Montag, 3. Januar 2022

Die tote Krabbenkönigin, Klusskamps 1. Fall, Lotte Minck, Roman Manufaktur

 

Die tote Krabbenkönigin, Klusskamps 1. Fall, Lotte Minck, Roman Manufaktur

 

Klaas Klusskamp, 53 ist der Dorfpolizist des beschaulichen Örtchens Middelswarfersiel. Ein Traum für einen Maler, aber Ödnis pur für einen Polizisten. Eine im Watt verirrte Kuh zu retten ist schon der Höhepunkt des Jahres. Als er dann plötzlich im Lotto den Jackpott knackt, beschließt er sein Leben komplett zu ändern! Er hängt seinen Job an den Nagel, lässt sich einen Wintergarten errichten und beginnt wieder zu malen. Bis seine Tochter Ella, die seine Frau mitnahm, als sie vor Jahren ging, weil sie die Ruhe nicht ertrug, nach dem Abi bei ihm im Wintergarten steht, um sich selbst zu finden. So hatte Klaas sich sein neues Leben nicht vorgestellt. Das ist aber nichts gegen den überraschenden Leichenfund der frisch gekürten Krabbenkönigin am Strand, der kurz darauf ihr Leben völlig auf den Kopf stellt. In Klaas werden die Ermittlerinstinkte wach und Ella erweist sich als gute Beobachterin mit hellem Köpfchen, während Nachbarin und Imbissbesitzerin Mimi bestens über die Abgründe und Träume eines jeden Einzelnen im Dorf Bescheid weiß. Da haben sie der zuständigen Kripo gegenüber einen ganz klaren Vorteil!

 

Ein touristisch nicht erschlossener Ort ist ein Traum für einen Eigenbrötler wie Klaas, der vor allem seine Ruhe haben will. Auch wenn er seinen Lottogewinn verschweigt, will ihm aber scheinbar niemand seine Ruhe gönnen. Die Dörfler akzeptieren einfach nicht, dass er nicht mehr nach verschwundenen Gartenzwergen suchen will. Plötzlich seine lebensfrohe Tochter im Haus zu haben, die hinter sich eine Spur von Chaos hinterlässt, war nicht das, was ihm so vorschwebte. Dazu kommt, dass Nachbarin Mimi sich anscheinend in den Kopf gesetzt hat, ihn mal wieder unters Volk zu bringen. Ganz klar, Klaas muss seine Komfortzone verlassen und nach und nach findet er Gefallen daran. Ein charmant eigenwilliges neues Ermittlerteam mit Herz und friesisch-ruhrpöttichem Esprit tritt hier ins Rampenlicht des Nirgendwo. Da macht das Eintauchen in diese recht eigenwillige Atmosphäre beim Lesen richtig Spaß. Hier fliegen bis zum Schluss keine Kugeln, hier dürfen die Schafe weiter gemütlich auf dem Deich grasen. Es ist ein Cosy Crime, mit einem verhaltenen, feinen Humor, der zum Charakter seiner Helden passt. Mir gefällt sehr gut, dass nicht Leichen, den Weg der drei Zufallsermittler pflastern, denn das wäre unglaubwürdig.

 

Ein kleiner Ort, jeder kennt jeden, wer würde da schon einen Mord begehen und warum? Das ist nicht offensichtlich und es bedarf schon mehrerer Kannen Friesentees für Mimi und Gäste und Kaffee für Klaas, ehe sich ihnen eine Ahnung des Unvorstellbaren anschleicht. Ganz klar wird das gesamte Ausmaß der Tat aber erst beim Showdown auf der Buhne (für alle Nichtfriesen und Nichtnordseeurlauber ist das Foto der Buhne auf dem Cover eine echte Hilfe, um sich den Tatort vorzustellen.). Wer verschrobene Charaktere, das eigenwillige Nordseeklima (zumindest literarisch) liebt und für den Krimis nicht blutrünstig sein müssen, der ist hier genau richtig! Allerdings, wer nun Lust auf Urlaub in touristisch unerschlossenen Middelswarfersiel hat, der wird es wohl vergeblich auf der Karte suchen müssen. Wahrscheinlich sollte der Ort eigentlich Bielefeld heißen...

Auf ein Wiederlesen mit dieser Ermittlerfamilie würde ich mich sehr freuen.

 

Vielen lieben Dank für mein Leserundenexemplar an Autorin Lotte Minck/Brenda Stumpf

 

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