Playlist, Karolin Kolbe, Schneiderbuch
Die Sommerferien sind gerade vorbei, für die 14-jährige Mira gibt es fast
nichts Schöneres, als mit ihren besten Freundinnen Fritzi und Özlem im Eiscafé
rumzuhängen und zu quatschen. Dort ist es auch, wo sie ihnen von ihrer
aufregenden neuen Idee erzählt. Ein Radiosender veranstaltet einen Bandcontest
für Nachwuchsbands bis 18 Jahren! Dort möchte sie mit den drei Jungs aus ihrer
noch namenlosen Band unbedingt teilnehmen, allerdings braucht man ein
Bewerbungsvideo. Özlem bietet da sofort ihre Hilfe an, mit sowas kennt sich die
einzige Tochter erfolgreicher Eltern aus. Auch die Jungs finden die Idee super.
Von nun an wird geprobt, gefilmt und gepostet. Irgendwie verselbstständigt sich
ihr Ruhm und die fröhliche, tolpatschige Mira steht ganz schnell im Mittelpunkt
des Interesses. Die Meisten finden ihre Musik und ihre Filme toll, aber einige
Kommentare sind auch ganz schön fies. Am engagiertesten ist Noisette16, der zumindest
Mira auch im echten Leben zu kennen scheint. Wer kann sich nur hinter diesem
Nickname verstecken und warum sagt er ihr nicht, was er zu sagen hat? Die
Freundinnen beschließen dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Allerdings
beanspruchen auch Schule und Familie Miras Aufmerksamkeit und so wird es
ziemlich stressig!
Beim Lesen des Buches hatte ich das Gefühl, als handele es sich um
Eiscreme. Ganz schnell lesen, damit es nicht schmilzt! Aber das ist natürlich
nur Blödsinn, ich wollte einfach wissen, wie es weitergeht, ob Mira
herausfindet wer hinter Noisette16 steckt (das war mir allerdings ziemlich
schnell klar, offensichtlich kann Mira kein Französisch), ob Mira ihre
Schulnoten in den Griff bekommt, Özlem es schafft ihren Eltern klar zu machen,
dass sie keine Nachhilfe braucht, ob Miras Mutter mal wieder eine Rolle in
ihrem Leben spielen wird, ob die Band den Wettbewerb gewinnt?
Einer meiner heimlichen Lieblinge ist Özlem, Miras energiegeladene,
engagierte Freundin, die genau weiß, was sie will, eine richtig gute Schülerin
ist, aber dennoch ständig Nachhilfe nehmen soll, um noch besser zu werden! Die
ist so klasse, dass sie einen auch ganz schön einschüchtern kann ;)
Mira ist ein Wirbelwind, der das Leben so nimmt, wie es gerade kommt. Sie
ist mit sich im Reinen, genießt das Leben, auch wenn sie weiß, dass die beiden
nicht perfekt sind. Na und, man hat nur dieses eine, also mache man das Beste
daraus! Ihre große Schwester Madita ist zwei Jahre älter, und findet einige von
Miras Aktionen ganz schön peinlich. Andersherum aber auch, denn Mira will auf
keinen Fall wie Madita nichts als Jungs im Kopf haben! Da geht es nicht immer
harmonisch zu und ihr alleinerziehender Vater, ein Erzieher ist bisweilen nicht
nur mit dem Kochen überfordert! Dem Herrn Erzieher hätte ich ja bisweilen gerne
mal die Leviten gelesen und ihm ein paar Takte zu pubertierenden Töchtern
erzählt, da fehlt ihm offensichtlich aus dem Kindergarten völlig die Erfahrung!
Super, dass die Mädels doch noch so gut geraten sind! Die Schwesterzickereien
fand ich herrlich real beschrieben! Sehr gut beobachtet! Was mir auch sehr gut
gefiel, war die Ernährung der Familie. Der Vater ist die absolute
Kochkatastrophe! Wenn man liest, was sie essen, fällt einem auf, dass nie
Fleisch dabei ist und sie es bisweilen auch vegan versuchen. Aber es wird mit
keinem Wort explizit erwähnt! Laut Klappeninfo liebt die Autorin veganes Essen,
aber es wird nie groß angesprochen, mahnend thematisiert, es wird einfach
selbstverständlich praktiziert. Das kommt bei Kindern und Jugendlichen viel
besser an, als Missionarisches. So erwähnt Mira allerdings nebenbei, dass ihre
Mutter ja wisse, dass sie ja niemals nur so für einen Urlaub in ein Flugzeug
steigen würde... Ein Statement – Punkt, darüber kann man nachdenken, aber es sprengt
auch nicht den Rahmen des Buches. Sehr interessant finde ich die
Familienkonstellation und wie einfühlsam, diese besondere Situation auch aus
der Sicht der Töchter geschildert wird. Was ich neben der emotionalen
Achterbahn von Miras Gefühlen noch so mochte, war das wachsende Bewusstsein,
was denn die digitalen Spuren im Internet bewirken und dass alles was man ins
Netz stellt, Folgen hat, nicht immer gute... Immer wieder kleine
Gedankensplitter zum Nachdenken, die aber nie die Süße der Story erdrücken,
sondern zartschmelzend wie Pistazieneis bleiben. Es ist ein Jugendbuch ab 12
Jahren und kein Horrorschocker oder Missionierungsbuch, aber Nachdenken schadet
ja nie...
Wunderbar sommerlich leicht, aber nicht seicht. Voller Probleme, Gefühle
und Hoffnungen von jungen Leserinnen ab 12 Jahren. Zum Dahinschmelzen schön!
Vielen lieben Dank an Buchcontact und den Schneiderbuch Verlag für mein
Rezensionsexemplar! Ich liebe es!
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