Die Magier von Paris, Christina Wolff, Max Meinzold, Hummelburg
Verlag
Dieses Buch empfinde ich als echten Hingucker! Noch dazu der
magieumwaberte Eifelturm auf dem Cover, das magische Thema und der Handlungsort
Paris, da war mir klar, dass ich dieses Buch mit meinen Töchtern lesen muss!
Es beginnt mit einem Prolog, in dem die drei Kinder der
mächtigsten Magierclans von Paris aufeinander treffen: Aristide Delune,
Baltasar Belleson und Felistin Gargoll. Aristide und Baltasar sind eigentlich
beste Freunde, aber auch immer im Wettstreit miteinander, wer von ihnen der
bessere Zauberer ist. Dabei ersinnen sie eine irrsinnige Wette: wer von ihnen
es auf die Titelblätter der Tageszeitungen schafft, hat gewonnen. Felistin mit
seinem gefühlsduseligen Stimmungszauber nehmen sie aber nicht ernst und lassen
ihn nicht mitmachen....
Jahre später muss Claire Delune (12) ihr Internat bei Avignon
verlassen und nach Hause zurückkehren, um das Zauberbuch der Familie zu
beschützen, nachdem ihr Vater einen tödlichen Unfall erlitt und nun nur noch
als Steinfigur in der Gartenmauer, neben seinen übrigen Vorfahren, existiert
und Claire Ratschläge erteilt. Nun lebt Claire alleine mit der lebensfremden
Tante Odette und ihren Fröschen, sowie dem blauen Hausgeist Gabriel in der
großen alten Wohnung, dabei ist ihre Ausbildung doch bei Weitem noch nicht
abgeschlossen! Ganz ähnlich geht es auch Rafael Belleson, der mithilfe seiner
Geige mit Musikmagie zaubert. Doch auch sein Vater verstarb am selben Tag wie
Claires und kann ihn nun nur noch bedingt weiter ausbilden, jetzt da er als
Steinkopf auf seinem Schreibtisch steht und nur noch Siebenschläfer Fantin
Rafael beisteht! Denn Hilfe brauchen die Kinder, die keine Ahnung mehr haben,
warum ihre Familien eigentlich miteinander im Streit lagen, denn sie spüren
ganz deutlich, daß hinter den Unfällen ein mächtiger Magier mit bösen Plänen
steckt. Ob sie ihn gemeinsam aufhalten können?
Anfangs lernt man erst mal die Magierfamilien kennen und bemerkt,
dass sowohl Claire, als auch Raffael nach dem Tod der Väter, ihre Mütter
verloren sie schon früher, nun etwas planlos sind. Beide wissen von der Fehde
ihrer Familien, aber nicht worum es eigentlich geht. Beide beäugen sich
skeptisch, als sie sich jedoch besser kennenlernen, merken sie, dass sie
gemeinsam viel mehr erreichen können und der jeweils andere sympathisch ist und
sie sich nicht mehr so allein fühlen. Man könnte fast meinen, dass sie sich
anfreunden, aber das Misstrauen ihrer Väter steckt ihnen noch in den Knochen.
Dennoch ist ihre Anziehung stärker, als alle alten Vorbehalte, besonders als
die Lage durch Gargolls irrwitzigen Plan echt brenzlig wird. Uns hat wirklich
gut gefallen, dass die beiden auch auf ihr eigenes Bauchgefühl vertrauen und
dem anderen eine Chance geben, statt stumpfsinnig die Ansichten ihrer Väter zu
wiederholen. Sie bleiben auf der Hut, denken und fühlen aber mit. Dabei finden
wir es spannend, dass jede Familie eine ganz einge Art der Magie hat:
Musikmagie, alchimistische Magie, Gefühlsmagie, Elementemagie.... nicht nur
das, jede Familie scheint auch ihren eigenen eigenwilligen Begleiter zu haben.
Dabei sorgen der blaue Geist Gabriel der Delunes und der chic gekleidete
Siebenschläfer Fantin der Bellesons, immer wieder für witzige Szenen. Selbst in
den spannendsten Szenen kommt auch der Humor nicht zu kurz, so daß das Lachen
als Ventil für den angehaltenen Atem dient. Außerdem tauchen in der Geschichte
jede Menge markante Orte und Sehenswürdigkeiten auf, die der Geschichte einen
Pariser Touch geben. Meine Große hat sich besonders über die Rolle des Louvre
und der Mona Lisa gefreut, aber auch andere Sehenswürdigkeiten und Orte mit
Flair spielen mit. Bisweilen führt die jungen Magier ihre Mission quer durch
die ganze Stadt. Französischkenntnisse benötigt man für dieses Buch nicht, es
kommen lediglich französische Namen vor, keine Sätze oder bedeutende Begriffe.
Mit leichter Feder führt Christina Wolff in ihrem Debüt die Leser
in eine unbekannte Welt. Sie greift auch immer wieder historische Ereignisse
auf, bei denen sie uns dank der Informationen aus Le Monde magique, der großen
Pariser Magierzeitung, deren wahre Bedeutung und Ursachen offenbart. Das ist
ziemlich witzig und passt gut in die aufregend, augenzwinkernde Atmosphäre des
Buches. Die Erzählperspektive wechselt bisweilen, wobei diese Wechsel durch
kleine Vignetten gekennzeichnet werden, um Verwirrung zu vermeiden. Sehr schön
finden wir auch, dass die Geschichte in sich abgeschlossen ist und ganz ohne
Cliffhanger auskommt. Eine Fortsetzung ist möglich und wäre schön, aber für
diese Geschichte nicht zwingend nötig.
Es ist sicherlich nicht mein erstes Buch mit Illustrationen von
Max Meinzold, aber ich freue mich immer wieder über sie. Sie sind ausgesprochen
liebevoll ausgearbeitet, mit viel Liebe fürs Detail und Atmosphäre. Besonders
gut gefallen mir in diesem Band die Gesichter und -ausdrücke von Claire und
Rafael, sowie die gewählten Perspektiven, die eben nicht immer platte
Aufsichten sind, sondern mal durchs Schlüssellocht betrachtet, oder von der Seite.
Das gibt den Bildern einen besondern Pfiff, dabei sind sie weder zu kindlich,
noch zu abstrakt, sondern für unseren Geschmack genau richtig! Aber nicht nur
das, ich kann mich sogar für die Vignetten, insbesondere die Froschvignetten zu
Beginn eines jeden Kapitels richtig begeistern, sie sitzen nicht immer starr an
einer Stelle, sondern scheinen je nach Lust und Laune, oder besser Stimmung,
rund um die Kapitelüberschrift zu hüpfen... Einfach ein ganz besonders
liebevoll gestaltetes Buch ab 10 Jahren.
Ein magisches Abenteuer rund um Freundschaft und Familie,
Vergebung und Mut, wobei Vergebung ja bisweilen auch des Mutes bedarf!
Wir empfehlen die Magier von Paris gerne weiter und hoffen doch
noch auf eine Fortsetzung.
Vielen lieben Dank an den Hummelburg Verlag für unser
Vorableseexemplar!
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