Das Kind in mir will achtsam morden, Karsten Dusse, Autorenlesung, Random
House Audio, 6 CDs 7 h 11 min. leicht gekürzt
Anwalt Björn Diemel hat es geschafft! Er lebt nun in einer Wohnung, in der
Villa des Kindergartens seiner Tochter, ebenso wie Ex-Mafiosi Sascha, der sich
als einfühlsamer Kindergartenleiter entpuppt und leitet im Verborgenen zwei
rivalisierende Mafia-Gangs. Die Beziehung zwischen ihm und seiner Frau
Katharina ist nun auf Distanz so viel entspannter, dass sie beschließen
gemeinsam mit ihrer Tochter Emily Urlaub in den Bergen zu machen. Doch der
verpeilte Kellner auf der Almhütte, der Björns berechtigten Wünsche ignoriert
und mit den Füßen tritt, bringt das innere Kind in Björn zum Toben, was leider
tödlich für den Kellner mit ehrenwerten ökologischen Zielen endet. Katharina
ahnt nichts davon, hat aber kein Verständnis für Björns ungehalten,
aufbrausende Art und verlangt, dass er erneut eine Therapie bei Joschka
Breitner beginnt. Der macht ihn mit dem Konzept des inneren Kindes und den
verdrängten Bedürfnissen aus seiner Kindheit vertraut, denn: „Es ist nie zu
spät für eine unglückliche Kindheit“.
Alle die die Irrungen und Wirrungen von Band 1 überlebt haben, sind wieder
mit von der Partie. Das Vakuum, das die Verstorbenen hinterlassen haben werden
von der attraktiven alleinerziehenden Ärztin Laura und ihrem unendlich
nervenden Bruder Kurt gefüllt. Kurt ist mir dabei zu plump, durchschaubar und
irgendwie kann er Dragan nicht ersetzen und auch Boris hat keine Gelegenheit
sein wahres Gesicht zu zeigen. Björn steht einfach nicht mehr im Fadenkreuz
zweier sich rivalisierender Clans, dafür aber im Fokus seines alten Studienfreundes
Peter, der regelmäßig den Moment der Abgabe seines Kindes in der Kita nutzt, um
Björn einige zutreffend unangenehme Fragen zu stellen. Dass der
Kriminalkommissar noch das Pensionsalter erreichen wird, wage ich zu
bezweifeln.
In diesem Band störte mich nicht der laxe Umgang des Kollegen mit dem Recht
auf Leben anderer, sondern mit der Zukunft seiner Tochter. Ökologisch gesehen
ist Björn eine Null und kapiert nicht, was das auch für Emily bedeutet. Statt
begründete Bedürfnisse pädagogisch geschickter anzugehen als Jahrespraktikantin
Frauke, macht er sich darüber lustig. So geschickt sein und Saschas Taktieren
beim Elternabend ist, so sehr hat es mich gestört, dass einige Probleme auf
eine Stufe gestellt werden. Ich fand es urkomisch, wie er sich über die Eltern,
die Bilder ihrer Kinder überall posten und verbreiten mockiert, die im
Kindergarten bei Gruppenfotos dann auf dem Recht am eigenen Bild und
Datenschutz bestehen. Das hat er geschickt gekontert und die Eltern kalt
gestellt, aber nicht kalt gemacht. Anders ist es bei dem begründeten Wunsch
nach gesunder Ernährung und Verpackungsvermeidung, das sogar den Kellner das
Leben kostete.
Leider bleibt Sascha, der mir in dem letzten Band trotz seiner
Vergangenheit ans Herz gewachsen ist, diesmal recht blass. Dafür rückt Björns
vernachlässigtes und nun wieder hochfahrendes Sexleben in den Vordergrund, das
sich nun auch an den Maßstäben des inneren Kindes messen lassen muss und somit
auch kinderschützend, fantasievoll umgedeutet werden muss. Sprachlich sehr gelungen,
aber nicht immer ein Ersatz für die fehlende Rabenschwärze der
Mafiakonstellation zuvor. Dieser Band scheint nicht so genau zu wissen, worauf
er sich denn nun konzentrieren soll.
Es gibt wieder einige echte Highlights, wie die Zitate aus dem fiktiven
Buch von Therapeut Joschka Breitner, aber auch einige Enttäuschungen, so dass
es für mich ein durchwachsenes Hörerlebnis ist.
Der sehr erfolgreiche Vorgänger wurde von Matthias Maschke gelesen,
pointiert, rabenschwarz und treffsicher. Der Autor hat eine ähnliche Stimmlage,
ist allerdings Jurist und weder Schauspieler noch verfügt er über eine
Sprecherausbildung. Das hört man leider. Manchmal vermag niemand einen Text so
gut zu übermitteln wie der Autor selbst z.B. bei Jan Weiler, doch hier verblasst
er einfach neben dem Comedian, er kann mit seinem Vorgänger einfach nicht
mithalten. Noch dazu merkt man wirklich, dass seine Stimme ungeschult ist. Ich
höre immer einen kleinen zischenden „S“-Laut mit, die Stimme ist nicht ganz
klar und rein. Im persönlichen Umgang im Alltag oder bei der Arbeit würde es
mich nicht stören, bei einem Hörbuch, bei dem ich mich ganz auf Stimme und Text
konzentriere aber schon. Es ist nicht so stark, dass es therapiert werden
müsste, aber es reicht, um ihn als Sprecher zu disqualifizieren.
Das Hörbuch ist nicht schlecht, aber bei Weitem nicht so brillant wie sein
Vorgänger. Irgendwie nicht Fisch nicht Fleisch, es fehlt die gnadenlose Schärfe
des Auftaktbandes.
Ich bedanke mich dennoch ganz herzlich bei Random House Audio, dass ich
erfahren durfte, wie es achtsam mit Björn Diemel weiter geht.
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