Miss Daisy und der Tote im Chelsea Hotel, Carola Dunn, atb Verlag
Die honourable Daisy Dalrymple, nun mehr
frisch verheiratete Mrs. Alec Fletcher, hat ihren Mann nach Amerika begleitet
wo er J. Edgar Hoover bei dem Umbau des von Skandalen erschütterten FBI beraten
soll. Während Alec hierzu nach Washington reist, steigt Daisy in New York im
legendären Künstler Hotel „The Chelsea“ ab, da sie ein Treffen mit ihrem
Verleger Mr. Thorwald hat. Noch ehe sie zu ihrem Geschäftstermin aufbricht,
lernt sie schon einige der Originale in ihrem Hotel kennen und beobachtet auch
ihren sehr unangenehmen Hotelnachbar, einen regierungskritischen
Skandalreporter. Dieser hat nicht nur laut im Zimmer nebenan gestritten,
sondern fällt schon beim Warten auf den Aufzug unangenehm auf. Als sie mit
ihrem Verleger später am Tag zu Mittagessen aufbrechen will, wird eben dieser
Skandalreporter vor ihren Augen angeschossen und stürzt in den Fahrstuhlschacht.
Als unmittelbare Zeugin fühlt Daisy sich berufen den Fall aufzuklären und ihre
neuen Freunde aus dem Hotel sind ebenfalls mit Feuereifer dabei.
Dieser Fall erschien im Jahre 2002 im
Original unter dem Titel „The Case of the murderd Muckraker“ als 10. Band der
Reihe, diese Info nur am Rande, da dieser Band nun erstmals auf Deutsch
erschienen ist, ich aber den englischen Titel nirgendwo finden konnte, da ich
fast alle vor Jahren im Original gelesen habe und eben auch diesen schon.
Der Beginn dieses Krimis gefällt mir auch
beim zweiten Lesen noch sehr gut. Ich liebe einfach Daisy’s Welt und mag die
liebenswert skurrilen Persönlichkeiten die sie immer wieder trifft. Sehr
interessant finde ich auch die Atmosphäre der Prohibition im Jahre 1932 in den
Staaten, die Korruption der New Yorker Polizei und die Neuordnung des FBI durch
J. Edgar Hoover, nachdem der letzte Präsident in einen Bestechungsskandal
verwickelt war, der von der Presse ans Licht gebracht wurde. Sehr schön
durchdacht und geschrieben. Besonders hervorheben möchte ich die Schwestern
Cabot, die beide selbst journalistisch tätig sind, wobei die jüngere die erste
weibliche Kriminalreporterin der Staaten war, allerdings unter männlichem
Pseudonym schrieb. Frauenrechte werden in diesem Roman immer mal wieder
angesprochen, da ja Daisy selbst auch unter den gesellschaftlichen Vorgaben
ihrer Zeit und ihrer Schicht leidet. Schön wird auch noch klargestellt, welche
Veränderungen gerade für die Stellung der Frau der 1. Weltkrieg mit sich
gebracht hat.
Dennoch ist es nicht mein Lieblingsfall von
Daisy. Zum einen überzeugt mich das Mordmotiv nicht so wirklich, das stellt für
mich einen gewissen Antiklimax da, aber vor allem weil der typische
Krimi-Showdown 1/5 des Buches ausmacht. Eine so lange Verfolgungsjagd kann
nicht durchgängig die Spannung halten. Zwar werden auch hier wieder wirklich
interessante Informationen zu weiblichen Pionieren und Rassengesetzen in der
USA eingeflochten, aber die wirkliche Stärke dieser Reihe, die Interaktion
wirklich besonderer Persönlichkeiten bleibt bei so einer langen Jagd auf der
Strecke.
Die Übersetzung finde ich größtenteils
gelungen. Rootbeer hätte ich jedoch wohl nicht als Wurzelbier übersetzt, weil
mir nicht bekannt ist, daß es soetwas hier gibt. Es drängte sich jedoch gerade
in diesem Zusammenhang bei mir die Frage auf, ob das fiese amerikanische
Rootbeer eine Folge der amerikanischen Prohibition ist? Denn wer trinkt denn
sonst schon freiwillig so etwas?
Nicht der stärkste Band der Reihe, deren
Fortgang ich aber bereits kenne und daher kann ich versprechen, daß auch wieder
bessere Bände folgen, dann aber wieder in Großbritannien, die dann wohl noch
übersetzt werden müssen.
Eine Reihe, die ich wirklich sehr lesenswert
finde, auch wenn dieser Band, trotz einiger starker Persönlichkeiten leider
nicht wirklich mehr als mittelmäßig ist.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Aufbau Verlag für dieses über netgalley zur Verfügung gestellte Leseexemplar.
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