Wie ich Einstein das Leben rettete, Cornelia Franz, Gerstenberg
Verlag
Emily ist ein Schaltjahrkind und weil endlich mal wieder eines
ansteht, schenkt ihr Vater ihr zu ihrem 12. Geburtstag im Jahre 2020 eine Reise
mit der Queen Mary II nach New York. Kurz vor Mitternacht wird ihr übel und
alles beginnt sich zu drehen und sie findet sich plötzlich im August 1913 auf
dem Imperator von Hamburg nach New York wieder! Sie ist völlig verwirrt und
ziemlich planlos, bis sie auf zwei weitere blinde Passagiere trifft, Lorenzo
(16) und Malik (8), die es aus dem Jahre 2016 durch die Zeit dorthin
verschlagen hat. Immer wieder erleben sie dieselben Szenen der Überfahrt und
das tödliche Feuer, das frühmorgens bei der Ankunft in New York jede Menge Menschenleben
kosten wird. Sie wissen nicht wie sie das Unglück verhindern sollen und wie sie
es schaffen können diese Endlosschleife zu durchbrechen und in ihre eigene Zeit
zurückzukehren. Doch nun mit Emily ist alles anders, mit ihr lernen sie nicht
nur mal wieder die Berliner Göre Willi Schumacher kennen, sondern erstmals Erna
aus der Luxusklasse, die zwar nicht so ganz glauben kann was sie ihr erzählen,
aber bereit ist, ihnen zu helfen.
Ja tatsächlich, Albert Einstein kommt auch in diesem
abenteuerlichen Kinderbuch vor, denn immerhin versteht er sich bestens auf das
komplizierte Raum-Zeit-Kontinuum. Ach ja, einige wirklich geniale Zitate
verdanken wir ihm auch! Weil sie einfach zu gut sind, um vergessen zu werden,
werden sie in den Text eingestreut, leiten sie die jeweiligen Teile der
Geschichte ein und befinden sich gesammelt im Anhang! Da dieses Buch
hauptsächlich im Jahre 1913 spielt, die Leser aber mindestens im Jahre 2020
leben, gibt es für diese sicherlich einiges an Erklärungsbedarf, was dann im
Anhang nachgeschlagen werden kann. Dort erfährt man auch, dass Einstein nicht
bereits 1913 nach New York reiste, sondern erst ein paar Jahre später.
Dieses Buch richtet sich an Kinder ab 10 Jahren und auch wenn es
recht kurz ist, sollten sie begeisterte Leser sein, denn der Druck ist recht
eng und es gibt keine Illustrationen, sondern lediglich Vignetten zu Beginn
eines jeden Kapitels. Das finden wir etwas schade, da ich das Buch allerdings
während langweiliger Kunstprojekte (Farbenlehre) vorlas, hat es meine Tochter
(10) nicht weiter gestört, sie bekam dafür aber die recht langen englischen
Sätze auch noch vorgelesen. Diese werden indirekt im Text erklärt, wenn auch
nicht komplett übersetzt. Da Lorenzo aber 16 Jahre alt ist, ist dieses Buch
aber auch wirklich sehr gut für Zwölf-/Dreizehnjährige geeignet und wirklich
nicht langweilig.
Es ist die Geschichte einer Zeitreise, auf Grund eines
unerklärlichen Raum-Zeit-Kontinuums, ganz ohne Zeitmaschine, was für die
Kinder, diesen Umstand besonders schwer begreiflich macht, ihr aber auch
irgendwie mehr Ernsthaftigkeit verleiht.
Während die Kinder im ersten Teil verzweifelt versuchen
herauszufinden, wie sie diesem sich ständig wiederholenen Kreislauf
durchbrechen können und der Massenpanik entkommen können, lernt man durch ihre
neuen Freunde an Bord, auch eine Menge über die damalige Gesellschaft und die
damaligen Klassenunterschiede und die heute unvorstellbaren damaligen
Erziehungsmethoden. Sehr nachhaltig beeindruckt hat meine Tochter sowohl der
Streik der Hotelmitarbeiter im Jahre 1913 für einen Lohn, der zum Leben reicht,
als auch für einen freien Tag in der Woche, heute eine Selbstverständlichkeit.
Allerdings wurde diese Szene noch übertroffen, von der Reaktion der
Einwandererkinder bei Anblick des ersten Afroamerikaners im Hafen und der
stolzen Erklärung von Vater Schumacher, dass er schon einmal einen Neger im Zoo
gesehen haben. Da verschlägt es auch den jungen Zeitreisenden die Sprache, da
für sie nicht nur die Bezeichnung „Neger“ selbstverständlich tabu ist, also
auch kaum vorstellbar der Gedanke, Menschen in einem Zoo zur Schau zu stellen,
weil sie anders aussehen. Früher war es üblich, heute zum Glück undenkbar.
Gerade solche Szenen laden zum Staunen und Wundern und zu Gesprächen mit den Eltern ein, neben
der abenteuerlichen Zeitreise und der Begegnung mit Albert Einstein. Auch
hierzu gibt es Erläuterungen im Anhang.
Natürlich endet diese Geschichte mit einem Happy End und einem
kleinen Augenzwinkern, wobei für uns eine Frage aber leider noch ungeklärt
bleibt....
Ein wirklich spannendes und kurzweiliges Buch, das gleichzeitig
zum Nachdenken und Bereden einlädt. Es hat uns wirklich sehr gut gefallen!
Wir bedanken uns ganz herzlich beim Gerstenberg Verlag und der
Autorin Cornelia Franz für unser Leserundenexemplar.
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