Sonntag, 6. Mai 2018

Der zauberhafte Eisladen - Vanille, Erdbeer und Magie, Heike Eva Schmidt, Illustrationen von Daniela Kunkel, Boje Verlag



Der zauberhafte Eisladen - Vanille, Erdbeer und Magie, Heike Eva Schmidt, Illustrationen von Daniela Kunkel, Boje Verlag

Um näher bei ihrem Nonno, dem italienischen Großvater Leonardo zu sein, der eine zauberhafte Eisdiele am Markt, im Herzen der Stadt betreibt, zieht Familien Sonntag aus ihrem alten baufälligen Haus auf dem Land, in eine chice Stadtwohnung. Sogar für ihre drei Familienhühner ist Platz auf der Dachterrasse und die 3 Kinder freuen sich über ihre neuen hellen Zimmer. Die 10 jährige Elli freut sich noch dazu, auf eine neue Klasse, denn ihre alten Mitschüler hatten nicht viel übrig für ihre selbstgenähten bunten Kleider und ihren individuellen Stil. Ein bisschen Bammel hat Elli vor der neuen Klasse aber schon und so macht sie vor der ersten Stunde noch einen Abstecher zu Nonno. Nach einem Eis bei ihm fühlt sie sich besser und sie stellt mit der Zeit verwundert fest, dass es nicht nur ihr so geht. Auch einer ihrer neuen Schulfreunde Benni, der richtig Bammel vor der Matheprüfung hat, ist nach einem Aufmunterungseis von Nonno Leonardo viel ruhiger und selbstbewußter. Ob das so alles mit rechten Dingen zu geht? Elli ist festentschlossen, das Geheimnis zu lüften, falls es eines gibt.
Die junge Protagonistin Elli ist sehr fröhlich und auch weiß schon genau was sie will und mag. Von dem Lästern ihrer alten Klassenkameraden hat sie sich ihren eigenen Stil nicht kaputt machen lassen, sie bleibt sich treu. Das finden wir gut. Sie ist nicht auf den Mund gefallen und setzt sich für Menschen ein, die ihr am Herzen liegen. Doch bisweilen redet sie, ehe sie nachdenkt, manchmal handelt sie auch so. Das geht manchmal schief und Elli ist in echten Nöten, weil sie gegen wirklich gut begründete Verbote verstößt. Da sie das Herz am rechten Fleck hat, versucht sie natürlich den Schlamassel, den sie angerichtet hat, wieder gut zu machen, aber so richtig lernen, aus ihren Fehlern mag sie dann doch nicht, dafür ist sie zu dick köpfig. Das ist zwar verständlich, für ein Kinderbuch aber auch etwas schade. Andere müssen für Elli die Kohlen aus dem Feuer holen, ehe sie quasi wieder nachlegt. Ihr herzliches Verhältnis zu ihrem Nonno hat uns aber sehr gut gefallen. Durch die leckeren Eisrezepte im Anschluß an das Buch kamen wir wieder ins Eisfieber und haben kreiert was das Zeug hält.
Die Geschichte ist abwechslungsreich und spielt sowohl an der Schule, im Eisladen als auch in Ells Familie, den Orten die ihr am wichtigsten sind. Neben dem Geheimnis des magischen Eises gibt es noch als Nebenstrang Ellis Eingewöhnung in die neue Schule und das Kennenlernen ihrer neuen Mitschüler und Ellis Zusammenstöße mit dem unsympathischen Konrektor.
Es ist ein wirklich schönes Kinderbuch, das leider etwas Potenzial verschenkt, weil es zu viel will und zu viele schöne kleine Gimmicks hat. Sehr liebenswert sind zum Beispiel die Hühner der Familie mit ihren lustigen Namen wie Lady Gacker oder Ente, die sich immer und überall, an den unmöglichsten Stellen der Wohnung verstecken oder einmischen. Auch Nerd-Bruder Tom hat seinen Reiz, dennoch hatten wir bisweilen den Eindruck, daß sie in der Flut der Ideen ein wenig untergingen. Die Geschichte ist als neue Serie angelegt und wir denken, daß die Hühner und die Geschwister ihr Potenzial in den Folgebänden werden zeigen können, ebenso wie Ellis neuen Freunde, die noch etwas differenzierter dargestellt werden könnten. Die Flut an Personen und Besonderheiten, haben bisweilen den Blick auf das Wesentliche verstellt. So gibt es noch einen fiesen querulantischen Nachbarn und Ellis Nähleidenschaft. Der fiese stellvertretende Schulleiter hätte uns als Bösewicht gereicht, des Nachbarn hätte es da nicht bedurft.
Richtig toll sind die Illustrationen von Daniela Kunkel. Selbst die Seiten, ohne größere schwarz-weiß Illustrationen werden immer noch am Rande von frechen kleinen Hennen oder ihren Krallenspuren verziert, das macht wirklich gute Laune beim Lesen. Auch das rote Lesebändchen ist wirklich toll, da verlieren die Kinder keine Zeit mit der Suche nach dem Lesezeichen. Die Schrift ist noch größer, aber schon nicht mehr in einer Anfängerschrift. Mit etwas über 200 Seiten richtet es sich vor allem an Kinder ab der dritten Klasse, die schon echte Leseratten sind, aber natürlich kann man es auch gut vorlesen, durch die Illustrationen, wir die Aufmerksamkeit gut gehalten. Sprachlich ist die Geschichte sehr flüssig und abwechslungsreich, optimal für diese Altersklasse, da ohne schwierige Anglizismen und Fremdwörter. Die Ausstattung des Buches ist sehr liebevoll und wir sehen echtes Potenzial für diese Serie.

Ein gutes Kinderbuch, das sich auch gut zum Verschenken eignet. Wir empfehlen es gerne mit 4 von 5 Sternen weiter.

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