Hilfe, ein Spiegelbill, Heike Abidi, Illustrationen Meinhard
Berger, Hummelburg Verlag
Silas ist ein zehnjähriger zurückhaltender Junge. Seine Eltern
sind beide Ärzte und haben sich entschlossen in diesen Sommerferien 6 Wochen
für Ärzte ohne Grenzen zu arbeiten. In dieser Zeit soll er zu seiner Oma Heidi
ans andere Ende der Stadt ziehen. Diese betreibt dort das urgemütliche „Café
Spiegel“ dessen Wände jede Menge Spiegel zieren und wo es die besten Kuchen,
Pfannkuchen und Waffeln gibt. Doch zu seinem Entsetzen muss er feststellen,
dass Oma ihn für 6 Wochen Kinderferienbetreuung angemeldet hat, ganz alleine!
Das macht ihm etwas Angst und er vermisst auch sehr seinen besten Freund Rocco,
der mit seinen Eltern verreist ist. Der erste Tag verläuft auch ziemlich mäßig
und die Aussicht auf den Nächsten macht ihn schon ein bißchen nervös. Da fällt
sein Blick in den Spiegel und er stutzt! Sein Spiegelbild macht sich
selbstständig! So lernt Silas seinen Spiegelbill Salis, seinen Begleiter in allen
Lebenslagen kennen. Der findet Silas Leben viel zu öde und so beschließen sie
für einen Tag zu tauschen. Silas zieht in die Spiegel-Kommandozetrale und
beobachtet Salis an seiner Stelle im Feriencamp. Was er dort sieht, lässt ihn
staunen!
Schüchterne Kinder haben es oft schwer und wünschen sich oftmals
mutiger zu sein, einen Beschützer zu haben oder ähnliches. Hier hat Silas einen
Tag lang die Möglichkeit Zuschauer in seinem eigenen Leben zu sein. Spannend
oder beängstigend, das kann man so oder so sehen. Silas beneidet sein anderes
Ich um seine Kühnheit, gleichzeitig fürchtet er aber auch die Konsequenzen,
denn das Bild, das die anderen nun von ihm bekommen, ist ja ein ganz anderes
als bisher! Muss er den neuen Erwartungen nun gerecht werden? Eine wirklich
aufregende Frage, die hier mit viel Einfühlungsvermögen und Humor weitererzählt
wird. Für uns war es wirklich originell, eine noch nie dagewesene Geschichte
und das kommt ja gar nicht mehr oft vor, dass man so etwas entdeckt. Dabei
ermutigt Salis Kinder mehr zu wagen und mehr auszuprobieren, um sich selbst und
ihre Grenzen besser kennenzulernen, ohne sich dabei zu verbiegen. Dies erfolgt
stets sehr behutsam, ohne dass sich über den vorsichtigen, schüchternen Silas
lustig gemacht wird. Man muss ihn einfach gerne haben! Außerdem überrascht
diese Geschichte immer wieder, auch wenn man als Mutter letztendlich zugeben
muss, dass es anders ja eigentlich gar nicht sein kann... für Kinder ist es
aber einfach nur verblüffend. Sehr gut gefiel uns, dann man immer mitten in
Silas Gedanken zu stecken scheint und alles mit ihm zu teilen scheint, die
Freude, die Verunsicherung und die Spannung. Die Erzählweise ist leicht und
mitnehmend, da fliegt man als geübter Leser geradezu durch die Geschichte,
weniger geübte Leser finden es aber wenigstens nicht so anstrengend und freuen
sich auf den Fortgang der Geschichte, die noch dazu von fröhlichen
Illustrationen von Meinhard Berger aufgelockert wird. Die Schrift ist angenehm,
ebenso wie die Zeilenabstände. Es ist schon ein „richtiges“ Buch für junge
Leser und kein Leseanfängerbuch mehr, aber nimmt dennoch Rücksicht auf die
Bedürnisse der Zielgruppe ab 8 Jahren. Die Kapitel werden jedesmal mit
Überschriften eingeleitet, die neugierig machen, auf das, was da kommen mag und
haben einen angemessenen Umfang.
Wie Salis mag Autorin Heike Abidi gerne Abwechslung und
Herausforderungen, weshalb sie auch gerne zwischen den Genres wechselt und
sowohl für Kinder und Jugendliche, als auch Sachbücher, oder Frauenromane
(gerne auch unter dem Pseudoym Anna Paulson) schreibt.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Heike Abidi, dem Hummelburg
Verlag und Lovelybooks für die wunderschöne Leserunde.
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