Freitag, 24. Juni 2022

U-Turn – Irgendwann kommt jeder an, Jo Schuttwolf, Autorenlesung, Earlybird, 3 h 53 min.

U-Turn – Irgendwann kommt jeder an, Jo Schuttwolf, Autorenlesung, Earlybird, 3 h 53 min.

 

Tom war einst erfolgreicher Banker, denn das ist ja ein sicherer und lukrativer Job, dachte er. Aber mit der Kündigung und Abfindung musste er erkennen, dass es keine Gewissheiten gibt. Nun mimt er den Hausmann, während Annette Karriere macht und für ihn nicht mehr viel mehr als Mitleid übrig hat. Doch eines Morgens, als er eigentlich nur mit seiner Vespa in den Elektronikmarkt fahren will, um einen neuen großen Fernseher zu kaufen, dieser aber geschlossen ist, überkommen ihn Erinnerungen. Er denkt an die Sommer seiner Jugend im Ferienhaus seiner Eltern in Andalusien und beschließt spontan mit der Vespa dorthin zu fahren. Auch Andy, einen sexbessenen, selbstverliebten Werbeheini zieht es dorthin, da er vom Dreh seines sensationellen Western träumt, als Werbespot für Bohnensuppe. Während sich die Location als ideal erweist, gibt es ansonsten aber so einige Komplikationen. Für Biologistudentin Juana ist dieses halb verfallene Filmkulissendorf eher eine schlechte Erinnerung. Ihr Vater ist dort das Faktotum und ihrer Meinung tut es ihm nicht gut. Während sie von einem Flug mit den Raubvögeln träumt, träumt ihr Vater davon, dass diese Westernstadt zu neuem Ruhm erblüht. Als sich ihre Wege kreuzen, verändert sich ihr Leben für immer.

Als Krimi- und Kinderbuchleserin war ich die recht unverblümte Sprache anfangs schon gar nicht mehr gewöhnt. Werbefutzi Andy fand ich ziemlich abstoßend und auch Tom konnte mit seiner Planlosigkeit nur wenig Sympathie von mir erwarten. Ganz anders die ernste und besonnene Juana, die einen großen Traum verfolgt, der an äußeren Zwängen zu zerbrechen droht. Dennoch fand ich die Idee mit der Vespa bis nach Andalusien zu fahren schräg genug, selbst wenn Mannheim schon recht nah an Frankreich lieb, um mich neugierig zu machen. Tom lernt auf diesem Roadtrip sich und seine Grenzen völlig neu kennen. Ich denke, dass er sich endlich selbst wieder spürt, das Leben in sich und die Freiheit. Er lässt zu was ihm passiert und dennoch ist es nicht einfach ein sich- treiben-lassen, denn er hat ganz klar ein Ziel vor Augen. Wie bei einem Roadmovie ist der Weg das Ziel. Juana fühlt sich eher gefangen an einem Ort, mit wenig Aussicht auf die Freiheit der Lüfte, doch auch für sie gilt, dass das Leben bisweilen merkwürdige Wege einschlägt, man muss sie einfach nur zulassen! Tja, Andy, ihm passiert so einiges, auch wenn er nicht immer bei klarem Verstand ist, bei dem was er tut. Allzu oft zugedröhnt, oder mit dem Geschlechtsteil denkend, statt mit seinem nur seltenen klaren Hirn. Für mich ein ganz klar abschreckendes Beispiel, aber er bringt eine ganz eigene Note in diesen völlig planlosen Trip.

Jo Schuttwolf liest sein Werk selbst. Ich bin nur bedingt ein Fan von Autorenlesungen. Klar kennt niemand ihre Geschichte so gut, wie sie selbst, aber heißt das auch gleich, dass sie gute Sprecher sind? In diesem Fall zum Glück ja. Er spricht klar und lebendig und seine Stimmfarbe passt sehr gut zu seinem Hauptprotagonisten, ohne für die übrigen unpassend zu sein. Sie trägt sie Story wirklich mit, so dass ich denke, dass die Hörversion definitiv ein Gewinn gegenüber dem Buch ist.

Leider ist das Ende ziemlich offen, aber wie man an Toms Reise schon sieht, es kommt ja eh alles anders als geplant, selbst wenn sich ein Ende abzeichnen würde, wäre dies keine Garantie dafür, dass es auch so einträfe!

Ganz herzlichen Dank an Jo Schuttwolf für mein Hörexemplar, dass mich in ferne Gegenden mitnahm, auf Abenteuer, die mir wohl eher nicht passieren werden. Doch wer weiß, was das Leben bringt?

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