Die Haferhorde 8 – So ein Fohlentheater, Suza Kolb, Nina
Dulleck, Magellan Verlag
Auf dem Blümchenhof wird es nie langweilig, dafür sorgen
schon seine zweibeinigen und vierbeinigen Bewohner, allen voran Superpony
Schoko. Das kleine freche Pony hat stets Unsinn im Kopf und büxt gerne mal aus,
um durch die Felder zu pesen oder Abenteuer zu erleben, wenn
Lieblingszweibeinerin Lotte mal keine Zeit hat. Auch wenn Soko gerade mit
Lotte, dem braven Schecken Keks mit Greta und dem bayrischen Bergpony Toni mit
Reiter Paul mal wieder richtig durch den Wald reiten und den
Donnerheini-Pferden einen Streich spielen kann, ist im Moment nichts mehr wie
bisher. Der ganze Blümchenhof steht Kopf und das nur weil die eitle Stute
Gräfin in den nächsten Tagen ein Fohlen von Hengst Kavalier vom Nachbarhof des
Donnerheinis erwartet. Was soll denn bitteschön so toll an so einem Fohlen
sein? Seine Kumpels Keks und Toni ziehen Schoko schon auf, daß er eifersüchtig
sei, aber doch nicht er, das Schoko-Superpony! Als Kavalier ihm dann noch den
Auftrag gibt, sich gut um sein kleines Fohlen zu kümmern, weil er schlau und
frech ist, da hat er so überhaupt keine Lust dazu und überträgt die Aufgabe dem
braven Keks.
Die Haferhorde erzählt freche Ponygeschichten aus Pony
Sicht, da diese ja sonst von Autoren sträflich vernachlässigt wird. Daher ist
auf dem Inneneinband auch die gesamte tierische Mannschaft des Blümchenhofs von
der beliebten Kinderbuchillustratorin Nina Dulleck wie in einer Ahnengallerie
verewigt. Neben den Pferden und Ponys, dem Hofhund Bruno und seiner Erzrivalin
der Hofkatze Amalie sind sogar die drei zickigen Hühnerdamen Grün, Gelb und
Blau präsentiert, nebst einigen namenlosen Insekten. Dadurch fällt der Einstieg
für Haferhordenneulinge deutlich leichter, auch wenn er sich die Zweibeiner und
deren Verwandtschafts- und Beschäftigungsverhältnisse noch erlesen muß.
Bereits der Einstieg in die Geschichte ist frech und rasant,
merkt man doch, daß Schoko-Superpony vor keinem Spaß zurückscheut und er Keks
und Toni eigentlich ein eingespieltes Team sind, auch wenn sie in Fohlenfragen
nicht einer Meinung sind. Hier ist mal etwas Neues in einem Kinderbuch, ein
Held der nicht sofort dem Kindchenschema des Neugeborenen verfällt. Der
Fohlencharme verfängt bei Schoko nicht. Kein Wunder, die ganze Serie ist ja
eher frech und lustig, als süß und rosa. Dazu passt auch gut das breite
Bayrisch, daß Toni von sich gibt. Wie gut, daß Toni eher etwas mundfaul ist.
Sein Bayrisch ist zwar witzig und für uns eine Herausforderung es richtig
auszusprechen, aber bisweilen brauchten wir Mut zur Lücke! Die Kinder hat es
aber nicht davon abgehalten, sich dennoch am Bayrisch zu probieren. Ansonsten
ist die Sprache aber dem Lesealter angepasst, mit einigen witzigen
Sprachkreationen, passend zu den tierischen Helden wie z.B. „fragten wie aus
einem Maul und Schnabel:“
Ein großes Thema ist hier Schokos Eifersucht auf das kleine
süße Fohlen, ein Thema das gerade große Geschwister gut nachvollziehen können,
aber das auch für Einzelkinder immer wieder eine Rolle spielt. Dennoch wird es
hier nicht mit erhobenen Zeigefinger präsentiert, sondern mit einem kleinen
namenlosen Fohlenmädchen, daß plötzlich verschwunden ist, in ein aufregendes,
kurzweiliges Abenteuer verpackt. Da ist es kein Wunder, daß selbst meine große
Tochter (10 Jahre), eine bekennende Pferdebuch-Hasserin, die freche Haferhorde
mag, seit sie Suza Kolbs Geschichten auf der Leipziger Buchmesse bei einer
Livelesung eine Chance gab.
Mit der Haferhordenreihe kann Nina Dulleck auch so richtig
zeigen was sie kann. Auch wenn es kein Buch für Leseanfänger ist, sondern ab
ca. 8 Jahren/3. Schuljahr, ist es vollfarbig illustriert und zwar nicht nur mit
kleinen Vignetten, wie wir es von ihr in letzter Zeit oft in Kinderbüchern
gesehen haben, sondern mit richtigen Illustrationen von den zwei- und
vierbeinigen Helden und kleinen Deko-Insekten oder –Pflänzchen. Das macht das
Lesen der kurzen Kapitel für junge Leser einfach schöner und man blättert das
Buch auch gerne einfach nur so zwischendurch durch, um sie die hübschen
Illustrationen anzuschauen, bis im Herbst der 9. Band „Süßer die Hufe nie
klingen“ mit den Haferhorden-Weihnachtsponys erscheint.
Zudem möchte ich lobend den umweltbewußten Druck auf säure-
und chlorfrei gebleichtem FSC-zertifiziertem Papier, mit Farben auf
Pflanzenölbasis, Lösungsmittelfreiem Klebstoff, Lacken auf Wasserbasis,
hergestellt in Deutschland hinweisen. Gut, die Zielgruppe nimmt Bücher eher
nicht in den Mund, aber es ist mir in letzter Zeit so oft negativ aufgefallen,
daß einige große, namenhafte deutsche Verlage gerade bei Bilderbüchern nicht
auf Umwelt- und Gesundheitskriterien achten, obwohl die Pappbücher oft
durchgesabbert werden, daß ich auf dieses tolle Vorbild extra hinweisen möchte.
Haferhordenmäßig-stark!
Superponystarke 5 von 5 Sternen!
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