Samstag, 18. Juli 2020

Eifelmord, Andreas J. Schulte, Eifel Krimi, Emons Verlag



Eifelmord, Andreas J. Schulte, Eifel Krimi, Emons Verlag

Dies ist der vierte Fall für den ehemaligen NATO-Sonderermittler Paul David, der bei einem Einsatz als Personenschützer in Afghanistan vier Leben rettete und dabei seinen Unterarm verlor. Daraufhin sollte er in den Innendienst versetzt werden. Nichts für ihn und so betreibt er nun gemeinsam mit seiner Tante Helga den Campingplatz Pönterbach in Andernach-Kell. Da ihm das Ermitteln im Blut steckt, hat er auf Drängen seines Freundes Kalle inzwischen eine Lizenz als Privatermittler beantragt. Die Homepage, von der er keine Ahnung hatte, hat ihm Freund Steffen, Multimillionär und Computerwiz erstellt und über diese findet ihn seine Bekannte Linda Becking vom CID der US Army in Kaiserslautern. Diese sucht nicht nur ihren jüngeren Bruder Ben, sie will auch wissen, wer ihre Wohnung verwüstet und eine eindeutige Warnung an diesen auf ihrer Wand hinterlassen hat. Ihre offizielle Quellen will Linda nicht einschalten, um weitere Schwierigkeiten für Ben zu vermeiden, aber irgend etwas stinkt da ganz gewaltig. Davon ist Paul nicht erst überzeugt, als er merkt, dass ihnen gleich zwei Fahrzeuge unterwegs folgen. Da haben die Beschatter die antrainierten Fähigkeiten der von ihnen Beschatteten nicht mit einkalkuliert und werden peinlichst eines Besseren belehrt.

Ja, die Eifel ist idyllisch, auch das Pöntertal zwischen Andernach am Rhein und dem Laacher See, auch wenn des dort keinen Campingplatz gibt, sondern nur an eben jenem am Doppelmaar am Fuße des Klosters. Wer diesen Sommer keine Unterkunft an der Deutschen Küste oder in den Alpen bekommen hat, sollte sich mal dort umsehen, es ist auch wirklich nicht gefährlich, aber schön. (Wirklich, die Staatsanwaltschaft Koblenz hat deutlich mehr im Westerwald zu ermitteln....)

Paul David konnte sich keinen Schreibtischjob vorstellen und die Abrechnungen sind auf dem Campingplatz wirklich überschaubar. Er genießt die Ruhe und die Nähe zu wirklich guten Freunden, mit bisweilen sehr speziellen Fähigkeiten, die nicht immer ganz legal sind. Für Datenschützer ist diese Reihe ein Gräuel, aber wer glaubt schon ernsthaft an Datenschutz? Mir machen Steffens technischen Spielereien auf jeden Fall richtig Spaß. Tja, die Rechtsstaatlichkeit, lassen wir da mal außer Acht, auch wenn sie mich beim letzten Fall störte. Das lag aber nicht an der Umgehung des Datenschutzes. Paul David ist eine ausgebildete Kampfmaschine, seit er auf einem US-Stützpunkt aufwuchs und schon in jungen Jahren von den besten Ausbildern der Army trainiert wurde. Er ist jahrelang Sonderermittler gewesen und hat Jura studiert, da passten einige seiner Aktionen im letzten Buch für mich nicht ins Bild. Denn Paul David ist kein Rächer, er ist Ermittler und hat sich immer auf Abwehr von Angriffen beschränkt und dies ist auch dieses Mal wieder der Fall. Das gefällt mir, denn Paul und seine Freunde sind ja die Guten. Und dieses Team, das immer näher zusammenwächst mit jedem Fall, wird auch stetig ergänzt. Dadurch kommt auch eine persönliche Note dazu, die auch mal romantische Töne aufweist und das nicht nur, weil Kalles und Tanjas Verlobung gefeiert wird. Keine Sorge, das macht die Reihe nur persönlicher, wer Liebesromane erwartet, soll zu den gemeinsam mit seiner Frau Christine unter dem Nom de Plume Barbara Erlenkamp verfassten Büchern greifen.

Paul ist ein Held mit Handicap, dass ihm selbst dank seiner bionischen Prothese aber meistens nur noch auffällt, sofern er morgendliches Aufwärmtraining macht, und seine Prothese noch auf der Ladestation steht. Das hat für ihn aber den enormen Vorteil, dass er stets und ständig unterschätzt wird und nichts ist gefährlicher für einen Angreifer... Ja, Paul fehlt ein Unterarm, aber mit seinen Reflexen und seinen Denkleistungen ist alles in Ordnung, ein Aspekt, der bisweilen vielen Menschen nicht so bewusst zu sein scheint.

Lindas Bruder Ben hat es so richtig versemmelt und um seinen Mist auszubügeln, hat er sich noch mehr Ärger eingehandelt. Daher gibt es zwei Verfolgerteams und eigentlich auch zwei aufzuklärende Fälle, die aus ganz unterschiedlichen Zeiten stammen. Die moderne organisierte Kriminalität, steht den korrupten Anfängen der Partei- und Rüstungspolitik der Ädenauer-Ära gegenüber. Gerade den historischen Part fand ich interessant, da der pragmatische Adenauer ein interessantes Schlitzohr war, immer wieder für eine Überraschung gut. Diesen Teil fand ich stringent und absolut schlüssig. Die Auflösung des Falls in der rheinischen Unterwelt ging mir dafür allerdings etwas zu schnell. Bei mir ploppten gleich sämtliche Alarmsignale wegen Beweisverwertungsverboten beim Lesen in meinem Schädel auf. Auch würde es mich nicht wirklich beruhigen, wenn ich wüsste, dass ich einen russischen Rädelsführer für lange Zeit hinter Gittern gebracht habe, wenn ich doch weiß, wie der Strafvollzug funktioniert. Aber na gut, Paul David als Rächer, der seine Gegner gnadenlos erschießt, gefiel mir nicht. So wird Paul sich in nächster Zeit wohl öfters mal umdrehen und vorsichtig über seine Schulter in die düsteren Schatten schauen müssen.

Eine spannende Reihe, flüssig geschrieben, die die militärische Vergangenheit dieses ungewöhnlichen Ermittlerhelden nie außer Acht lässt. Auch wenn die Bände jeweils in sich abgeschlossen sind, lohnt es sich aufgrund der persönlichen Entwicklungen des Teams rund um Paul David unbedingt die Reihenfolge der Bände einzuhalten.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Emons Verlag für mein Rezensionsexemplar und freue mich über weitere Neuigkeiten von Paul David.

#zuhauselesen #eifelmord #andreasjschulte #eifelkrimi #pauldavid #natosonderermittler #konradadenauer #krimifan #crimetime #andernach #pöntertal #emonsverlag #krimitipp

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen