Freitag, 17. Februar 2017

Wenn meine Haare lang wachsen, Hoko Takadono



Wenn meine Haare lang wachsen, Hoko Takadono, Edition Bracklo
Hana sitzt mit ihren Freundinnen Mari und Emi im Garten und trinkt Tee. Mari und Emi haben lange Haare, dafür besitzt Hana unbändige Phantasie. Sie erzählt ihren Freundinnen, daß sie ihre Haare gaaaaaanz lang wachsen läßt, wie lang und was sie dann macht, schildert sie so bildlich, daß die anfänglichen schwarz-weiß Zeichnungen nun richtig bunt und farbenfroh werden. So kann Hana sich in ihre Haare einwickeln und in diese eingewickelt wie in einem Kokon auf einem Baum schlafen, oder ihre Zöpfe zwischen zwei Bäume spannen und Wäsche daran trocknen.
Hana’s Ideen sind sehr witzig und so hanebüchen, daß man die Faszination der Autorin Hoko Takadono für Pippi Langstrumpf verspürt.
Meine älteste Tochter Johanna (9,5 Jahre) las das Buch selbst und kicherte ständig vor sich hin und rief mich, weil ich mir die Bilder unbedingt anschauen mußte! Unbedingt!
Der Kleinen las ich das Buch vor, um die Wartezeit auf ihre Freundin zu verkürzen und als diese kam, fingen wir noch mal von vorne an. Franziska (2. Klasse) und Lisa (1. Schuljahr) hörten gebannt zu und betrachteten auch neugierig die Bilder. Je älter die Mädchen waren, desto witziger fanden sie das Buch, weil sie begriffen, daß Hana’s Phantasien natürlich unsinnig sind, aber eben ein herrlicher Unsinn, wunderbar um zu träumen. Hana versteht es mit ihrer Phantasie das Beste aus ihrer Situation zu machen und ihr kurzes Haar mit ihren Träumen zu etwas werden zu lassen, was jedes Mädchen gerne hätte. Sie nimmt ihre Freundinnen mit auf eine Reise in die Welt der Phantasie und wird von ihnen dafür geliebt und nicht verspottet, denn Hana steht dazu und zu sich.
Die Illustrationen sind teilweise farbig, teilweise wirken sie wie schwarz-weiße Tuschezeichnungen. Während die Teeparty im Garten schlicht gehalten ist, ist die Welt der Phantasie bunt und voller Details. Auch wechselt das Format bisweilen vom Querformat auf das Hochformat, weil die Haare sooooo lang sind, daß sonst der Platz nicht reicht. Daher muß man das Buch drehen, um Hana’s Haare in ihrer vollen Pracht bewundern zu können. Ein schöner Einfall!
Die Namen werden zwar etwas anders geschrieben als bei uns, aber sind unseren so angenähert, daß es für die Kinder keine Distanz schafft. Die Illustrationen sind ungewöhnlich, wirken aber irgendwie auch universell – anders aber nicht fremd. Sie erinnern mich etwas an den Illustrationsstil der alten Erich Kästner Bücher meines Vaters. Diese Ähnlichkeit kann durchaus gewollt sein, da Erich Kästner die Autorin mindestens ebenso sehr beeinflusste wie Astrid Lindren. An Erich Kästner schrieb sie sogar mal einen Brief, den dieser auch beantwortete.
Dieses liebevoll gestaltete Buch ist sehr solide verarbeitet und wird, was gut ist, da es sicher noch häufiger gelesen wird. Der Text ist kurz und gut lesbar gedruckt, das empfinden die Kinder als Spaß und nicht als Arbeit.
Meinen Testleserinnen hat das Buch sehr gut gefallen, allerdings sind sie ganz zufrieden, daß ihre Haare nicht ganz so lang sind, wenn auch länger als Hana’s echtes Haar!

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