Pogo & Polente, Jochen Till, Illustrationen Raimund Frey, Tulipan
Verlag
Kinder haben es echt nicht leicht mit ihren Eltern, noch nicht mal die
Kinder von Punks! Pogos Eltern Spritti und Keule sind auch heute noch überzeugte
Punks und haben ihm daher auch einen entsprechenden Namen gegeben. Na ja,
immerhin heißt er nicht Dosenbier oder Kronkorken, denn sein Vater erschafft ja
am liebsten Kunst aus Kronkorken. Auch sonst geht es in dieser Familie anders
zu. Pogo bekommt Ärger von seinen Eltern, wegen seiner guten Zeugnisnoten (gute
Noten sind nicht Punk) und die Polizei ist ihnen ein Dorn im Auge. Als im
Nachbarhaus dann ein Polizist mit seiner gleichaltrigen Tochter Vanessa ein.
Vanessa ist alles andere als Punk, ständig weist sie auf jeden Regelverstoß
hin, meckert und verteilt selbstgeschriebene Strafzettel, z.B. auch für Pogo
altes klappriges Fahrrad und sogar als ihm dieses gestohlen wird. Doch nicht
nur Pogos alter Drahtesel verschwindet, über all in der Stadt werden plötzlich
Fahrräder gestohlen. Pogo will einfach nur sein Fahrrad wieder haben und
Vanessa (genannt Polente), die sich als Polizistin fühlt, will dem Verbrechen
auf die Spur gehen. Trotz ihrer Differenzen ermitteln sie beide, mehr oder
weniger gemeinsam.
Meine Kinder lieben die „Luzifer junior“ Reihe von Jochen Till und ich kann
mich noch an die letzten Tage des Punks erinnern, allerdings hatte ich schon so
meine Schwierigkeiten, meinen Kindern zu erklären, was Punks sind. Hier vor Ort
konnte ich ihnen nicht wirklich welche präsentieren ;)
Diese Geschichte ist sehr witzig und skurril, stellt sie doch die üblichen
Clichés auf den Kopf. Ein Kind, dass sich nicht nach Hause traut, weil sein
Zeugnis zu gut und ein anderes Kind, das nicht einmal 5 gerade sein lassen kann
und sich einbildet eine Polizistin zu sein. Da ist Stress vorprogrammiert! Aber
Punks sind ja eigentlich friedlich, auch wenn die Nachbarin mit ihren
Strafzetteln extrem nervt! Doch beide Kinder haben eigentlich keine Freunde,
weil sie so anders sind, als ihre Altersgenossen. Eigentlich sehr traurig, wozu
die von den Eltern diktierte Freiheit führt, aber durch die witzigen
Zeichnungen von Raimund Frey und Polentes irre Aktionen.
Weil alles was Pogo macht für Polente quasi ein Verbrechen ist, sind die
Kapitelüberschriften mit „§“ versehen und kündigen das Pogo vorzuwerfende
Vergehen an, daß dieser auf den kommenden Seiten begehen wird. Dabei stößt man
auf solch verwerfliche Taten wie: §1 Lärmbelästigung oder §7 Wildpinkeln.
Einige davon sind herrlich absurd und bringen die Leser ebenso zum Lachen wie
die Ironie dieser Kinderschicksale. Ganz toll ist natürlich, wie die Kinder die
Fahrraddiebstähle aufklären und Pogo es schafft eine angemessene
Wiedergutmachung durch den eigentlich ganz harmlosen Übeltäter durchzusetzen.
Sogar Polente lässt hier widerwillig mal ein Auge zu zudrücken, da selbst die
Geschädigten die Lösung prima finden. Nicht alles ist wie es scheint, nicht
jeder böse, auch wenn er anders ist und so sollte man Menschen, die man neu kennenlernt,
erst einmal eine Chance geben, sich gegenseitig besser kennen zu lernen. Das
Lachen darf man dabei aber auch keinen Fall vergessen!
Ganz anders als Luzifer Junior, aber ebenfalls herrlich schräg und
herzlich. Mit 136 Seiten und zahlreichen Illustrationen auch für echte
Lesemuffel geeignet, die aber schon eine gewisse Leseroutine besitzen sollten,
geeignet ab 3. Klasse.
Ein herrlich schräger Spaß jenseits des Mainstreams! 5 von 5 Sternen.
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