Herzschuss – Jedes Verbrechen hat seine Geschichte, Andreas Föhr,
gelesen von Michael Schwarzmaier, Argon Verlag, 1 MP3, ca. 8 Std. Lesefassung
Der 10. Fall für Wallner & Kreuthner: Der brave Kommissar
Clemens Wallner nimmt sich einen Tag frei, um mit seiner Kollegin kurz vor
Weihnachten Ski zu fahren. Doch sie werden verfolgt und als Wallner den
Verfolger stellt, erhält er einen Zettel mit Koordinaten, die sie zu einer
versteckten Leiche auf einer einsamen Baustelle führt. Noch während sie die
Spurensicherung alarmieren taucht Kreuthner am Tatort auf. Während alle noch
über die Identität grübeln, weiß Leo sofort wer es ist: Philipp Gansel,
Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses und Ehemann seiner ersten großen Liebe.
Dass es ein hohes Tier ist, macht den Fall umso brisanter für die neue
attraktive Kripochefin Karla Tiedemann. Zu dumm nur, dass anfangs alles auf
einen Verdächtigen hindeutet, gegen den auch Haftbefehl erlassen wird: Leo
Kreuthner. Dem traut Wallner ja so einiges zu, aber wenn der den Gansel auf dem
Gewissen hätte, wäre er anders vorgegangen! Leo ist bewusst, dass es für
Polizisten in Haft nichts zu Lachen gibt und so kommt er dort natürlich nie an.
Allerdings traut sich auch keiner seiner Spezl ihm Unterschlupf zu gewähren,
bis auf einen... Außer ihm selbst ist keiner so erpicht auf eine schnelle
Aufklärung des Falles, doch der ist echt verzwickt!
Dies ist der 10. Fall und auch ich kenne noch nicht alle Abenteuer
dieses eigenwilligen Gespanns. Wer gerne einsteigen möchte, ohne alle 9 Fälle
zuvor zu hören, dem empfehle ich mit Fall 5 (wie alles begann) und dann Fall 2
(wie Wallner seine Frau kennenlernte und die Lintingers) einzusteigen. Diese
zwei sind eigentlich wie Feuer und Wasser und der ständig frierende, gesetzestreue,
loyale Kriminaler Clemens Wallner ist das krasse Gegenteil des selbst
kleinkriminellen, ausgefuchsten Anarchisten Leo Kreuthner von der
Schutzpolizei. Aber gerade weil sie so konträr sind, ergänzen sie sich optimal.
Wo Wallner strikt nach Vorschrift vorgeht, pfeift der Leo drauf und nutzt gerne
mal seine zwielichtigen Kontakte. Zu Wallners inzwischen 91 jährigen Großvater
Manfred hat er einen besonders guten Draht, die zwei sind aus dem gleichen Holz
und bringen Wallner immer mal wieder an seine Grenzen. Gemeinsam sind sie aber
unschlagbar, denn die absurden Aktionen von Manfred und Leo und ihren Spezis
sind oft genug unerlässlich für die Aufklärung der Fälle und dabei unglaublich
amüsant und herrlich schräg. Dieser Fall spielt im Dezember, klar dass Wallner
da ständig friert und seine typische Daunenjacke kaum auszieht, inzwischen
trägt er immerhin ein dunkelblaues Modell – noch. Ich liebe diesen running-gag
um den ständig fröstelnden oberbayrischen Ermittler. Ebenso scheinbar
gegensätzlich sind hier die Welten die aufeinandertreffen. Geldadel und Politik
auf der einen Seite und Rotlichtmilieu, Kleinkriminelle und Punks auf der
anderen Seite. Leo Kreuthner wandelt selbstverständlich traumwandlerisch
zwischen beiden Welten hin und her. Ein absolutes Highlight war für mich auch
tatsächlich Leos und Manfreds Auftritt bei Münchens Schickeria. Neben dem
bisweilen etwas derberen, hemdsärmligeren Humor von Leo und Manfred, der
manchmal auch schon Slapstick Qualitäten hat, gesellen sich auch ironische und
trockenere Töne dank Clemens und Karla. Gerade diese Mischung gefällt mit, die
zu einem vertrackten Fall hinzu kommt, dessen Ursprung bereits 10 oder 30 Jahre
zurück liegen könnte... Was mir auch ganz besonders gut gefällt ist, dass
Andreas Föhr ordentlich recherchiert. Er ist zwar Volljurist, allerdings kein
Strafrechtler sondern Medienrechtler (das sind deutliche Unterschiede,
ernsthaft) und so finde ich es absolut wohltuend, dass das gesamte Drumherum um
den Fall einfach stimmt. So mag ich einfach die Sticheleien und Rangeleien um
Kompetenzen, wenn Staatsanwalt Tischler noch mal betonen muss, dass er ja die
Ermittlungen leitet, obwohl de facto, es an Wallner hängt... die Arbeit, das
Risiko und für Tischler der Ruhm, es sei denn Karla gönnt es ihm nicht...
Michael Scharzmaier spricht bisher alle 10 Fälle, was ich super
finde. Ich mag es, wenn ich mit einer Reihe eine feste Stimme verbinde. Er
schafft es ganz herrlich, sowohl die urigen Bayern Leo und Manfred absolut
authentisch, als auch verständlich zu sprechen. Das ist für mich als
Rheinländerin nicht selbstverständlich, aber gerade wenn es nur auf die Sprache
drauf ankommt, extrem wichtig. Er kann aber auch Hochdeutsch, wie dies bei
Clemens und Staatsanwalt Tischler ebenso erforderlich ist, wie die osteuropäischen
Akzente der Tabledancerinnen und der Rotlichtgrößen. Mit seiner
wandlungsfähigen Stimme lässt er wirklich die Figuren zum Leben erwachen.
Kerniger neuer Fall für Wallner und Kreuthner, absolut hörenswert.
Hier findet Ihr eine Hörprobe:
https://www.argon-verlag.de/hoerbuch/foehr-herzschuss-2008017/
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