Tödliches Blau, Ein Oxford Krimi, Katharina M. Mylius, Dryas
Verlag
In diesem 4. Band von Inspectors Heidi Green und Frederick
Collins der Thames Valley Police in Oxford steht alles im Zeichen der
legendären Universitäts-Ruderregattas.
Als Inspector Collins morgens früh zu seiner täglichen
Laufrunde an der Themse aufbrechen will, erhält er einen Anruf von Sergeant
Simmons, der ihm sehr langatmig erklärt, daß sich auf der Themse ein
Ruderunfall ereignet zu haben scheint, er jedoch Spuren am Opfer entdeckt hat,
die gegen einen Unfall sprechen. Die junge Joggerin Kim Burke hat auf ihrer
Laufrunde in der Themse einen leblosen Körper entdeckt und an Land gezogen. Als
er und seine Kollegin Heidi Green an der Fundstelle nahe der
Universitätsbootshäuser eintreffen, müssen sie ihrem eifrigen jungen Kollegen
zustimmen. Das Auffälligste ist jedoch die Identität des Opfers, es ist der
Coach der Ruderteams, auf dem nach der letzten erfolgreichen Saison nun alle
Hoffnungen ruhten, um den Ruhm der traditionsreichen Universitätsstadt zu
mehren. Mit seiner harschen Art und seiner erbarmungslosen Disziplin hatte
Coach Marcus Hind nicht nur Freunde. Sowohl diejenigen, die er für die
Ruderteams nicht berücksichtigt hat, als auch seine Familienangehörigen haben
ihre Gründe, ihn nicht nur in guter Erinnerung zu behalten. Bei der Vielzahl
der Verdächtigen kommt einiges an Arbeit auf Collins und Green zu, dabei steht
das Wochenende vor der Tür und sie haben ja auch noch ein Privatleben….
Dieser klassische englische Kriminalroman besticht schon zu
Beginn mit seiner gründlichen Recherche. Es macht sich sofort bemerkbar, daß
die junge Autorin (Jahrgang 1981) einige Zeit in Oxford lebte und arbeitete.
Der spezielle Geist der traditionsreichen Universitätsstadt durchströmt jede
Seite. Neben atmosphärischen Einblicken in die besondere Architektur der
Colleges, die vielen Grünflächen des Ortes und die kleinen Straßen und Pubs,
lernt man aber auch die Bedeutung der Disziplin und des Corpsgeistes der
Elite-Universitätssportmannschaften kennen. Man liest von dem enormen Druck die
geforderten Leistungen zu erbringen, da andernfalls auch das Stipendium und
sogar der Studienplatz in Gefahr sind. Am Ende der Geschichte findet sich ein
Plan der Stadt, zur besseren Orientierung der Leser, die die Stadt nicht so gut
kennen.
Mit diesem Leistungsdruck gehen die Studenten sehr
unterschiedlich um. Die attraktive Josie Edwards, setzt auf ihr Sexappeal, um
ihre Ziele zu erreichen und trotz der Ablehnung für die Hauptrudermannschaft
ihr Ziel des begehrten Oxfordabschlusses zu erreichen. Hannah Hind die Tochter
des Toten, hat über sportliche Erfolge versucht die Aufmerksamkeit ihres Vaters
zu sichern. Carl Morgan, der eigentliche Superstar des Ruderteams steht so
unter Anspannung, daß ihm bei den Rennen unmögliche Fehler unterlaufen, die
Oxford den Saisonsieg kosten könnten. Auch die übrigen Abgelehnten für das
Hauptteam Ian Harding und Ryan Ross verhalten sich nicht ganz unauffällig, da
ihre Aussagen sich bisweilen sehr widersprechen.
Doch auch der Co-Trainer Kirkwood hätte ein Motiv, da er,
der bislang nicht durch übergroßen Arbeitseifer auffiel, nun erstmal die
Position als Cheftrainer einnimmt, die er ansonsten nie erhalten hätte.
Zu ärgerlich auch, daß alle Mitglieder im Development Camp
und in den Rudermannschaften, die gleichen Turnschuhe gestellt bekommen und die
männlichen Ruderer fast alle Schuhgröße 44 tragen. Da helfen die Spuren im
Matsch in der Nähe des Fundortes wenig.
Während Collins und Green das Gefühl haben, daß mit jedem
neuen Hinweis und jeder neuen Aussage, sich eine Frage löst, aber zwei neue
sich stellen, steht ihr Privatleben nicht still. Wie soll Heidi Green es bei
all der Arbeit am Sonntag mit ihrem Mann und den Zwillingen Ann und Max zu der
Geburtstagsparty im Indoorspielcenter schaffen? Frederick Collins hingegen
hofft und bangt auf eine Nachricht seiner Angebeteten, der er doch schon am
Mittwoch eine Nachricht schickte und nun verstreichen die Tage, ohne Reaktion
von ihr…. Die impulsive Heidi, die mit ihrem Fahrstil Collins regelmäßig den
Schweiß auf die Stirn treibt und der intellektuelle Liverpooler sind ein tolles
Team, die man einfach mögen muß. Mehr zu ihren Charakteren in der am 17.7.17
folgenden Blogtour.
Die Kombination aus dem traditionellen Oxford-Flair, den
kniffligen Ermittlungen und dem wohlportionierten Einblick in das Privatleben
der Ermittler hat mir wirklich gefallen. Wobei eines meiner Highlights neben
den Hintergrundinfos zur legendären Unistadt der redselige und neugierige
Sergeant Simmons ist. Die Arbeitslast scheint ihn zu erdrücken, alle besonders
zeitintensiven Aufgaben scheint er erledigen zu müssen, aber irgendwie hört ihm
keiner so richtig zu.
Ein wirklich guter Krimi, der sich kurzweilig liest und in
dem nicht jeder das ist, was er zu sein scheint.
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