Im Schatten des Fuchsmondes, Antje Babendererde, gelesen von Diana
Müller & Jonas Minthe, Goya Libre, 1 MP3 ca. 9 h
Eigentlich wollte Lia den Sommer mit ihrer amerikanischen
Modellmutter und ihrer jüngeren Schwester Kelsi bei ihren Großeltern in
Kalifornien verbringen, doch ein Waldbrand hat ihre Großeltern obdachlos
gemacht. Ihre Mutter fliegt alleine dorthin, um alles zu regeln. Während Kelsi
verzweifelt, ist Lia glücklich nun den Sommer an ihrem Lieblingsort verbringen
zu dürfen: Badfearna, dem Stammsitz ihres Clans in den Highlands mit rauen
Wäldern, tiefen Seen und jeder Menge Wildnis! Sie hatte von Kleinauf davon
geträumt dort eines Tages gemeinsam mit Struan, dem Sohn des Wildhüters die
Geschicke zu lenken. Seit sie sich Halloween geküsst hat, ist sie entschlossen,
ihm ihr erstes Mal zu schenken. Doch es kommt anders. Struan macht woanders ein
Praktikum und statt ihm findet sie am Ufer des Sees Finn vor. Der verschlossene
Junge mit den Tatoos und dem Glasgower Akzent macht sie gleichzeitig wütend,
weil er keine Ahnung von der Verantwortung eines solch großen Landsitzes hat,
dafür aber jede Menge Vorurteile und lässt gleichzeitig ihr Herz höher
schlagen. Doch was macht er hier? Ist er wirklich der Neffe des Wildhüters oder
versteckt er sich vor einem dunklen
Geheimnis? Lia ist hin- und hergerissen.
Triggerwarnung: in dieser Geschichte wird sexueller Missbrauch
thematisiert. Das erfolgt für mein Empfinden einfühlsam, kann dennoch
insbesondere bei Betroffenen unerwartete Gefühle auslösen. Ich bitte dies zu
bedenken. Was ich ausgesprochen gut finde ist, dass mehrfach darauf eingegangen
wird, dass die Opfer sich schuldig fühlen und überlegen, was sie falsch gemacht
haben, oder hätten ändern können. Das ist ganz typisch, es wird aber ebenso
klar gemacht, dass die Opfer keine Schuld trifft, sondern einzig und allein die
Täter. Weitere Problemfelder die angesprochen werden, allerdings keiner
Triggerwarnung bedürfen sind Homosexualität und Coming-Out, die auch heute noch
zu Ablehnung und Unverständnis durch die Umgebung führen können, auch wenn es
heute nicht mehr strafbar ist. Dennoch sind enttäuschte Erwartungen und Träume
gerade von Elternteilen, eine häufige und verletzende Reaktion. Nicht weniger
problematisch die die Gefährdung des Ökosystems der Highlands, dieser kargen,
dünnbesiedelten Gegend. Dort ein einträgliches Auskommen zu finden ist nicht so
einfach und so steht die Lodge von Lias Familie sowie deren Ländereien ständig
am finanziellen Abgrund. Doch kann die Organisation von Wildtierjagden eine
Lösung sein? Wo verlaufen die Grenzen zwischen verantwortungsvoller
Wildtierpflege, die zum Erhalt der Art und zur Vermeidung von Überpopulationen
schwache und überzählige Tiere abschießen und brutaler Tierquälerei aus Spaß am
Töten? Vegetarier Finn und Wildhüterin in spe Lia liefern sich hier so einige
aufschlussreiche Wortgefechte. Glücklicherweise schmachten sich die beiden
nicht nur an, um anschließend zwischen den Laken zu versinken, sie versuchen
ehrlich einander kennen zu lernen und zu verstehen, auch wenn es offensichtlich
ist, dass Lias Vater gegen diese Verbindung ist. Es beginnt als Bad Boy Romance
und ich bekenne, dass ich keine Bad Boys mag, denn die Wahrscheinlichkeit, dass
sie durch die Liebe gerettet werden, ist minimal. In jungen Jahren sind die
Chancen allerdings besser. Daher war ich anfangs nicht so begeistert, dass Lia
sich ausgerechnet in Finn verlieben musste, der offensichtlich vor den
Konsequenzen einer brutalen Tat auf der Flucht ist. Nach und nach erfahren
nicht nur die Hörerinnen, sondern auch Finn selbst, was damals wirklich
geschehen ist. Auch wenn ich definitiv nicht auf Tätowierungen stehe, kann ich
Finns innere Kämpfe und Nöte verstehen und all das Leid, dass er schon in
jungen Jahren erlebte, als er in armen Verhältnissen, ohne Vater aufwuchs. Denn
seinen Vater nicht zu kennen, ist eine Sache, wenn dann aber noch die eigene
Mutter ernsthaft erkrankt, wird ein für einen jungen Menschen
existenzbedrohend. Ja, ich gestehe, der junge „Bad Boy wider Willen“ ist mir
ans Herz gewachsen, ebenso wie Lia und ihre Familie und viele derer, die auf
dem Landsitz arbeiten. Sehr sensibel gelingt es Antje Babendererde die Gefühle
und Problematiken miteinander zu verbinden, ohne die Geschichte damit zu
erdrücken.
Gesprochen wird diese von inneren Dämonen geplagte
Highland-Romanze von Diana Müller und Jonas Minthe die insbesondere die 2
Titelhelden Lia und Finn personifizieren. Diana Müller klingt so jung und
frisch, wie die fast 17-jährige Lia, mit viel Gefühl, Herz, aber auch Lebensfreude.
Jonas Minthe gibt einen überzeugenden jungen, zerrissenen Helden, der vor sich
hin brütend, zwischen seinem düsteren Geheimnis und der Anziehung der
naturverbunden, sensiblen Lia hin- und her schwankend. Beide ergänzen sich
optimal und verkörpern absolut glaubhaft diese erste Liebe, die nicht sein
soll.
Ein sensibles Jugendhörbuch, dass Herzen höherschlagen lässt, aber
auch zum Nachdenken anregt. Eine gelungene Mischung!
Ganz herzlichen Dank an den Jumbo Verlag für mein wildes
Hörexemplar!
Hier findet Ihr eine Hörprobe:
https://www.jumboverlag.de/im-schatten-des-fuchsmondes/index.php?cNG=540d887c-f20c-11ea-948b-001c42406321&productId=3417&f=true&lId=9&cdId=66&backToShop=true
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