Ein reines Wesen, Isabella Archan, Conte Roman Erscheint am 1. Oktober 2019
Dies ist der 4. Fall der Grazer Inspektorin Willa Stark, die über Interpol
zur Kripo Köln gelangt. Auch dort waren ihre engagierten Ermittlungen sehr
erfolgreich, aber auch folgenreich, denn der finale Abschluss ihres letzten
Falles „Anton zaubert wieder“ versetzt Willa in ein längeres Koma. Während ihre
Mutter und ihre Kollegen bangend und zitternd ihr Erwachen erwarten, sitzt der
Leiter der Kölner Rechtsmedizin Dr.Harro deNärtens Abend um Abend an ihrem
Krankenhausbett und versucht sie ins hier und jetzt zurück zu holen. So auch,
als ein Schrei durch das evanglische Krankenhaus im Weyertal gällt. Er stürzt
zur Tür heraus, doch für die erdrosselte Krankenschwester kommt jede Hilfe zu
spät.
Ein Jahr später hat Willa noch immer an den inneren und äußeren
Verletzungen nach Erwachen aus dem Koma zu kämpfen. Auf Harros Rat hin, sucht
sie eine Privatklinik in Saarbrücken auf. Eine Krankenschwester mit österreichischem
Einschlag spricht sie auf ihre gemeinsame Grundschulzeit an, an die Willa sich
nicht mehr zu erinnern vermag. Auch, daß sie einen Todesengel in der Klinik
beobachtet hat, vertraut sie ihr an. Damit werden sämtliche Ermittlerinstinkte
in Willa wieder geweckt, die derzeit in den Innendienst versetzt ist. Sie setzt
Himmel und Hölle in Bewegung, um diesen Vorgängen in der exklusiven
Privatklinik auf den Grund zu gehen. Dabei soll ausgerechnet Kollege Zauber,
der die Ermittlungen in der Kölner Klinik vermasselt haben soll, als ihr
Kontaktmann dienen. Beide lechzen nach Rehabilitation.
Ganz nah am Geschehen, und doch keine Hilfe bei der Ermittlungen, dank des
Komas. Für Willa eine komische Situation, nicht so sehr jedoch, wie der Unwille
ihres Körpers ordentlich zu funktionieren. Die Schmerzen quälen sie ständig und
beim Laufen versagt ihre Hüfte auch immer wieder den Dienst. Die junge
Ermittlerin fühlt sich gestrandet, um ihren Elan und ihren Biss gebracht. Doch
ihre Instinkte erwachen wieder, auch wenn sie die „Schulfreundin“ noch nicht
einmal mag, oder sich überhaupt an sie zu erinnern vermag.
Eine sehr interessante Perspektive, mit einer Ermittlerin im Koma und einer
offensichtlich psychisch gestörten Person, die in ihrer unmittelbaren Umgebung
einen Mord begeht. Einer, der erkaltet und nicht aufgeklärt wird. Ein
derartiger Vorfall wiederholt sich dort nicht nochmal, der Täter scheint
davonzukommen. Aber es ist nicht Willas Fall, anders, als der saarländische
Todesengel, den sie unbedingt zu Fall bringen will, sie spürt es ganz tief in
sich drin, das da was nicht stimmt und so steigt sie in den Klinikalltag mit
all seinen Intrigen, Klatsch und Tratsch ein und tritt auf der Stelle! Erst mal
zu ihrem Bedauern nur als externe Beraterin.
Man spürt ihre Frustration richtig, daß nicht klar ist, ob überhaupt ein
Fall vorliegt, oder ob sie riskiert sich vollends lächerlich zu machen. Dies
macht einen Teil des Spannungsbogens aus. Verbrechen oder Hirngespinnst? Die
Autorin spielt mit der Erwartungshaltung der Leser. Immer wieder hat sie mich
an einem Punkt erwischt, an dem ich denke „och nö!“ und dann dreht sich der
Plot und ich kann mir das Grinsen nicht verkneifen, denn ich fühle mich in
meiner Voreingenommenheit ertappt! Ein herrliches Spiel mit unseren Vorurteilen
und Klischees. Obwohl lange Zeit kein offizieller Fall vorliegt, ist man doch
in den Bann des Klinikgeschehens und der „Vielleicht-Ermittlungen“ gezogen.
Dieser Fall liest sich leicht und flüssig, aber ohne die humorigen Elemente,
die andere Krimireihen von ihr haben. Der Gedanke, daß eventuell ein Mord
geschehen sein könnte, den noch nicht einmal erfahrene Pathologen feststellen
können, ist auch ein wenig gruselig. Es nagt an unseren Manifesten der
Wissenschaftsgläubigkeit. Gibt es den perfekten Mord etwa doch? Während die
eigenen Gedanken Karrussel fahren, versteht man langsam Willas verzweifelte
Verbissenheit. Sie will sich beweisen, aber auch auf keinen Fall einen Täter
oder eine Täterin ungeschoren entwischen lassen.
Willa ist ein kantiger Charakter, keiner bei dem man sofort denkt, daß man
mit der unbedingt mal Kaffee trinken gehen muss. Aber sie ist interessant,
selbstkritisch und wächst einem mit der Zeit ans Herz. Ihr Verhältnis zu
Männern scheint etwas kompliziert zu sein. Da wir uns noch nicht so lange
kennen (es ist mein erster, aber sicher nicht letzter Fall von ihr) weiß ich
nicht warum, oder was dahinter steckt. Eine Ermitterlin mit Persönlichkeit und
Profil, das mag ich gerne, ebenso wie ihr Gewissen, daß sie immer mal wieder daran
hindert, die eine oder andere Dummheit zu begehen, oder eben gerade deswegen.
Ein Krimi mit dem man gut ohne Vorkenntnisse in die Reihe starten kann, der
aber auch nicht zuviel über die Vorgängerbände verrät.
Ein sehr ungewöhnlicher Krimi, den ich gerne weiterempfehle, nicht nur für
Saarländer, Kölner oder steirische Sturköpfe ;)
Vielen lieben Dank an Isabella Archan und das Team vom Conte-Verlag, die
mir das Manuskript anvertraut haben. Am Freitag 18.10.19 könnt Ihr Isabella am
Stand des Conte Verlags in Halle 4.1/G38 treffen, Euch die in der Blogtour
verloste Geschichte abholen und signieren lassen. Schaut unbedingt auf der
Verlagsseite nach, dort findet Ihr alle Links zu den Stationen der Tour, wo ihr
die einzelnen Buchstaben findet, die Euch zum Lösungswort führen. Denn es gibt
einen ganz uns gar einzigartigen Gewinn: eine Rolle in einer Geschichte,
die Isabella für den Namen Eurer Wahl schreibt. Das kann Euer Name sein, oder
der einer anderen Person, die ihr mit diesem ganz besonderen Geschenk überraschen
wollt! Viel Glück!
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