Eifelmord, Andreas J. Schulte, Eifel Krimi, Emons Verlag
Dies ist der vierte Fall für den ehemaligen NATO-Sonderermittler Paul
David, der bei einem Einsatz als Personenschützer in Afghanistan vier Leben
rettete und dabei seinen Unterarm verlor. Daraufhin sollte er in den
Innendienst versetzt werden. Nichts für ihn und so betreibt er nun gemeinsam
mit seiner Tante Helga den Campingplatz Pönterbach in Andernach-Kell. Da ihm das
Ermitteln im Blut steckt, hat er auf Drängen seines Freundes Kalle inzwischen
eine Lizenz als Privatermittler beantragt. Die Homepage, von der er keine
Ahnung hatte, hat ihm Freund Steffen, Multimillionär und Computerwiz erstellt
und über diese findet ihn seine Bekannte Linda Becking vom CID der US Army in
Kaiserslautern. Diese sucht nicht nur ihren jüngeren Bruder Ben, sie will auch
wissen, wer ihre Wohnung verwüstet und eine eindeutige Warnung an diesen auf
ihrer Wand hinterlassen hat. Ihre offizielle Quellen will Linda nicht
einschalten, um weitere Schwierigkeiten für Ben zu vermeiden, aber irgend etwas
stinkt da ganz gewaltig. Davon ist Paul nicht erst überzeugt, als er merkt,
dass ihnen gleich zwei Fahrzeuge unterwegs folgen. Da haben die Beschatter die
antrainierten Fähigkeiten der von ihnen Beschatteten nicht mit einkalkuliert
und werden peinlichst eines Besseren belehrt.
Ja, die Eifel ist idyllisch, auch das Pöntertal zwischen Andernach am Rhein
und dem Laacher See, auch wenn des dort keinen Campingplatz gibt, sondern nur
an eben jenem am Doppelmaar am Fuße des Klosters. Wer diesen Sommer keine
Unterkunft an der Deutschen Küste oder in den Alpen bekommen hat, sollte sich
mal dort umsehen, es ist auch wirklich nicht gefährlich, aber schön. (Wirklich,
die Staatsanwaltschaft Koblenz hat deutlich mehr im Westerwald zu
ermitteln....)
Paul David konnte sich keinen Schreibtischjob vorstellen und die
Abrechnungen sind auf dem Campingplatz wirklich überschaubar. Er genießt die
Ruhe und die Nähe zu wirklich guten Freunden, mit bisweilen sehr speziellen
Fähigkeiten, die nicht immer ganz legal sind. Für Datenschützer ist diese Reihe
ein Gräuel, aber wer glaubt schon ernsthaft an Datenschutz? Mir machen Steffens
technischen Spielereien auf jeden Fall richtig Spaß. Tja, die
Rechtsstaatlichkeit, lassen wir da mal außer Acht, auch wenn sie mich beim
letzten Fall störte. Das lag aber nicht an der Umgehung des Datenschutzes. Paul
David ist eine ausgebildete Kampfmaschine, seit er auf einem US-Stützpunkt
aufwuchs und schon in jungen Jahren von den besten Ausbildern der Army
trainiert wurde. Er ist jahrelang Sonderermittler gewesen und hat Jura
studiert, da passten einige seiner Aktionen im letzten Buch für mich nicht ins
Bild. Denn Paul David ist kein Rächer, er ist Ermittler und hat sich immer auf
Abwehr von Angriffen beschränkt und dies ist auch dieses Mal wieder der Fall.
Das gefällt mir, denn Paul und seine Freunde sind ja die Guten. Und dieses
Team, das immer näher zusammenwächst mit jedem Fall, wird auch stetig ergänzt.
Dadurch kommt auch eine persönliche Note dazu, die auch mal romantische Töne
aufweist und das nicht nur, weil Kalles und Tanjas Verlobung gefeiert wird.
Keine Sorge, das macht die Reihe nur persönlicher, wer Liebesromane erwartet,
soll zu den gemeinsam mit seiner Frau Christine unter dem Nom de Plume Barbara
Erlenkamp verfassten Büchern greifen.
Paul ist ein Held mit Handicap, dass ihm selbst dank seiner bionischen
Prothese aber meistens nur noch auffällt, sofern er morgendliches
Aufwärmtraining macht, und seine Prothese noch auf der Ladestation steht. Das
hat für ihn aber den enormen Vorteil, dass er stets und ständig unterschätzt
wird und nichts ist gefährlicher für einen Angreifer... Ja, Paul fehlt ein
Unterarm, aber mit seinen Reflexen und seinen Denkleistungen ist alles in
Ordnung, ein Aspekt, der bisweilen vielen Menschen nicht so bewusst zu sein
scheint.
Lindas Bruder Ben hat es so richtig versemmelt und um seinen Mist
auszubügeln, hat er sich noch mehr Ärger eingehandelt. Daher gibt es zwei Verfolgerteams
und eigentlich auch zwei aufzuklärende Fälle, die aus ganz unterschiedlichen
Zeiten stammen. Die moderne organisierte Kriminalität, steht den korrupten
Anfängen der Partei- und Rüstungspolitik der Ädenauer-Ära gegenüber. Gerade den
historischen Part fand ich interessant, da der pragmatische Adenauer ein
interessantes Schlitzohr war, immer wieder für eine Überraschung gut. Diesen
Teil fand ich stringent und absolut schlüssig. Die Auflösung des Falls in der
rheinischen Unterwelt ging mir dafür allerdings etwas zu schnell. Bei mir
ploppten gleich sämtliche Alarmsignale wegen Beweisverwertungsverboten beim
Lesen in meinem Schädel auf. Auch würde es mich nicht wirklich beruhigen, wenn
ich wüsste, dass ich einen russischen Rädelsführer für lange Zeit hinter
Gittern gebracht habe, wenn ich doch weiß, wie der Strafvollzug funktioniert.
Aber na gut, Paul David als Rächer, der seine Gegner gnadenlos erschießt,
gefiel mir nicht. So wird Paul sich in nächster Zeit wohl öfters mal umdrehen
und vorsichtig über seine Schulter in die düsteren Schatten schauen müssen.
Eine spannende Reihe, flüssig geschrieben, die die militärische
Vergangenheit dieses ungewöhnlichen Ermittlerhelden nie außer Acht lässt. Auch
wenn die Bände jeweils in sich abgeschlossen sind, lohnt es sich aufgrund der
persönlichen Entwicklungen des Teams rund um Paul David unbedingt die
Reihenfolge der Bände einzuhalten.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Emons Verlag für mein
Rezensionsexemplar und freue mich über weitere Neuigkeiten von Paul David.
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