Freitag, 23. Dezember 2022

Im Schatten des Fuchsmondes, Antje Babendererde, gelesen von Diana Müller & Jonas Minthe, Goya Libre, 1 MP3 ca. 9 h

 

Im Schatten des Fuchsmondes, Antje Babendererde, gelesen von Diana Müller & Jonas Minthe, Goya Libre, 1 MP3 ca. 9 h

 

Eigentlich wollte Lia den Sommer mit ihrer amerikanischen Modellmutter und ihrer jüngeren Schwester Kelsi bei ihren Großeltern in Kalifornien verbringen, doch ein Waldbrand hat ihre Großeltern obdachlos gemacht. Ihre Mutter fliegt alleine dorthin, um alles zu regeln. Während Kelsi verzweifelt, ist Lia glücklich nun den Sommer an ihrem Lieblingsort verbringen zu dürfen: Badfearna, dem Stammsitz ihres Clans in den Highlands mit rauen Wäldern, tiefen Seen und jeder Menge Wildnis! Sie hatte von Kleinauf davon geträumt dort eines Tages gemeinsam mit Struan, dem Sohn des Wildhüters die Geschicke zu lenken. Seit sie sich Halloween geküsst hat, ist sie entschlossen, ihm ihr erstes Mal zu schenken. Doch es kommt anders. Struan macht woanders ein Praktikum und statt ihm findet sie am Ufer des Sees Finn vor. Der verschlossene Junge mit den Tatoos und dem Glasgower Akzent macht sie gleichzeitig wütend, weil er keine Ahnung von der Verantwortung eines solch großen Landsitzes hat, dafür aber jede Menge Vorurteile und lässt gleichzeitig ihr Herz höher schlagen. Doch was macht er hier? Ist er wirklich der Neffe des Wildhüters oder versteckt er sich vor einem dunklen

Geheimnis? Lia ist hin- und hergerissen.

Triggerwarnung: in dieser Geschichte wird sexueller Missbrauch thematisiert. Das erfolgt für mein Empfinden einfühlsam, kann dennoch insbesondere bei Betroffenen unerwartete Gefühle auslösen. Ich bitte dies zu bedenken. Was ich ausgesprochen gut finde ist, dass mehrfach darauf eingegangen wird, dass die Opfer sich schuldig fühlen und überlegen, was sie falsch gemacht haben, oder hätten ändern können. Das ist ganz typisch, es wird aber ebenso klar gemacht, dass die Opfer keine Schuld trifft, sondern einzig und allein die Täter. Weitere Problemfelder die angesprochen werden, allerdings keiner Triggerwarnung bedürfen sind Homosexualität und Coming-Out, die auch heute noch zu Ablehnung und Unverständnis durch die Umgebung führen können, auch wenn es heute nicht mehr strafbar ist. Dennoch sind enttäuschte Erwartungen und Träume gerade von Elternteilen, eine häufige und verletzende Reaktion. Nicht weniger problematisch die die Gefährdung des Ökosystems der Highlands, dieser kargen, dünnbesiedelten Gegend. Dort ein einträgliches Auskommen zu finden ist nicht so einfach und so steht die Lodge von Lias Familie sowie deren Ländereien ständig am finanziellen Abgrund. Doch kann die Organisation von Wildtierjagden eine Lösung sein? Wo verlaufen die Grenzen zwischen verantwortungsvoller Wildtierpflege, die zum Erhalt der Art und zur Vermeidung von Überpopulationen schwache und überzählige Tiere abschießen und brutaler Tierquälerei aus Spaß am Töten? Vegetarier Finn und Wildhüterin in spe Lia liefern sich hier so einige aufschlussreiche Wortgefechte. Glücklicherweise schmachten sich die beiden nicht nur an, um anschließend zwischen den Laken zu versinken, sie versuchen ehrlich einander kennen zu lernen und zu verstehen, auch wenn es offensichtlich ist, dass Lias Vater gegen diese Verbindung ist. Es beginnt als Bad Boy Romance und ich bekenne, dass ich keine Bad Boys mag, denn die Wahrscheinlichkeit, dass sie durch die Liebe gerettet werden, ist minimal. In jungen Jahren sind die Chancen allerdings besser. Daher war ich anfangs nicht so begeistert, dass Lia sich ausgerechnet in Finn verlieben musste, der offensichtlich vor den Konsequenzen einer brutalen Tat auf der Flucht ist. Nach und nach erfahren nicht nur die Hörerinnen, sondern auch Finn selbst, was damals wirklich geschehen ist. Auch wenn ich definitiv nicht auf Tätowierungen stehe, kann ich Finns innere Kämpfe und Nöte verstehen und all das Leid, dass er schon in jungen Jahren erlebte, als er in armen Verhältnissen, ohne Vater aufwuchs. Denn seinen Vater nicht zu kennen, ist eine Sache, wenn dann aber noch die eigene Mutter ernsthaft erkrankt, wird ein für einen jungen Menschen existenzbedrohend. Ja, ich gestehe, der junge „Bad Boy wider Willen“ ist mir ans Herz gewachsen, ebenso wie Lia und ihre Familie und viele derer, die auf dem Landsitz arbeiten. Sehr sensibel gelingt es Antje Babendererde die Gefühle und Problematiken miteinander zu verbinden, ohne die Geschichte damit zu erdrücken.

 

Gesprochen wird diese von inneren Dämonen geplagte Highland-Romanze von Diana Müller und Jonas Minthe die insbesondere die 2 Titelhelden Lia und Finn personifizieren. Diana Müller klingt so jung und frisch, wie die fast 17-jährige Lia, mit viel Gefühl, Herz, aber auch Lebensfreude. Jonas Minthe gibt einen überzeugenden jungen, zerrissenen Helden, der vor sich hin brütend, zwischen seinem düsteren Geheimnis und der Anziehung der naturverbunden, sensiblen Lia hin- und her schwankend. Beide ergänzen sich optimal und verkörpern absolut glaubhaft diese erste Liebe, die nicht sein soll.

 

Ein sensibles Jugendhörbuch, dass Herzen höherschlagen lässt, aber auch zum Nachdenken anregt. Eine gelungene Mischung!

 

Ganz herzlichen Dank an den Jumbo Verlag für mein wildes Hörexemplar!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.jumboverlag.de/im-schatten-des-fuchsmondes/index.php?cNG=540d887c-f20c-11ea-948b-001c42406321&productId=3417&f=true&lId=9&cdId=66&backToShop=true

 

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