Sklaven für den Kalifen, von Manfred Lenz, BoD
Ein historischer Roman, der durch Sklavenschicksale viele
Länder und Kulturräume durchreist.
Gegen 980 n. Chr. Lebt die Slawin Malina mit ihrem Vater und
ihren 2 Brüdern in Spandau. Durch die deutschen Besatzer aus der Brandenburg,
wurde ihr Vater zum Pflegefall, ihrer großer Bruder Myslaw (ein Fährmann wie
zuvor sein Vater) haßt seither die Deutschen umso leidenschaftlicher. Als
Familienoberhaupt, versagt er derzeit seiner jüngeren Schwester die Ehe. Als
die drei Geschwister unterwegs zu einer Hochzeit sind, werden sie von
Sklavenhändlern gefangen. Der Deutschslawe Heinrich, selbst ein Christ, will
Malina helfen und wird mitgefangen. Obwohl Christen nicht in die Sklaverei
verkauft werden dürfen, ereilt ihn das gleiche Schicksal. Myslaw will von all
dem Engagement Heinrichs nichts wissen und verbietet jeden Kontakt, selbst
noch, als Heinrich sich für den kleinen Bruder Jablo einsetzt. Malina sieht in
Heinrich mehr als nur einen Deutschen. Als sie am Ziel der beschwerlichen Reise
in Cordoba, zur Zeit der maurischen Herrschaft, an den gleichen Herren verkauft
werden, scheinen sie sich endlich näher kommen zu können. Das Schicksal schickt
Heinrich mit seinem Herren, einen gutherzigen und gerechten Mann, jedoch auf
eine lange und gefährliche Handelsreise durch die Sahara.
Zwei Liebende die immer wieder getrennt werden und deren
Liebe sämtliche Entbehrungen nichts anzuhaben scheint. Klingt etwas nach Romeo
und Julia, doch das waren Kinder aus reichem Hause. Das Schicksal der Sklaven
war ein völlig anderes. Sklaven waren ihren Herren auf Gedeih und Verderb
ausgeliefert. Der Charakter des Herren entschied über die Lebenserwartung und
die Lebensqualität des Sklaven. Das Buch reizte mich, weil mir auffiel, daß ich
zwar Onkel Toms Hütte gelesen haben, aber es ja auch schon früher Sklaven gab.
Wo die Sklaven in den Harems in 1000 und einer Nacht herkamen, darüber habe ich
nie nachgedacht. Höchste Zeit das zu ändern! Aber außer die Sklavenströme der
Ungläubigen quer durch Europa habe ich auch viel über das maurische Erbe
Andalusiens gelernt und die mentale Spaltung Spaniens, die wohl in dieser
Epoche mitbegründet liegt, ebenso wie die sprachlichen Differenzen des Landes.
(Ich spreche kein Spanisch, aber Spanier haben mir glaubhaft versichert, daß
Katalan und Spanisch völlig verschiedene Sprachen seien und überhaupt! Sich mit
Andalusiern und Katalanen sich nicht auszukennen…. Tja, mein Versuch diese
Bildungslücke zu stopfen, endete in einem Aufenthalt in Brighton, aber das ist
eine andere Geschichte). Wie gesagt, zu Spanien habe ich keinen großen Bezug
bislang, aber ich fand es sehr interessant mehr über das maurische Erbe mit
seinem Wissendrang und seiner hohen kulturellen Entwicklung zu erfahren. Ebenso
das damals ziemlich friedliche Nebeneinander der Religionen in dieser Kultur
fand ich faszinierend.
Die Reise durch Frankreich fand ich schon deutlich
vertrauter, wobei ich auch hier einiges Neues gelernt habe. Das Schicksal der
Sklavinnen aus Koblenz und Köln lies mich während des Lesens dann auch nicht
unberührt. Es bleibt das Gefühl, es hätte fast jeden damals treffen können,
wenn man Pech hatte und zur falschen Zeit am falschen Ort war. Trifft auf
heutige Gefahrensituationen allerdings auch noch zu.
Die Beschreibungen waren sehr anschaulich. Einigen in der
Leserunden waren sie zu ausführlich, aber das ist natürlich eine
Geschmacksfrage. Ich fand es vor allem zu Beginn eines der 6 Teile des Buches sehr irritierend, wenn
diese über viele Seiten überhaupt nicht die Hauptpersonen erwähnten. Natürlich
kam die Geschichte zum Ende des Teils wieder auf das Schicksal von Malina und
Heinrich zurück, diese Erzählexkursion schuf für mich jedoch eine unnötige
Distanz zu den Hauptdarstellern. Besonders Malina gegenüber war ich oft
zwiegespalten gegenüber, während ihr Bruder Myslaw, ebenso wie Qasim, der
mißratende Sohn des Herren der zwei Liebenden, ganz klar die Schurkenrollen für
mich besetzten. Heinrich hingegen ist ein wahrer Held mit Anschmachtqualitäten
für seine Treue, Loyalität, Aufrichtigkeit, Mut und und und. Da fallen mir
überhaupt keine negativen Eigenschaften ein.
Trotz der vielen zum Teil sehr fremdländischen Namen kann
man der Handlung gut folgen. Beim Höhepunkt gegen Ende, hatte ich etwas
Schwierigkeiten die ganzen slawischen Namen zu zuordnen, aber für die
wichtigsten Personen war es kein Problem. Ob es nachher mal ein Böttcher oder
Gerber war, war dann nicht mehr entscheidend.
Der Höhepunkt gipfelte dann auch in einem verdienten Ende,
eines Helden würdig, in einer zu den Charakteren entsprechend schlüssigen Weise.
Es schließt sich quasi der Kreis der erzählten Geschichte.
Der Epilog zum Schluß vertiefte das Wohlgefühl zwar nicht,
stellte allerdings noch einiges geschichtliche klar, so daß zumindest
historisch bei mir keine Fragen offen blieben.
Dem Epilog schließt sich dann noch ein Glossar mit einigen
nützlichen Informationen an, die das Ganze für mich abrundeten. Gerade für
Leser, die nicht auf historische Romane spezialisiert sind, ist so ein Glossar
äußerst hilfreich.
Ein wirklich gutes, interessantes und aufschlußreiches Buch,
daß ich gerne mit 4 von 5 Sternen empfehle.
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