LU – Wir sind Familie, Jason Reynolds, gelesen von Pascal Houdus,
Hörcompany, 4 CDs ungekürzt 5 h 8 min.
Dies ist der 4. und letzte Band der Tracks-Reihe von Jason Reynolds, die
unbedingt in der richtigen Reihenfolge gehört werden müssen. Denn sie ergänzen
sich, greifen ineinander und erzählen nur zusammen eine vollständige
Geschichte, wie ein Puzzle. Keine Sorge, Ghost ist so großartig, dass man nach
dem ersten Band weiter hören will, sofort!
Lu ist übrigens, nach Ghost mein Liebling. Eigentlich kann es ihn nicht
geben, er sprengt alle Naturgesetze! Er ist einer von 17.000 Albinos, dabei
sind seine Eltern alles andere als farblos! Er hätte so gerne, einen Bruder,
damit er sehen kann, wie er mit Pigmenten aussehen würde. Doch seiner Mutter,
einer Künstlerin hatten die Ärzte gesagt, sie könne keine Kinder bekommen.
Daher war seine Geburt für seine Eltern ein unfassbares Wunder und eine
unendliche Freude. Die soll sich nun sogar wiederholen, denn Lu wird endlich
großer Bruder, als ob ein Blitz ein zweites Mal in den gleichen Baum
einschlagen würde... Deswegen nennt seine Mutter ihn auch Blitz, aber er ist ja
auch so schnell! Da Lu offensichtlich anders ist, hat er von seinem Vater die
Coolness übernommen. Er bekam schon früh Kontaktlinsen, denn als Albino kann er
sehr schlecht sehen und von seinem Vater 2 Goldketten und Brillantstecker, die
Brillantstecker, die sein Vater von seinen ersten Einnahmen als Dealer gekauft
hat. Ja, sein Vater stand nicht immer auf der richtigen Seite des Gesetzes,
doch er hat durch ein einschneidendes Erlebnis sein Leben in die Hand genommen
und arbeitet jetzt auf der anderen Seite. Er hilft Süchtigen sich für den
Entzug und eine Therapie zu entscheiden. Auch wenn St. Barnaby ein ziemlich
normales Pflaster ist, so ist das angrenzende Glassmanor, wo Ghost und der
Trainer wohnen eine ganz üble Gegend. Eine Gegend die so übel ist, das kein
Kind dort auf der Straße aufwachsen sollte und so erfährt man nicht nur die
Geschichte von Lus Familie, sondern auch die der Trainer und ihre Motivation,
ihre ganze Freizeit in das Team zu stecken.
Ich mag Lu, er hat eine große Klappe und ist so maulwurfig wie ich. Sein
Konzept, die Kontaktlinsen herauszunehmen, um Hemmungen abzubauen, wenn man
nicht mehr scharf sieht, kann ich sehr gut verstehen. Während Lu keine Pigmente
hat, können sich meine sehr gut an die Umgebung anpassen, daher kann ich fast
alles sein, sofern der Betrachter nur fest genug davon überzeugt ist... Trotz
seiner großen Klappe und seiner Coolness, gibt es doch auch jemanden, vor dem
er richtig Schiss hat, so sehr, dass er gelernt hat zu rennen, wie der Blitz.
Na gut, das war auch ein Traum seines Vaters, warum, das wird hier langsam
klar. Es sind die Momente, in denen es um die Vergangenheit der Erwachsenen und
dessen, was sie daraus gemacht haben, die mir eine Gänsehaut beschert werden.
Es wird einem vor Augen geführt, was aus ihnen hätte werden können und wovor
der Trainer sie beschützen will. Lu ist derjenige, die überall optisch
heraussticht, doch er hat eine sehr liebevolle, intakte Familie, die auf ihn
achtet. Was es für einen Schwarzen bedeutet keine Pigmente zu haben, klingt
hier an, allerdings nicht in seiner vollen Brutalität, immerhin ist es eine
Geschichte ab 12 Jahren und diese Stadtviertel haben noch ganz andere Probleme,
z.B. Schuhe an den Füßen zu haben, oder in die Schule gehen zu müssen, oder zu
hungern, wie die Kinder aus Glassmanor, während Patinas reiche, weiße
Mitschüler auf der Privatschule einfach den Beat nicht spüren. Den spürt Lu
auch, aber nicht so krass wie Sunny. Das Team wächst vor den Meisterschaften
nun zusammen und ganz besonders die vier Neuen. Ein echter Lichtblick, für
Kinder, die ansonsten keine Perspektive hätten, wie Ghost. Im Abschlußband
kommen alle bisherigen Personen noch einmal in ihren Facetten vor und es ist
ein wunderbares Wiederhören.
Diese vierte Teil wird von Pascal Houdus als viertem Sprecher gelesen. Ich
finde es super, dass jeder einzelne eine eigene Stimme hat, immerhin hat ja
auch jeder eine eigene Persönlichkeit und so kann man alle vier Bände
hintereinander weghören, ohne im Geiste ihre Geschichten zu vermischen. Pascal
Houdus bringt die Coolness und auch die Weichheit von Lu deutlich hervor. Denn
auch wenn er mit seinem Aussehen eine Zielscheibe ist, ist er durch die Liebe
seiner Familie für das Leben gewappnet. Die jugendlichen Frotzeleien zwischen
den vier Freunden bringt er sehr gut auf den Punkt, denn Patti, die mit ihm
früher zur Schule ging, zieht ihn nur zu gerne auf. Das hört man richtig, wie
das die pubertären Mädchenhormone in ihr rauschen und dem coolen Lu das
unendlich peinlich ist. Zurecht hat auch dieser Band seine Aufnahme auf die
Hörbuchbestenliste von Hr2 erreicht.
Nach all den Wettkämpfen steht nun zum Abschluss der Reihe die
Meisterschaft an, die Krönung all dessen, wofür sie trainiert haben. Und wieder
vermag es Jason Reynolds zu überraschen. Ja, diese Reihe ist ein Glanzstück,
ein Meisterwerk, das erst vollständig ist, wenn man die ganze Geschichte,
dieser vier Freunde mit ganz unterschiedlichen Schicksalen, unterschiedlichen
Leidenschaften und Teil des gleichen Teams kennt. Jason Reynolds hat
Literaturwissenschaften und Kreatives Schreiben studiert. Er versteht sein
Handwerk, denn auch sprachlich passt er seine Erzählmosaikstücke, die jeweils
aus der Ich-Perspektive geschildert sind, dem Stil des jeweiligen Erzählers an.
So spürt man deren Geist viel stärker.
Eine starke Reihe, die am unbedingt kennen sollte! Unbedingte
Hörempfehlung!
Hier findet Ihr eine Hörprobe:
Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Hörcompany, für mein Hörexemplar und
die Unterstützung meiner Aktion zu #Blacklivesmatter!
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