jede Stimmung mit älteren
Heldinnen mit silbernen Strähnen, die es sich lohnt zu schauen, wie z.B. Best
Exotic Marigold Hotel oder Der Club der Teufelinnen.
Teil 2: Die Sache mit der Optik: Wer schön sein will muß reiben, Beauty im
Selbstversuch
Hier geht es teilweise zu wie in der Frauenzeitschrift. Nein, die
vermeintlich makellose Schönheit einer Ü50 Schauspielerinnen liegt nicht nur an
guten Genen und der täglichen Aufnahme von Unmengen an besonders teurem
Mineralwasser, da wird auch schon mal geschnitten, gespritzt, gerubbelt und
geschluckt. Anders als in Frauenzeitschriften haben die Autorinnen aber auf
fast alles selbst ausprobiert, sogar Botox- und Hyaluronspritzen, mit humorigen
Kommentaren und subjektiver Auswertung. Lucinde hat sich da deutlich mutiger
gezeigt, da ich mir ja kein Nervengift spritzten lassen würde (das schöne am
Altern ist ja, daß parallel zum Erschlaffen der Haut, auch die Sehkraft
nachlässt). Es war schon interessant, was es so alles gibt, was ich niemals
machen möchte, wobei ich durchaus nicht völlig kalt geblieben bin, bei diesen
Berichten. Denn tatsächlich habe ich einiges wieder ausgekramt, was ich mal
angeschafft, aber lange nicht mehr benutzt habe. Die Lektüre dieses Buches hat
mich also definitiv verschönert und verjüngt, aber noch hoffe ich vergebens auf
entsprechende Komplimente. Seufz. Naja, ich weiß ja nun, daß ich es auch für
mich tue und die Sichtbarkeit z.T. Erst nach einer gewissen Zeit eintritt.
Die Vorstellung von einigen Nahrungsmittelergänzungen oder anderen
Präparaten, sind sehr subjektiv und für mich nicht wirklich werbefrei, aber die
Leserinnen sind ja alle Erwachsen und können selbst entscheiden. Aber ehrlich
für das Geld für irgendwelche Ampullen, würde ich die Jahreskosten lieber in
einen schönen Urlaub oder ähnliches investieren.
Es gibt aber nicht nur Kosmetik und ähnliches, es kommt auch auf die
Ernährung und Bewegung an. Beide Autorinnen, sind sehr unterschiedliche
Sporttypen. Bei Heikes Sportpensum kann ich nur mit den Ohren schlackern, aber
ihr Sohn ist ja erwachsen und sie selbstständig, da kann man diese Sportkurse
auch wirklich besser unterbekommen. Mit einer deftigen Portion Selbstironie
schildern die beiden von ihrer Suche nach dem Alterungsprozess sich
entgegenstemmenden Sportarten, die auch auch zu ihnen passen müssen. Während
Lucindes Mutter vom Floating völlig begeistert war, war sie selbst nicht
wirklich hin und weg. Andere Themen sind Ernährung und Gewichtsreduktion,
Krampfadern, Haarefärben, Enthaarung und Modetrends.
Teil 3: Und was machen wir nun? Spaß mit Sachen: Einfach mal was Neues
probieren?
Alt ist man erst, wenn man nicht mehr neugierig ist und nichts mehr
ausprobiert! Beide Autorinnen sind schon sehr lange mit ihren Männern
verheiratet und bestätigen, für eine lange Ehe, brauchen alle Beteiligten eine
gute Portion Humor und die kommt in diesem Fall hier auch den Leserinnen zu
Gute. So darf man sie auf die Suche nach gemeinsamen Hobbies mit ihren Männern
begleiten und feststellen, daß Hobbies auch relativ sind, die Suche danach aber
abenteuerlich und abwechslungsreich.
Beide Autorinnen, sind sehr unterschiedliche Sporttypen. Bei Heikes
Sportpensum kann ich nur mit den Ohren schlackern, aber ihr Sohn ist ja
erwachsen und sie selbstständig, da kann man diese Sportkurse auch wirklich
besser unterbekommen. Mit einer deftigen Portion Selbstironie schildern die
beiden von ihrer Suche nach dem Alterungsprozess sich entgegenstemmenden
Sportarten, die auch auch zu ihnen passen müssen. Während Lucindes Mutter vom
Floating völlig begeistert war, war sie selbst nicht wirklich hin und weg.
Neben Sport geht es nämlich auch um passive und aktive Entspannungsmethoden.
Teilweise sind diese Methoden, die Alterung aufzuhalten ziemlich zeitintensiv,
da hilft es schon, wenn man seine Kinder nicht erst mit Mitte-/Ende Dreißig
bekommen hat.
Es geht um Marotten, die man sich mit den Jahren zu legt, oder um Produkte
und Werbung für die Generation Silberfaden. Wie kommt es, daß man ab 50 auf
einmal Werbemails für Treppenlifte zugeschickt bekommt? Kurzweilige, sehr subjektive Unterhaltung mit
einigem an Wiedererkennungswert. Wunderbare Urlaubslektüre oder einfach für
zwischendurch.
Ich hatte meinen Spaß, auch wenn ich nicht alles selbst ausprobieren werde.
Immerhin habe ich mir vorgenommen und auch begonnen, mehr für mein gepflegtes
Äußeres zu tun. Schade, daß ich vergessen habe, ein Bild von mir, vor Beginn
des Buches aufzunehmen, so daß ich meinen optischen Gewinn nun nicht bildlich
präsentieren kann.
Unterhaltsame 4 von 5 Sternen!
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