Donnerstag, 6. Juli 2017

Ein unmöglicher Mord – ein Stableford Krimi aus Yorkshire, Rob Reef, Dryas Verlag



Ein unmöglicher Mord – ein Stableford Krimi aus Yorkshire, Rob Reef, Dryas Verlag
In seinem 3. Fall reisen 1938 Literaturprofessor und Kriminalromanautor John Stableford und seine Gemahlin Harriet genannt Harry nach Upper Biggins, um dort ein paar Tage bei Harriets Eltern zu bleiben. Ihr Vater der Vikar von Upper Biggins feiert die Tage seinen 70. Geburtstag und erwartet all seine Töchter zu Besuch. Während Stableford sich in die Tiefen der schwiegerväterlichen Bibliothek vertieft, kommt Harriets jüngste Schwester aufgeregt hereingestürmt. Im Rosenbeet hat sie einen Golfball mit Hakenkreuzsymbol gefunden. Das erstaunt umso mehr, als der Park des anliegenden Anwesens Annandale Grange seit dem Krieg 1916 verwildert. Er wurde damals zum militärischen Sperrgebiet erklärt, weil die Royal Engeneers dort geheime Kriegsforschung betrieben.
Als dann auch noch das fast nie benutzte Telefon im Pfarrhaus klingelt und Dr. Percy Holmes, Psychiater und Stablefords Mitstreiter in seinen bisherigen Ermittlungen, ihn und seine Gattin für den darauffolgenden Tag zum Bankett in Dinnerkleidung einlädt, kennt das Staunen keine Grenzen mehr. Was macht ausgerechnet Percy bei Harriets Kindheitsfreundin Bella und ihrem Vater Sir Edmund Rogis?
Percy erläutert seinem Freund John, dass der Golfplatz von Annandale auf Geheiß des War Office wiederhergestellt wurde. Es soll dort ein streng geheimes und politisch hochbrisantes Golftournier ausgetragen werden, da Adolf Hitler nach dem Verlust des im August 1936 in Baden-Baden ausgetragenen Tourniers um den „Golfpreis der Nationen“, eine Revanche fordert. Während es dem Führer darum geht, die von ihm gestiftete Trophäe „heim ins Reich zu bringen“ ist sich die britische Regierung der brisanten politischen Situation bewusst. Dr. Percy Holmes als geheimer Mitarbeiter des War Office, ist mit der Überwachung des Tourniers unter Ausschluss der Öffentlichkeit betraut und Stableford soll ihm zur Hand gehen. Doch als beim abendlichen Bankett der Gastgeber Sir Edmund unvermittelt zusammenbricht und am nächsten Tag ein Mord vor aller Augen geschieht, der eigentlich unmöglich erscheint, ist Fingerspitzengefühl und Kombinationsgabe gefragt.
Wie bereits in den klassischen englischen Kriminalromanen ermittelt hier kein Kommissar, die Befugnisse und technischen Möglichkeiten sind somit noch beschränkter, als dies 1938 ohnehin der Fall war. Dies macht einen Teil des intellektuellen Reizes aus. Statt mit High-Tech und Wissenschaft ermittelt Stableford mit seinem messerscharfen Verstand, seiner unglaublichen Allgemeinwissen und geht mit seinen sprachlich verklausulierten Spitzfindigkeiten seinen Mitermittlern bisweilen auf die Nerven.
Aber auch die Kombination aus einem Literaturwissenschaftlers, der sich für Kriminalromane begeistert, der von seinem Freund einem Psychiater im Dienste des War Office immer wieder in Ermittlungen hineingezogen wird, ist ein Garant für interessante Gespräche, die den Leser an der kniffeligen Aufklärungsarbeit teilhaben lassen.
Ein wahrer Leckerbissen für Liebhaber klassischer englischer Whudunnits, der durch fundierte Recherche und interessante kleine Details überzeugt. Es war der wirklich beste Krimi, den ich in letzter Zeit gelesen habe.
Rob Reef verzichtet auf dramatische Effekte, es gibt keine Verfolgungsjagden und doch ist dieser Krimi richtig spannend. Man zermartert sich stets das Gehirn, wer es denn wie und warum gewesen sein könnte. Hier ist die Art der Ausführung so schier unglaublich, daß auch Stableford das Motiv und die Möglichkeit außer Acht lässt und sich vor allem auf das „wie“ konzentriert. Bei der Auflösung des „wie“ habe ich mal wieder einiges über damaliges Know-How und Kriegslist gelernt. Diese historisch fundierten Feinheiten mag ich. Aber nicht nur diese. Die Hauptpersonen sind wirklich liebenswert und dabei sind sie nicht mal besonders schrullig oder skurril, man mag sie einfach. Es macht Spaß ihrer persönlichen Entwicklung zu folgen, auch wenn Dr. Holmes Herzensdame Lady Penelope diesmal nur erwähnt wird und nicht selbst Teil der Geschichte ist.
Da es ein Golf-Krimi ist, befindet sich im Anhang auch ein Golf-Glossar, sowie eine sehr hilfreiche Karte mit Lageplan von Annandale. Keine Sorge, dieser Krimi erfordert keine besonderen Golfkenntnisse, auch als Nicht-Golfer kann man ihn lesen und genießen. Versprochen!
Ein feiner, Krimi im klassischen englischen Stil, der kein „Gedöns“ wie der Rheinländer sagen würde, benötigt, um zu überzeugen. Er besticht durch Eleganz und Köpfchen.

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