Die Unausstehlichen & ich – Das Leben ist ein Rechenfehler, Vanessa
Walder, Illustration Barbara Korthues, Loewe Verlag
Enni (11) ist ein Heimkind, das schon in verschiedenen Heimen, WGs und auch
Pflegefamilien war. Doch mit ihren Wutausbrüchen, bei denen es in ihren Ohren
rauscht und sie nur noch rot sieht, bleibt sie nirgends lange. Bis sie in eine
wirklich nette Pflegefamilie kommt, die sie wie eine Tochter behandelt. Ihr
Pflegebruder Noah (12) ist einsame Spitze! Hier will sie nie wieder weg. Doch
dann muß der Pflegevater beruflich in die Schweiz, da soll Enni dann doch nicht
mit. Noah flippt aus und zieht Enni mit in seinen unüberlegten Plan mit hinein.
Da ist Ärger vorprogrammiert und Enni landet in einem piekfeinen Privatinternat
für Schüler mit besonderen Bedürfnissen. Eigentlich ist es dort gar nicht
schlecht, selbst die Lehrer erkennen ihre mathematische Begabung. Doch Enni
will abhauen und Noah finden. Leider gleicht Internat Saaks fast einer Festung
und diese zu verlassen wird ihre kniffeligste Knobelaufgabe, bei der sie
zwangsläufig Hilfe braucht....
Nach ihrer Ausbruchsaktion muß Enni zum
Schulpsychologen, da erzählt sie dann die ganze, wahre ungeschönte Geschichte.
Natürlich mit den in Saaks verpönten und strafbewehrten Flüchen und
Schimpfwörtern. Aber was soll man schon sagen, wenn das Leben …. Eben! Aber in
einem Kinder- und Jugendbuch? Da hilft nur die Zensur und an Stelle jedes
unziemlichen Begriffes liest man dann schwärzendes Krickelkrakel, da kann der
Leser sich selbst denken, was sie wohl so gesagt haben könnte und seiner
Schimpfkreativität freien Lauf lassen. Die Gedanken sind frei... beim Lesen
auch! Meine Töchter (12 und fast 10 Jahre alt) fanden das sehr lustig, denn
Enni nimmt kein Blatt vor den
Mund. Durch die Ich-Perspektive weiß der Leser
immer nur so viel, wie Enni bzw. so viel, wie sie von sich Preis gibt, denn
über ihre Eltern spricht sie nicht und wehe wer sie bei dem Namen nennt, den
ihr ihre Eltern gaben!
Enni hat viel mitgemacht bisher in ihrem Leben und sich
diverse Überlebensstrategien angeeignet, über die die meisten Leser aus
behüteten Elternhaus nur staunen können (und die sie hoffentlich nicht anwenden
wollen).
Richtig toll finde ich den Inklusionsgedanken in dieser Geschichte.
Alle haben ihren Ballast mit sich herum zu tragen, aber niemand möchte deswegen
bemitleidet werden, sondern als Mensch für voll genommen werden. So lernt man
durch Enni, die fast schon alles gesehen hat, ihre Mitschüler mit ihrem Blick
kennen, immer erst die Person mit ihren Besonderheiten, bis auf das Handicap,
das erwähnt sie immer so nebenbei. Das finde ich sehr charmant, mal den Focus
weg von der Behinderung zu nehmen und sei es „Diätis“ (dieser Begriff, ist doch
ein Knaller, oder?).
In einzelnen Kapiteln schildert Enni ihre prägenden
Erlebnisse und daher sind sie oft nach der gerade prägenden Person benannt. Das
führt zu einer ungewöhnlichen Erzählweise, die sich angenehm abhebt, auch durch
die Zensuren. Enni ist so ungewöhnlich, daß die Geschichte zu überraschen mag.
Es ist nicht von Anfang an klar, was mit Enni passiert, man weiß nur sie hat
Ärger und echt was auf dem Kerbholz und muß nun mit einem Psychodoc sprechen,
wer das aber ist, zeigt sich erst nach ein paar Kapiteln, weil diese Erkenntnis
bereits etwas über das Ende verrät, aber es ist ja auch eine Fortsetzung mit
den
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Vanessa Walder und dem Loewe Verlag für
diese schöne Leserunde.
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